Christine Müller
Wie erleben Sie Ihre Arbeit in Zeiten von Corona?
Unsere Kontakte mit den Klienten und Patienten finden über Telefon, online sowie persönlich mit Abstand und unter Einhaltung der Hygiene-Regeln statt.
Hier einige Beispiele unserer Arbeit …
- Ich begleite seit vergangenem Jahr einen jungen Menschen mit Mischkonsum, der nun eine Ausbildung macht. Damit er dies nicht aufs Spiel setzt stehen wir in ständigem Kontakt.
- Ein Lotsin und eine Lotse haben mit Betroffenen regelmäßige Gespräche geführt und dazu beigetragen, dass diese auf die Entgiftungsstation kommen konnten.
- Ein weiterer Lotse begleitet intensiv und persönlich einen Betroffenen, der nun wieder rückfällig geworden ist.
Wir versuchen hier trotz alledem alles zu tun, was in unserer Macht steht.
Mit welchen Anliegen, Sorgen und Nöten wenden sich Menschen an Sie?
Es sind Menschen mit einer Suchtmittelabhängigkeit mit denen wir Kontakt aufnehmen. Unser Ziel ist es, diese Menschen schon möglichst im Akut-Krankenhaus, auf der Entgiftungsstation bzw. in der ambulanten und stationären Reha kennen zu lernen. Wir treten mit ihnen in Kontakt, vorausgesetzt sie möchten dies, damit sie auf einen Weg in ein beständiges suchtfreies Leben hineinfinden. Nach Möglichkeit nehmen die ehrenamtlichen Lotsen diese Menschen nach einer gewissen Zeit mit in ihre Suchtselbsthilfegruppe oder docken sie in der professionellen Suchthilfe an oder am besten beides. Dort sind diese Personen super in ein soziales Netzwerk eingebunden, um ihre Persönlichkeit zu stabilisieren und weiter zu entwickeln.
Welches persönliche Erlebnis stimmt Sie zuversichtlich?
Zuversichtlich stimmt mich jeder Einzelne, der den Weg aus der Sucht schafft oder geschafft hat. Ich leite in diesem Jahr seit 25 Jahren die Suchtselbsthilfegruppe in Raunheim und bin in etlichen überregionalen Gremien tätig. Seit 2018 verknüpfe ich meine ehrenamtliche Tätigkeit mit der Arbeit als Koordinatorin im Lotsennetzwerk. Die Personen mit einer Suchtabhängigkeit sind auch in Zeiten der Corona Pandemie nicht verschwunden, im Gegenteil, Angst, Unsicherheit, Arbeitslosigkeit, Probleme in der Familie machen vor der Pandemie nicht Halt. Wir werden gerade in schwierigen Zeiten um so mehr gebraucht, um Menschen zu unterstützen und zu begleiten.
Caritas in Zeiten von Corona bedeutet für mich ...
… mehr Öffentlichkeitsarbeit, noch präsenter sein in der Tagespresse, in Fachzeitschriften, in Krankenhauszeitschriften, in den Caritas-Zeitschriften die regelmäßig erscheinen sowie der Zeitschrift der Trockenpresse. Ebenso wichtig ist die ständige Kontaktpflege mit den Einrichtungen und den Lotsen um noch mehr Lotsen zu motivieren, sich an diesem Projekt zu beteiligen.