Markus´ Slam
Das Bild des Menschen
Willkommen, willkommen
Und hereinspaziert in unser Zelt
Für ein klein wenig Geld und Aufwand, versteht sich,
gehört dir und dir und dir
die Welt
Nehmet Platz und habt Geduld, die Show beginnt,
wenn der Vorhang fällt.
Doch du stehst vor dem Zelt, du bist allein hergekommen und traust dich
nicht. Der Schritt zurück wäre für dich ein Rückschritt, doch du stehst vor
einer Wand ohne Ausweg. Denkst du bist in einer Traumwelt, denn du
weißt nicht wie du hergekommen bist und was dich in diesem Traum hält,
doch bemerkst du, wie du Stück für Stück aus der Masse herausfällst.
Ein Blick reicht aus, siehst den Hass in deiner Umwelt, aber ignorierst ihn,
wäschst und rasierst dich und regelst es mir dir selbst, damit dein Weltbild
nicht umfällt. Die Masse verschwindet und du bist allein. Die Show
beginnt und auch die Letzten gehen rein.
Doch du nicht, denn du willst dort nicht sein. Hast zwar kein Heim, aber
siehst es nicht ein. Nimmst den Schlafsack und Plane. Hauptsache trocken
muss es sein.
Das Jahr verrinnt, der Zirkus verschwindet, bis er sich 12 Monate später
wieder an der selben Stelle befindet. Und wieder stehst du da. Hörst die
Stimme des Sprechers:
Willkommen, willkommen,
Und hereinspaziert in unser Zelt
Es brauch nicht viel, um diese Show zu sehen
Doch ihr müsst uns verstehen, auch wir müssen von irgendwas Leben,
Also zeigt uns, dass ihr es wollt, und für ein - zwei Gold
Ist im Zelt Platz für Alle
So tretet ein, bevor der Vorhang rollt.
Die Stimme hallt in deinem Kopf, du fragst dich, "Ja Nein Doch" und
Menschen gehen an dir vorüber. Erntest die gewohnten Blicke. Sie werden
spürbar. Doch bleibt es nicht beim Vorbeigehen. Manche Menschen
bleiben stehen. Helfen jedoch nicht, sondern beleidigen dich. Du seist
Abschaum und dich will hier niemand sehen. Kommst aus einem anderen
Land und solltest dorthin zurückgehen. Du reagierst nicht mit Groll, fragst
dich nur was das soll und hoffst, dass sie wieder verschwinden.
Ich bin unterwegs zum Zirkus. Um mich die Masse, in der ich mich
langsam zur Kasse treiben lasse. Dann seh‘ ich dich, wie du daneben
stehst. Keinen Schritt vor oder zurück gehst.
Und ich löse mich aus der Menge, während ich meine Vorurteile verdränge
und spreche dich an. Denn man sollte Kontakte und Kommunikation nicht
nach Stand oder Aussehen wählen. Hör‘ einem Menschen zu und lass ihn
seine Geschichte erzählen, damit du begreifen kannst und ihn vielleicht ein
bisschen mehr verstehen.
So sitz ich jetzt hier, du erzählst von dir und sagst, dass es schier
unglaublich sei, wie diskriminierend Menschen sein können. Dieser Hass
würde fast jeden Menschen dazu bewegen, sich darüber aufzuregen und
aufzustehen und mit selben Mitteln gegen Andere vorzugehen. Aber du
sitzt hier vor mir. Lächelst und meinst, dass Diskriminierung sinnlos sei.
Dass du versuchst, egal wen und ob du ihn magst oder nicht, gleich zu
behandeln, nicht zuletzt um ihr Weltbild ein klein wenig zu wandeln, aber
vor Allem, weil du es gerne tust und nicht sein willst, wie die. Und immer,
wenn du an eine Person herantrittst, schaust du in einen Spiegel und spürst
wie schlechte Erfahrung vorbeiblitzt, lächelst sie an und tust dein Bestes,
bist nett und höflich, denn das ist was du möchtest.
Das Leben auf der Straße ist hart und ungerecht, doch du sitzt hier neben
mir, ohne Bart und verwunderst mich. Bist nicht das Klischee, was sich in
der Gesellschaft untermischt, sondern ein Mensch wie ich, der mit weniger
Glück gesegnet ist.
Du hast Fehler, die habe ich auch. Und so breitet sich, aus dem Bauch
heraus, dieses Gefühl aus. Die Angst eines Tages dort zu stehen, wo du
jetzt bist und frage dich, was, wenn du dein Leben neu leben würdest,
anders ist. Und was ich tun kann, um nicht dort zu landen, wo es so hart,
wie für dich jeden Tag, ist. Und du schaust mich an und sagst: "Wie kann
man vorbereitet sein, auf das Unerwartete." Aber hörst dann nicht auf,
meinst, es nimmt irgendwie seinen Lauf und "Wenn du fällst, ist nicht
wichtig, dass du gefallen bist. Hauptsache du stehst wieder auf."
Markus