Pressemitteilung des Caritasverbandes für die Diözese Mainz Verantwortlich: J. Otto Weber - Fon 06131/2826-254 - Fax 2826-279 |
"...und die Armen?" |
Mainz. - Die für die Zukunft befürchtete Spaltung der Gesellschaft in zwei Drittel Wohlhabende und ein Drittel Arme ist in Deutschland schon heute soziale Wirklichkeit. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Caritas, die Armut, Reichtum und Sozialmißbrauch in Deutschland untersucht hat. Mit ihrem Jahresthema 2000 "...und die Armen?" will die Caritas die immer größeren Unterschiede in Einkommen und Vermögen ins öffentliche Bewußtsein rücken. Dabei soll auch der zunehmende Reichtum in Deutschland thematisiert werden. Angestrebt ist eine öffentliche und sachliche Diskussion darüber, inwieweit Reichtum soziale Verantwortung gegenüber dem ärmeren Drittel der Bevölkerung bedeutet. Laut Caritas-Studie besitzen nur zehn Prozent der Bevölkerung in Deutschland fast die Hälfte des gesamten Vermögens. Diese zehn Prozent haben durchschnittlich 280.000 Mark gespart. Das untere Drittel teilt sich gerade 0,5 Prozent des Geldvermögens - im Schnitt sind das 1.100 Mark pro Haushalt. Und die untersten zehn Prozent der Haushalte haben durchschnittlich 11.000 Mark Schulden. In "prekärem Wohlstand" lebt mittlerweile ein Viertel der Bevölkerung in der Bundesrepublik. Schon durch normale "Lebensrisiken" wie Arbeitslosigkeit oder Krankheit können sie unter die allgemein gültige Armutsschwelle rutschen, die 1997 für einen Ein-Personen-Haushalt bei 924 Mark monatlich lag. Besonders gefährdet sind auch Alleinerziehende und Familien mit Kindern. 2,8 Millionen Menschen leben unter Sozialhilfeschwelle Als besonders problematisch zeigt die Studie die verdeckte Armut auf. 2,8 Millionen Menschen leben in Deutschland unter der Sozialhilfeschwelle. Aus Unkenntnis, Angst oder Scham gehen sie nicht zum Sozialamt. Das bringt dem Staat eine Ersparnis von 4,5 Milliarden pro Jahr. Eine Million Menschen bleibt trotz Arbeit und Einkommens unter der Sozialhilfeschwelle. Die Ergebnisse der Studie sind im neuesten "Sozialcourage Special" veröffentlicht - einer Spezialausgabe des Magazins für soziales Handeln "Sozialcourage". Dort wird auch darauf hingewiesen, daß das Verhältnis zwei Drittel Vermögende und ein Drittel ohne Vermögen auf Dauer eine Bedrohung für den sozialen Frieden ist. Caritas fordert Armuts-Reichtums-Bericht Für Überschuldete, Arbeitslose und verdeckt Arme bietet die Caritas zahlreiche Dienste und Projekte an. Außerdem macht sie die Not der sozial Schwachen immer wieder auch zum Thema politischer Auseinandersetzungen. Die Caritas fordert, die verdeckt Armen über ihre Rechte zu informieren und regelmäßig einen Armuts-Reichtums-Bericht zu erstellen. Zudem müssen die sozialen Sicherungssysteme "armutsfest" gemacht werden, indem die Leistungen aus Arbeitslosen-, Kranken- und Rentenversicherung mindestens das Sozialhilfeniveau erreichen. In der Diözese Mainz: Entschuldungsfonds In der Diözese Mainz werden der Diözesan-Caritasverband und das Bischöfliche Ordinariat - wie im November letzten Jahres im gemeinsamen "Martinsbrief" angekündigt - im Laufe des Jahres 2000 unter anderem einen Entschuldungsfonds einrichten, der Menschen in Überschuldung auf Dauer die Chance geben soll, sich von ihren Schulden zu befreien. Dieser Entschuldungsfonds sieht nicht die Übernahme von Schulden vor, baut vielmehr mit zinsfreien Krediten Brücken, die Chancen des staatlichen Insolvenzrechts zu nutzen. In Anspruch genommen werden kann er nur in Verbindung mit der Beratung durch eine anerkannte Schuldnerberatungsstelle. Sozialcourage Spezial Die Ergebnisse der Studie sind im neuen "Sozialcourage Special" erschienen, der neuesten Spezialausgabe der Zeitschrift "Sozialcourage". Diese wird in der Diözese Mainz in den nächsten Tagen an die Pfarreien versandt und kann darüber hinaus kostenlos bestellt werden beim Caritasverband für die Diözese Mainz, Postfach 1204, 55002 Mainz, Fon 06131/2826-255, Fax 2826-279, E-mail: caritas.mainz_presse@t-online.de. Gerhard Lück / J. Otto Weber
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Pressemitteilung
"...und die Armen?" - Caritas will mit dem Jahresthema 2000 die wachsenden Unterschiede in der Gesellschaft öffentlich machen
Erschienen am:
11.01.2000
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