Mainz. Die Caritas im Bistum Mainz trauert um ihren langjährigen Vorsitzenden Domkapitular Prälat Günter Emig. Als Diözesancaritasdirektor hat er die Arbeit der Caritas von 1976 bis 1999 maßgeblich geprägt und immer wieder auf die Höhe der Zeit gebracht. Für seinen beharrlichen Einsatz als "Anwalt Benachteiligter" wurde er 1987 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Emig war am Freitag, 07. Oktober im Alter von 93 Jahren in Mainz gestorben.
"Domkapitular Emigs Wirken war für die Caritas wegweisend und zwar weit über das Bistum Mainz hinaus", sagte Diözesancaritasdirektorin Nicola Adick am Montag. "Tiefverwurzelt im Glauben trat er als Anwalt für Menschen am Rande unserer Gesellschaft ein, für arme, suchtkranke, langzeitarbeitslose Menschen zum Beispiel - aber auch für alte Menschen, Kinder und Familien. Trotz seines freundlichen, bescheidenen Auftretens scheute er keine Konflikte und nahm die Politik immer wieder in die Pflicht. Als etwa die Caritas 1986 im rheinland-pfälzischen Landtag öffentlichkeitswirksam eine irreguläre Sozialhilfepraxis zu Lasten der Hilfeempfänger anprangerte, trug Emig die Aktion mit allen Konsequenzen mit. Aber auch als Leitungskraft bleibt Emig uns in Erinnerung: Er war bei den Caritas-Mitarbeitenden außerordentlich anerkannt und geschätzt."
Diözesancaritasdirektorin Regina Freisberg erinnerte daran, dass Emig die Caritas immer wie-der an neuen Erfordernissen ausrichtete und Innovationen vorantrieb. So brachte er 1970 mit den Caritas-Kolleginnen Getrud Skowronski und Marta Belstler in Worms die erste Sozialstation Deutschlands auf den Weg. Das gemeinsam entwickelte Konzept eines mobilen Dienstes, der pflegebedürftige Menschen in den eigenen vier Wänden professionell versorgt, gab eine Antwort auf den Rückzug von Ordensschwestern aus der Gemeindekrankenpflege. "Das heutige Gesicht der Caritas im Bistum Mainz wäre ohne Domkapitular Emig nicht denkbar gewesen", so Freisberg. "Er prägte die moderne Struktur mit fünf selbständigen Bezirkscaritasverbänden und weiteren korporativen Mitgliedern unter dem Dach des Diözesancaritasverbandes. Aber auch der Ausbau der offenen Arbeit und der vielfältigen Beratungsdienste haben wir ihm zu verdanken."
Der Geschäftsführer der Caritas Altenhilfe St. Martin Rheinhessen, Markus Hansen, würdigte Emigs großen Einsatz für die Altenhilfe der Caritas im Bistum Mainz. So führte er in den 1990er Jahren verschiedene kleinere Einrichtungen und Krankenhäuser unter dem Dach des damaligen Caritas-Werks St. Martin gGmbH zusammen. In Mainz-Drais trieb er Anfang der 1990er Jahre maßgeblich die Vergrößerung und Modernisierung des Altenzentrums Maria Königin voran. Auch die Gründung des Christophorus Hospizes 2002 als drittes stationäres Hospiz in Rheinland-Pfalz unterstützte Emig intensiv. "Domkapitular Emig, der die letzten Jahre seines Lebens in großer Zufriedenheit in unserem Altenzentrum Maria Königin verbrachte, hatte immer einen interessierten und mahnenden Blick auf strukturelle Entwicklungen in der Pflege. Wir werden ihn als Gesprächspartner sehr vermissen", so Hansen.
Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf feiert das Pontifikalrequiem für Domkapitular Emig am Freitag, 14. Oktober, um 10.00 Uhr im Mainzer Dom. Anschließend findet die Beisetzung durch Domdekan Henning Priesel auf dem Domfriedhof statt.
Günter Emig wurde am 24. Juni 1929 in Weinheim/Bergstraße geboren. Nach seinem Theologiestudium wurde er am 26. Juli 1959 durch Bischof Dr. Albert Stohr in Mainz zum Priester geweiht. Zunächst wirkte er als Kaplan in Bad Nauheim. 1964 wurde Emig Caritas-Rektor in Mainz und 1968 Diözesanseelsorger für Blinde und Gehörlose. Kardinal Hermann Volk ernannte ihn 1976 zum Diözesan-Caritasdirektor. Daneben verwaltete er von 1975 bis 1981 die Pfarrei Maria Königin in Mainz-Drais. Zusätzlich übernahm er die Aufgabe des Diözesan-Seelsorgers des Malteser-Hilfsdienstes (MHD) bis 1986. In diesem Jahr ernannte ihn Bischof Dr. Karl Lehmann zum Dezernenten für Caritas und Sozialarbeit im Bischöflichen Ordinariat. Zugleich berief er ihn in das Domkapitel und in den Geistlichen Rat des Bistums.
Nach seiner Entpflichtung als Diözesan-Caritasdirektor ernannte ihn Bischof Lehmann 1992 zum Vorsitzenden des Caritasverbandes für die Diözese Mainz. Neben seinen Aufgaben in der Caritas war Emig Mitglied in mehreren Verwaltungsräten kirchlicher Einrichtungen, u.a. der Trägergesellschaft der Katholischen Hochschule Mainz und des Instituts für Lehrerfort- und -weiterbildung in Mainz. Überdiözesan wirkte er mehrere Jahre als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Caritasverbände in Rheinland-Pfalz und als Vorsitzender der Liga der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in Rheinland-Pfalz. Für seine Verdienste wurde Emig mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit den Päpstlichen Ehrentiteln Monsignore im Jahr 1982 und Päpstlicher Ehrenprälat (1990) sowie mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande (1987). 1999 trat er in den Ruhestand.