Worms. – Auch in Zeiten knapper Kassen muss noch etwas gehen: Beim Caritasverband Worms musste für die bisherige Beratungsstelle und das Betreute Wohnen für Psychisch Kranke eine Anschlusslösung gefunden werden. Es gelang, aus der Not eine Tugend zu machen: Mit Hilfe des Bistums Mainz konnte ein Haus erworben werden, das lange Zeit als Rohbau dastand und zum Schandfleck zu verkommen drohte. Nach geringen Umbauten wurde dieses Haus fertiggestellt und bietet nun als Psychosoziales Zentrum Haus Jona einen idealen Rahmen für die Beratung für Psychisch Kranke, die neu mit der Beratung für Suchtkranke zusammen geführt wurde. Neben den Beratungsbüros und Gemeinschaftsräumen sind im Haus auch eine Tagesstätte für Psychisch Kranke sowie 13 Wohnappartements für Menschen untergebracht, die alleine nicht wohnen können oder wollen, weil sie Betreuung brauchen.
Bei der Einweihung des neuen Hauses (am 29. Januar 2004) durch den Vorsitzenden des Caritasverbandes für die Diözese Mainz, Domkapitular Hans-Jürgen Eberhardt, gab es nur zufriedene Gesichter: Der Wormser Caritasdirektor Georg Diederich war froh, dass eine gute Anschlusslösung für die bisherige Beratungsstelle, die bereits abgerissen worden ist, gefunden werden konnte. Dekan Manfred Simon, der Vorsitzende des Caritasverbandes Worms, brachte es auf die kurze Formel: „Das Haus ist schön. Noch schöner macht es die Arbeit, die sich hier vollzieht.“ Die betroffenen Menschen freuten sich, dass sie weiterhin bei der Caritas qualifizierte und noch verbesserte Hilfen erhalten. Über die verbesserten Arbeitsmöglichkeiten freuten sich auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wie Yvonne Wehrheim, die Leiterin von Haus Jona, zum Ausdruck brachte. Mit Sorge wies sie aber auch darauf hin, dass die Auswirkungen der Gesundheitsreform zu massiven Schwierigkeiten für die Arbeit mit psychisch kranken und Sucht kranken Menschen führen könnten. „Helfen Sie mit, dass sich die Schwierigkeiten für die Arbeit mit unseren Klientinnen und Klienten nicht weiter verschärfen“, appellierte sie an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Einweihungsfeier.
Name gut gewählt
Eberhardt fand in seiner kurzen Ansprache den Namen des Hauses gut gewählt. Jona, der Held der alttestamentlichen biblischen Geschichte, sei in Wirklichkeit ein Angsthase gewesen, der vor der Aufgabe zu fliehen suchte, die ihm Gott gestellt habe. In hoffnungsloser Situation, im Bauch des Wales, sei er zur Besinnung gekommen, habe neue Kraft geschöpft und sich schließlich seiner Aufgabe gestellt. Ähnlich wie für Jona der Bauch des Wales, könne das neue Haus für die betroffenen Menschen zu einem Ort werden, an dem sie neue Kraft schöpfen, um ihr Leben zu meistern.
Roswitha Beck warnt vor Depression als Volkskrankheit
Der Wormser Bürgermeister und Sozialdezernent Georg Büttler dankte in seinem Grußwort ähnlich wie Bernhard Scholten, der Psychiatriereferent des Landes Rheinland-Pfalz, der Caritas für die „sehr gute Arbeit“ für psychisch Kranke und suchtkranke Menschen. Zugleich gab sich der Bürgermeister erleichtert, dass ein Schandfleck im Stadtbild saniert wurde. Roswitha Beck, die Vorsitzende des Vereins für gemeindenahe Psychiatrie und Gattin des rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten, strich in einem Grußwort heraus, das in Worms dank des Engagements der Caritas psychisch erkrankte Menschen gut aufgenommen seien und weiterführend begleitet würden. Sie erinnerte daran, dass die Caritas in Worms vor vielen Jahren mit der Einführung intensiv betreuten Wohnens damit begonnen habe, Menschen wieder in ihrer Umgebung zu beheimaten, die zuvor lange Zeit in der Unselbständigkeit einer Psychiatrischen Klinik leben mussten. Die Akzeptanz der Menschen mit psychischen Erkrankungen zu erhöhen, nannte sie eine gesellschaftliche Herausforderung – nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass die Weltgesundheitsorganisation vor der Gefahr warnt, Depressionen könnten zu einer Volkskrankheit werden.
J. Otto Weber