Mainz. Die 32. Sitzung des Kuratoriums der im Jahr 2000 gegründeten Wilhelm Emmanuel von Ketteler Stiftung am Montag, 23. Mai, hat zum ersten Mal der neue Kuratoriums-Vorsitzende, der Mainzer Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz, geleitet. Er hatte das Amt im vergangenen Jahr nach seiner Bischofsweihe in der Nachfolge von Weihbischof Dr. Ulrich Neymeyr - jetzt Bischof in Erfurt - übernommen. Bentz bekannte bei der Begrüßung im Bichof Stohr-Haus, er sei tief beeindruckt, mit welchem Elan die karitative Stiftung des Bistums arbeite. Dies sei "aller Ehren wert" und habe Dank und Anerkennung verdient.
Das Gremium, das sich aus zwölf ehrenamtlich tätigen Fachleuten für Finanzfragen und Belange der Caritas zusammensetzt, verabschiedete eine richtungweisende Entscheidung für die künftige Arbeit. Die bisher getrennt gemanagten Depots der Treuhandstiftungen sollen in einem Depot zusammengefasst und die Erträge den Treuhandstiftungen angemessen zugeordnet werden. Dadurch können Engagements in größeren Einheiten eingegangen werden, die eine bessere Rendite versprechen.
Der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Finanzdirektor i. R. Thomas Karst hob in seinem Lagebericht hervor, wie stark die Stiftung durch die niedrigen Zinsen belastet sei. Trotz dieser für Stifter und Stiftungen negativen Perspektive sei die Zahl der Stiftungen im vergangenen Jahr bundesweit um 2,5 Prozent auf insgesamt 21.301 gestiegen und habe sich damit seit 2001 verdoppelt. Andererseits. Es sei bemerkenswert, dass die Steigerung mit 583 neuerrichteten Stiftungen so niedrig gewesen sei, wie seit 15 Jahren nicht mehr. In diesem Zusammenhang teilte Karst mit, dass im Februar die Martinus Stiftung für die Altenhilfe im Bereich Bingen gegründet werden konnte. Die Zahl der Treuhandstiftungen habe sich damit auf 41 erhöht. Daneben betreue die Ketteler-Stiftung bekanntlich zwei selbständige Stiftungen sowie zwei testamentarische Stiftungsverfügungen ("noch ohne Vermögen")
Das Vorstandsmitglied Wilfried H. Mönch (Leiter der Pax-Bank in Mainz) legte im Finanzbericht dar, dass sich das Stiftungsvermögen im vergangenen Jahr um 846.000 Euro auf rund 15,7 Millionen Euro erhöht hat. Die Stiftung habe Brutto-Erträge von insgesamt 504.000 Euro erwirtschaftet, davon 364.000 Euro aus Kapitalanlagen und circa 135.000 Euro aus Immobilienvermögen. Nach Abzug der Aufwendungen und Zuführung zu Rücklagen habe sich ein Bilanzgewinn von 301.000 Euro ergeben. Mönch betonte, dass bei der Auswahl der Wertpapiere ethische Gesichtspunkte besonders beachtet werden. Der Anlagenotstand aufgrund der niedrigen Zinsen werde vorläufig bleiben, stellte Mönch fest. Trotz der Probleme sei in diesem Jahr dennoch eine Rendite von 2,9 Prozent (wie 2015) zu erwarten.
Stiftungsdirektor .Dr. Werner Veith legte dar, welche Projekte 2016 aus den Erlösen der Ketteler-Stiftung gefördert werden. Dafür stehen insgesamt rund 73.000 Euro zur Verfügung. Hinzu kommen 17.000 Euro au der Stiftung Netzwerk Leben. Veith teilte mit, dass der diesjährige Kettelerpreis wieder am Tag der Caritas, am 16. Juni 2016 verliehen wird. Er orientiere sich am Grundthema "Barmherzigkeit" von Papst Franziskus. Es sei "das Beste, was wir hören können", unterstrich er. Ein wenig Barmherzigkeit mache die Welt weniger hart und viel gerechter. Mit den Preisen sollen die Werke der Barmherzigkeit in den Vordergrund gestellt werden. Aus sechs Projekten wurden drei ausgewählt, die jeweils zweitausend Euro Preisgeld erhalten: Der diesjährige Stiftertag der Ketteler-Stiftung findet, wie Veith ankündigte, am 29.September im Jugendhaus Don Bosco in Mainz statt.
Jürgen Strickstrock