Mainz. - Kardinal Karl Lehmann hat die neue Geschäftsstelle des
Caritasverbandes für die Diözese Mainz in Mainz-Bretzenheim mit einem
Gottesdienst und einem Festakt eingeweiht, an dem rund 150 Gäste teilnahmen.
Dabei benannte der Kardinal das neue Caritashaus der Diözese nach Bischof
Albert Stohr, seinem Vor-Vorgänger, der die Caritasarbeit im Bistum Mainz in
der schweren Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg neu strukturiert hatte. Im
Anschluss an die Einweihung fand ein „Tag der offenen Tür“ statt, den viele Menschen
insbesondere aus dem Mainzer Stadtteil Bretzenheim nutzten, um sich über die
künftige Arbeit der Caritas in dem neuen Haus zu informieren. Das neue Haus ist
Geschäftsstelle für die Vertretungsarbeit der Caritas als Spitzenverband der
freien Wohlfahrtspflege und Tagungshaus für Fort- und Weiterbildungen zugleich.
„Das neue Haus ist Zentrum für Sammlung und Sendung“, charakterisierte
Kardinal Lehmann die Aufgabenstellung des neuen Hauses. Er erinnerte an den
Grundauftrag der Kirche. Glaube, Gottesdienst und Nächstenliebe gehörten untrennbar
zusammen. „Albert Stohr war ein Bischof des Wiederaufbaus in der
Nachkriegszeit, tatkräftig und mit Weitsicht“ erinnerte der Kardinal an den
Namensgeber des neuen Gebäudes. Er würdigte dessen Widerstand gegen den Nationalsozialismus
und sein Engagement für Flüchtlinge und die Not der Kriegs- und Nachkriegszeit.
Nach dem Krieg hatte Bischof Stohr die Caritasarbeit im Bistum Mainz neu
aufgebaut. Lehmann: „Bischof Stohr ist uns Ansporn und Mahnung für den Weg in
die Zukunft.“
An der Einweihung nahm auch die 91-jährige Theresia Lutz aus Mainz als
Zeitzeugin teil. Sie hatte lange Jahre für die Caritas gearbeitet und berichtete
von Stohrs
Wirken und Persönlichkeit.
„Bischof Stohr hätte sich sehr gefreut“, ist sie sich sicher.
Von der Innenstadt nach
Mainz-Bretzenheim
Der Diözesancaritasverband ist in das ehemalige Berthier-Haus gezogen,
das er vom Orden „Missionare von der heiligen Familie“ gekauft hatte. Das
ehemalige Begegnungs- und Weiterbildungshaus wurde umgebaut und modernisiert.
Der Orden hat ein kleines Gebäude auf dem Gelände bezogen und wird in der
Kapelle weiterhin öffentlich zugängliche Gottesdienste feiern. Umziehen musste
der Diözesanverband nach 81 Jahren, weil das ehemalige Haus in der Nähe des
Südbahnhofs in der Mainzer Altstadt sanierungsbedürftig war. Es wurde an einen
privaten Investor verkauft.
Geschäftsstelle und Tagungshaus
In der rund einjährigen Umbauzeit wurde das Haus modernisiert. Unter anderem wurden neue gläserne Speiseräume und ein neuer, offener Empfangsbereich gebaut. Ein neuer Aufzug und elektrische Türen machen das Haus behindertenfreundlich und barrierefrei. Die Kosten für den Umzug liegen bei drei Millionen Euro. Vor der Geschäftsstelle steht die Kapelle. „Sie soll Mittelpunkt unserer Arbeit sein“, erklärte Diözesancaritasdirektor Peter Deinhart, was auch durch die nach oben offene Architektur des Innenraums deutlich werde. „Unsere caritative Arbeit soll offen sein und bei Gott geerdet werden“; so Deinhart weiter. Aber das neue Gebäude ist nicht nur Geschäftsstelle für die rund 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Diözesancaritasverbandes, sondern auch Tagungszentrum für Fort- und Weiterbildungen. Das Haus bietet Raum für rund 70 Tagungsgäste. Andere Gruppen, Verbände und kirchlich-caritative Initiativen seien herzlich willkommen.
Dass „Kirche Caritas ist“, wurde beim Gottesdienst deutlich. Gekommen
waren neben Kardinal Lehmann auch Weihbischof Dr. Werner Guballa, Bischofsvikar
für die Caritas, und der Generalvikar des Bistums, Prälat Dietmar Giebelmann.
Nach dem Gottesdienst gingen Kardinal Lehmann und Caritasdezernent Domkapitular
Hans-Jürgen Eberhardt durch die modernen und hellen Räume der Geschäftsstelle
und segneten sie.
Tag der offenen Tür
Nachmittags wurde das neue Domizil bei einem „Tag der offenen Tür“ der
Öffentlichkeit vorgestellt. Die Gäste nutzten die Gelegenheit, sich über die
Arbeit der Caritas zu informieren, Kapelle und Büroräume zu besichtigen und mit
den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu sprechen. Im Mittelpunkt standen
Informationen über aktuelle Wohnformen für ältere Menschen, Initiativen der
Armutsbekämpfung, das Netzwerk Leben und seine Hilfen für Frauen und Familien,
die durch Schwangerschaft und Geburt in Notlagen kommen. Zu besichtigen war
außerdem die Foto-Ausstellung „Innenansichten – Bilder aus der Abschiebehaft
Ingelheim“.
Oliver Schopp-Steinborn