Mainz. Die Wilhelm Emmanuel von Ketteler-Stiftung hat fünf ehrenamtliche Initiativen aus dem Bistum Mainz ausgezeichnet, die sich auf vorbildliche Weise für Flüchtlinge einsetzen. Den mit jeweils 2000 Euro dotierten Ketteler-Preis erhielten im hessischen Teil des Bistums der Arbeitskreis Asyl in Zwingenberg, die Bürgerinitiative Flüchtlingshilfe Dietzenbach, das Projekt 15plus Seligenstadt und die ehrenamtlichen Flüchtlingsbegleiter im Vogelsberg sowie in Rheinland-Pfalz die Asylarbeit in Dittelsheim-Heßloch. "Die Preisträger stehen für viele andere Initiativen im Bistum Mainz, die Flüchtlinge willkommen heißen und ihnen den Start in ein neues Leben erleichtern", sagte Diözesancaritasdirektor Hans-Jürgen Eberhardt am Donnerstag beim Tag der Caritas und Seelsorge in Mainz. "Wir wünschen ihnen für ihre Arbeit Gottes reichen Segen."
Mit Sensibilität, Kreativität und einem langem Atem setzten sich viele Freiwillige im Bistum Mainz für Flüchtlinge ein, sagte auch der Vorstandsvorsitzende der Ketteler-Stiftung, Thomas Karst. "Sie versuchen in ihrem speziellen Umfeld, mit den vor Ort vorhandenen Kräften zu leisten, was möglich ist. Und sie laden mit ihrem Einsatz zur Nachahmung ein." Auf eine Reihenfolge der Preise habe die Stiftung diesmal bewusst verzichtet.
Der Arbeitskreis Asyl in Zwingenberg hilft bei alltäglichen Dingen, von der Beschaffung eines Fahrrads über die Wohnungssuche bis zum Zahnarztbesuch. Er informiert über Fluchtursachen und bringt Flüchtlinge und Einheimische zusammen. Die Pfarrgemeinde Mariä Himmelfahrt in Zwingenberg ist Teil des Netzwerks, öffnet beispielsweise ihre Räume für Deutschkurse.
Die Bürgerinitiative Flüchtlingshilfe Dietzenbach will Flüchtlinge willkommen heißen und ihnen ein lebenswertes Umfeld schaffen. Mehr als 100 Ehrenamtlich sind inzwischen im Einsatz, organisieren Sprachkurse, aber auch gemeinsame Sportveranstaltungen wie Fußball oder Basketballspiele. Teil der bewusst überparteilich und überreligiös arbeitenden Initiative ist die Pfarrei St. Martin in Dietzenbach.
Das Projekt 15Plus in Seligenstadt will junge Flüchtlinge außerhalb der Schulpflicht fördern, sie auf einen externen Hauptschulabschluss vorbereiten und ihnen dadurch Chancen eröffnen. Fünf Ehrenamtliche unterrichten in enger Absprache mit der Caritas junge Menschen an vier Tagen die Woche in Deutsch, Englisch, Mathematik und naturwissenschaftlichen Fächern. Zugleich werden die jungen Flüchtlinge dabei unterstützt, eigenen Interessen nachzugehen, etwa ein Instrument zu lernen oder Fußball zu spielen.
Die ehrenamtlichen Flüchtlingsbegleiter im Vogelsberg sind Berater, Ansprechpartner und Zuhörer für die Flüchtlinge. Sie sind da, wenn es darum geht, dass alltägliche Leben zu meistern, über die Erlebnisse auf der Flucht zu sprechen oder Kontakte mit örtlichen Vereinen zu knüpfen. Die Fortbildung der Ehrenamtlichen wurde vorbildlich im Netzwerk organisiert. Mit dabei ist das Caritaszentrum im Vogelsberg. Zum ersten Fortbildungsabend kamen statt der erwarteten zehn sogar 41 Interessierte.
Die Asylarbeit in Dittelsheim-Heßloch mit der Katholischen Pfarrgruppe Am Jakobsweg bietet unkomplizierte Hilfe im Alltag. Sie organisiert Deutschkurse, hilft bei Behördengängen und Arztbesuchen und hat sich vorgenommen, die Flüchtlinge, die seit Januar letzten Jahres im früheren Pfarrhaus in Heßloch leben, eng ins "Dorfleben" einzubinden. Inzwischen hat ein Flüchtling die Deutschprüfung so gut bestanden, dass er im September die erforderlichen Sprachkenntnisse nachweisen kann, um die deutsche Staatsbürgerschaft zu beantragen.
Die Wilhelm Emmanuel von Ketteler-Stiftung - die Gemeinschaftsstiftung zur Förderung der karitativen und sozialen Arbeit im Bistum Mainz - vergibt den Ketteler-Preis seit 2005. Der Preis zeichnet Persönlichkeiten, Teams oder Initiativen im Bistum aus, die die diakonische Dimension von Kirche, also den Dienst am Menschen, nachhaltig und eindrucksvoll leben.
Der Ketteler-Preis wurde beim Tag der Caritas und Seelsorge verliehen, der in diesem Jahr unter dem Motto "Lasst die Kirche im Dorf…!?" die demographische Entwicklung auf dem Land in den Blick nahm und bei dem rund 130 haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter von Caritas und Seelsorge ins Gespräch kamen. (jik)