21. September 2010
„Weniger Misstrauen, mehr Respekt“
Beim „Forum Sozialpastoral“
berichten Experten über Ausgrenzungs-Erfahrungen
Heppenheim.
Als erfolgreichem Unternehmer sind Klaus Vock die
Türen aufgehalten worden. Heute – als Bezieher von Sozialleistungen – muss er
„an Türen kratzen, um Unterstützung zu bekommen“, sagt der 48- jährige
Bensheimer. Als einer von fünf Expertinnen und Experten berichtet Vock beim
diesjährigen „Forum Sozialpastoral“ darüber, wie er Ausgrenzung am eigenen Leib
erfahren hat. Die Veranstaltung der Initiative Sozialpastoral im Bistum Mainz,
die am 03. November in Heppenheim im Haus am Maiberg stattfindet, richtet sich
an haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Caritas und
Pastoral.
Dass von Armut betroffene
Menschen an der Tagung mitwirken, freut Renate Flath von der Initiative Sozialpastoral
im Bistum Mainz ganz besonders: „Wenn wir dazu beitragen wollen, dass Teilhabe
gelingt, müssen wir immer wieder einüben, zuzuhören und zu fragen, was unser
Gegenüber tatsächlich braucht.“ Die authentischen Berichte der Expertinnen und
Experten, leisteten dazu einen wichtigen Beitrag. Außer dem Unternehmer Vock,
der sich seit einer schweren Erkrankung nur durch ergänzende Sozialleistungen
über Wasser halten kann, berichten auch eine Mitarbeiterin aus dem
Einzelhandel, eine alleinerziehende Mutter und eine Einwanderin von ihren
persönlichen Ausgrenzungs-Erfahrungen.
Das
„Forum Sozialpastoral“ findet zum achten Mal in der Akademie des Bistums am
Maiberg, statt. Ein wichtiges Ziel der Tagung besteht für Renate Flath darin,
dass sich bestehende Armutsinitiativen im Bistum besser kennen lernen und
vernetzen: „Wir wollen voneinander lernen und uns in unserem sozialpastoralen
Handeln gegenseitig bestärken.“
Den
Tagungsteilnehmern erleichtert am Vormittag ein Film über die Gemeinwesenarbeit
im Darmstädter Pallaswiesenviertel den Einstieg ins Thema. Im Vortrag „Es fehlt
mehr als Geld! Exklusion und andere Folgen der Armut“ wird Mario Junglas,
Direktor des Berliner Büros des Deutschen Caritasverbands, vor allem die
nicht-materiellen Folgen von Armut beleuchten. Jungglas: „Armut bedeutet
Abhängigkeit von Transfers und Unterstützung, Einschränkungen in der
Gesundheit, der Bildung und den sozialen Beteiligungsmöglichkeiten, kurzum:
Unfreiheit in der Gestaltung des eigenen Lebens.“ Den Schlüssel zu Freiheit und
Selbstbestimmung sieht der Theologe und Jurist deshalb in Arbeit, Bildung und
selbstbestimmter Teilhabe an gesellschaftlichen Prozessen.
Nicht mehr auf Rolle des
Sozialleistungs-Empfängers festgelegt zu werden, das wünscht sich auch der
Bensheimer Klaus Vock. Was er von seinen Mitmenschen erwartet, lässt er schon
vor dem Forum Sozialpastoral, bei dem seine Meinung als Experte gefragt ist,
durchblicken: „Weniger Misstrauen und mehr Respekt.“
Anmeldung:
Das 8. Forum Sozialpastoral
findet am Mittwoch, 03. November 2010 von 9 bis16 Uhr im Haus am Maiberg,
Ernst-Ludwig-Straße 19, 64646 Heppenheim statt. Interessierte können sich
bis zum 10. Oktober beim Dezernat Seelsorge
des Bischöflichen Ordinariats anmelden: Fax: 06131-253-852, E-mail:
besondereseelsorge@bistum-mainz.de
Der Teilnehmerbeitrag
inklusive Verpflegung beträgt 10 Euro.
Hinweis:
Die Initiative Sozialpastoral ist ein Projekt von hauptamtlichen Mitarbeitern aus dem Bistum Mainz, die im Jahr 2002 gegründet wurde. Die Initiative will die Option für die Armen zur Geltung bringen und Mitarbeiter aus Seelsorge und Caritas, die sich im Bereich der Sozialpastoral engagieren, miteinander vernetzen und unterstützen. Seit dem Jahr 2003 veranstaltet die Initiative einmal jährlich ein Forum Sozialpastoral im Bistum Mainz.
(ond)