Mainz. „Die Werte
und ihre Begründung gehen aus christlicher Sicht jeweils von der
Gottebenbildlichkeit des Menschen aus. Diese gibt dem Menschen eine eigene
Würde, einen Wert an sich, der ihn unverfügbar macht gegenüber allen Mächten
und Gewalten dieser Zeit.“ Das sagte der Mainzer Weihbischof Dr. Werner Guballa
bei der Eröffnung des Tages der Caritas 2005 am 9. Juni im Erbacher Hof in
Mainz. Die Veranstaltung, bei der die ZDF-Moderatorin Gundula Gause das
Impulsreferat hielt, stand unter der Überschrift „Werte leben in Familie,
Schule und Gemeinde“. Dass Werte unabdingbar zu einem gelingenden Leben
dazugehören, war einhelliger Tenor der anschließenden Podiumsdiskussion.
In der
Gottebenbildlichkeit sah Weihbischof Guballa unter anderem das Recht des Menschen
auf Leben oder das Recht auf Entfaltung seiner Persönlichkeit begründet. Er
stellte aber auch fest, dass Werte zunehmend kritisch betrachtet werden: „Ordnungen,
die lange Zeit unbefragt getragen haben und nicht zur Diskussion standen,
werden in Frage gestellt.“ Guballa nannte in diesem Zusammenhang die Stichworte
Ehe, Familie, die Heiligkeit des Sonntags oder die aktive Sterbehilfe. Zudem
drohten diejenigen, die Überkommenes und in Jahrtausenden Bewährtes
verteidigten, in der heutigen Gesellschaft zum Außenseiter zu werden.
Gause: Familie ist Keimzelle der Gesellschaft
In ihrem Impulsreferat
betonte die ZDF-Moderatorin Gundula Gause, dass Kinder innerhalb
der Familie die „Grundlage für ihr
Wertebewusstsein“ erhielten. Als „Ausgangskoordinate“ für Werte wie Verantwortungsbewusstsein,
Toleranz, Verlässlichkeit oder Ehrlichkeit nannte sie die Liebe. Voraussetzung
für das menschliche Miteinander sei der christliche Glaube. In diesem
Zusammenhang maß die Journalistin dem christlichen Kindergarten eine hohe Bedeutung
zu. Im Kindergarten lernten Kinder spielend die Welt des Glaubens kennen, hier
würden sie in den Alltag des Glaubens eingeführt. Gause hob hervor, dass die
Familie die Keimzelle der Gesellschaft darstelle. Weiter sagte sie, dass die
Familie die Basis für das gesellschaftliche Miteinander bilde.
Podiumsdiskussion zum Thema Werte
In der anschließenden
Podiumsdiskussion, die von der Caritas-Referentin Ute Strunck moderiert wurde,
betonte Margret Mayer vom Caritasverband Worms, dass bei vielen Menschen die
Sehnsucht nach einer Familie sehr groß sei. Sie mache aber auch die Erfahrung,
dass viele Familien zerbrochen seien. Zudem betonte die Caritasdirektorin, dass
Werte positiv erfahrbar sein müssten. Menschen müssten sich für sie in Freiheit
entscheiden können.
Professor Hans Zeimentz,
Mainz, sagte, dass menschliche Werte mit Leben erfüllt werden müssten. Den
Menschen müsse deutlich werden, warum es sich lohne, bestimmte Werte zu leben.
Auch seien Werte stets einem gewissen zeitlichen Wandel unterworfen. Beispielsweise
gelte der Satz „Gehorsam ist des Christen Zier“ nicht mehr so wie noch vor 50
Jahren.
Herta Wiprich vom
Caritasverband Mainz unterstrich, dass Leben ohne christliche Werte nicht
möglich sei. Werte würden vor allem durch Eltern an ihre Kinder weitergegeben.
Dies sei mit Schwierigkeiten verbunden, da Eltern Kindern zum einen die
Freiheit zur persönlichen Entfaltung geben müssten, zum anderen klare Grenzen
zu ziehen hätten. Christliche Werte könnten dabei gleichsam Wegweiser sein.
Workshops am Nachmittag
Am Nachmittag setzten
sich die rund 70 Teilnehmer am Tag der Caritas in sechs Workshops mit dem Thema
der Veranstaltung auseinander. Die Workshops beschäftigten sich unter anderem
mit „Gewaltprävention in Jugendgruppen“, „Religionsunterricht in der
Berufsschule“ oder mit „Unterstützung von Erziehung im Alltag und in Krisen“.
Der Tag schloss mit einer Vorstellung des Wiesbadener Improvisationstheaters
„Für Garderobe keine Haftung“.
Alexander Matschak