Wiesbaden 22.05.2023. Eine Reform der Krankenhausfinanzierung muss die wohnortnahe Versorgung sichern, sie muss die Bedarfsplanung in den Regionen belassen und die Trägervielfalt gewährleisten. Nur so können nach Einschätzung des Deutschen Caritasverbandes und seiner Mitgliedsverbände die Erfordernisse einer "Medizin für die Menschen" erfüllt werden.
"Wenn die von der Expertenkommission des Bundesgesundheitsministers vorgeschlagenen Empfehlungen Gesetz werden, wären in Hessen viele Krankenhaus-Standorte gefährdet. Für die Patientinnen und Patienten bedeutet das lange Wege und schlechtere Versorgung", sagte Regina Freisberg, Vorsitzende der Hessen-Caritas. "Außerdem wird der Pflegenotstand weiter verschärft, weil allein in Hessen hunderte von Ausbildungsplätzen für den Pflegeberuf, die die Krankenhäuser derzeit anbieten, wegfallen würden."
Nach Ansicht des Deutschen Caritasverbandes sind Reformen im Gesundheitswesen notwendig, aber sie dürfen nicht zu "wilden Einschnitten in die Krankenhauslandschaft" führen. "Amputationen leistungsfähiger Kliniken, die für die lebensweltnahe Gesundheitsversorgung von Kindern, alten Menschen, von Notfallpatienten und Schwangeren dringend benötigt werden, dürfen wir nicht zulassen", erläuterte Regina Freisberg.
Weiterhin machte sie deutlich, dass bereits heute die Gesundheitsversorgung in Hessen, - vor allem im Bereich der medizinischen und pflegerischen Basis- und Langzeitversorgung - alarmierende Lücken aufweist, die sich absehbar ausweiten werden. "Menschen mit chronischen und Mehrfacherkrankungen und die zu erwartende große Anzahl älterer Menschen, die Betreuung und Versorgung in verschiedener Hinsicht benötigen, haben andere Bedarfe, denen von unserem auf Akutversorgung ausgerichteten Gesundheitssystem nur unzureichend begegnet wird; Mindestens ebenso wichtig sind Hilfen bei der Alltagsbewältigung, Betreuung und Pflege. Eine auf diese Anforderungen ausgerichtete Gesundheitsversorgung muss entsprechend prioritär wohnortnah wirken und dort medizinisch-pflegerische Angebote übergreifend verbinden."
Die Krankenhausreform müsse die stationäre Akutmedizin mit der ambulanten Versorgung, der Langzeitpflege und weiteren Bereichen der Gesundheitsversorgung wie der Behindertenhilfe oder der Rehabilitation zusammendenken, forderte Freisberg. "Nur dann wird eine konsequente Orientierung am Wohl der Patientinnen und Patienten gelingen."
(Verfasst durch: Julia Gaschik, Referentin Kommunikation, DiCV Mainz)
Hintergrund
Nachdem die "Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung" Empfehlungen für eine Reform der Krankenhauslandschaft ausgearbeitet hat, will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach noch vor der parlamentarischen Sommerpause gemeinsam mit den Ländern einen Gesetzentwurf vorlegen.
In diesem Positionspapier (LINK) formuliert der Deutsche Caritasverband seine Erwartungen an eine Krankenhausreform. Der kkvd hat es seinerseits konkretisiert.