08.
November 2010
„Passgenaue Hilfen für Familien in Notlagen“
Der Caritasverband für die Diözese Mainz startet das
Projekt „Frühe Hilfen“
Mainz.
Der
Caritasverband für die Diözese Mainz e.V. hat am Donnerstag, 04. November 2010,
das Projekt „Frühe Hilfen“ gestartet. „Ziel des Projekts ist es passgenaue
Hilfen für Familien in Notlagen zu entwickeln“, sagte Diözesancaritasdirektor
Thomas Domnick bei der Auftaktveranstaltung im Bischof Stohr-Haus in
Mainz-Bretzenheim. Als Teil des bundesweiten Projekts „Frühe Hilfen in der
Caritas“ des Deutschen Caritasverbands ist das diözesane Projekt zunächst auf
drei Jahre angelegt.
Für insgesamt acht
Projektstellen im Bistum Mainz hat der Caritasverband für die Diözese
Förderanträge bei der „Aktion Mensch“ gestellt. Derzeit laufe das
Bewilligungsverfahren, so Domnick.
Ergänzendes Angebot zu „Netzwerk Leben“
In seinen Begrüßungsworten
erklärte Domnick, dass das Projekt keine Konkurrenz zu „Netzwerk Leben“, der
Initiative des Bistums für Frauen in Schwangerschaft und in Notsituationen,
darstelle. Vielmehr seien die „Frühen Hilfen“ als eine „konsequente Erweiterung
eines Bereichs innerhalb von ‚Netzwerk Leben’“ zu verstehen. So nehme das
Projekt besonders die Zeitspanne vor der Geburt eines Kindes bis zum Ende des
dritten Lebensjahrs in den Blick.
Ähnlich äußerte sich auch
Generalvikar Dietmar Giebelmann. Das Projekt „Frühe Hilfen“ sei bestens
geeignet „das übergeordnete ‚Netzwerk Leben’ durch regionale Bündnisse
ergänzend zu bereichern.“ Die gelungene Kooperation von Mitarbeitern aus
Caritas und Pastoral, die die vor zehn Jahren ins Leben gerufene
Bistumsinitiative auszeichne, wünsche er sich auch für die Umsetzung des
Projekts „Frühe Hilfen“, so Giebelmann.
Aber auch in Bezug auf die Zusammenarbeit mit nichtkirchlichen Einrichtungen,
seien die Stärken des neuen Projekts zu sehen. Grundsätzlich böten sich für
Kooperationen alle Einrichtungen an, die die gleiche „Sorge für das Leben in
seinen Anfängen“ teilen, wie die Kirche.
Projekte leben von Kooperationen
„Wie viel Kooperation tut
eigentlich gut?“ war eine der Leitfragen des Impulsvortrags von Dr. Bernhard
Hülsken. Der Projektleiter im Caritasverband für die Diözese Münster empfahl
auf dem Weg zu mehr Vernetzung „die Argumentation des Einzeldienstes
‚aufzuknacken’“. Den rund 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmern der
Auftaktveranstaltung machte er Mut durch eine gute Projektarbeit aus manchmal
festgefahrenen Strukturen herauszukommen, um sich im Prozess zu ändern. Wichtig
sei, zu Beginn eines Projekts das Kooperationsinteresse zu klären. Zwar sei die
finanzielle Seite bei Projekten wie „Frühe Hilfen“ nicht von der Hand zu
weisen. Grundlage einer prozessorientierten Zusammenarbeit mit anderen Stellen
seien aber immer die Menschen und die Lebensmilieus, die mit einem Projekt
erreicht werden sollen.
Moderation tut gut
In der anschließenden
Diskussion merkte Ruth Remmel-Faßbender; Prorektorin der Katholischen
Fachhochschule Mainz an, dass es hilfreich sei, wenn der Kooperationsprozesss
moderiert werde. Dazu gehörten auch die Themen Konflikt- und Kompetenztraining.
Martina Reißfelder, Geschäftsführerin der Räte im Bistum Mainz, hob hervor, das
die Gespräche und Vereinbarungen mit den Kooperationspartnern helfen können,
sich der eigenen Haltung klarer zu werden. Dadurch gewinne auch die eigene
Einrichtung an Profil.
Vertreterinnen und Vertreter
der acht Projektstandorte im Bistum Mainz nutzten die Auftaktveranstaltung
„Frühe Hilfen zur rechten Zeit“, um ihre Projektansätze vorzustellen.
Einen Schwerpunkt der „Frühen Hilfen“ stellt
der Einsatz von Familienpaten dar, die die Familien zu Hause aufsuchen und im
Alltag begleiten. Agnes Weires-Strauch, Leiterin des Caritas-Zentrums Alzey
wies darauf hin, dass diese Form der Unterstützung dann besonders gut funktioniere,
wenn die Ehrenamtlichen über eine ausreichende „Intermilieu-Kompetenz“
verfügen. (ond)
Hinweis:
Der Caritasverband für die
Diözese Mainz e.V. beteiligt sich an dem bundesweiten Projekt „Frühe Hilfen in
der Caritas“. An acht Projektstandorten im Bistum Mainz entstehen derzeit
regionale Netzwerke, die Familien helfen sollen, überlastungsbedingte Krisensituationen
besser zu bewältigen. Im
Caritasverband
Worms
e.V. laufen derzeit die Planungen für „Fabia“ (Familien begleiten im
Alltag). Neben der Unterstützung im Alltag durch Familienpaten, soll den
Betroffenen durch Kunstworkshops sowie Bildungs- und Freizeitangeboten,
ermöglicht werden, „aufzutanken“ und ihrer Isolation zu entkommen.
Der
Caritasverband Offenbach
e.V. plant „Frühe Hilfen“ an den Standorten
Rüsselsheim, Offenbach und Rodgau. In der Stadt Offenbach laufen die Planungen
für das Projekt „Mütter-Tandem“. Das Besondere: die erfahrene Mutter, die einer
jungen Mutter zur Seite gestellt wird, kennt die Lebenswelt ihrer
Tandem-Partnerin aus eigner Erfahrung (kulturspezifische Tandems). Im Kreis
Offenbach soll das Projekt „LENA“ unter anderem durch den Einsatz von
Familienpaten dazu beitragen, dass das Hilfenetz im Kreis Offenbach noch
dichter wird.
Mit „Eltern-Start-Hilfe“
plant der
Caritasverband Gießen
e.V.
sein Hilfenetzwerk im Vogelsberg auszubauen. Neben der Unterstützung von
Familien durch Ehrenamtlich ist auch ein Wegweiser für werdende Eltern mit
Informationen rund um Geburt und Entwicklung des Kindes geplant.
Der
Sozialdienst
katholischer Frauen
e.V. (SkF) in
Gießen
bietet werdenden Eltern unter anderem das Ausbildungsprogramm „SAFE“ („Sichere
Ausbildung für Eltern“) an. Dabei üben die Eltern beispielsweise anhand von
Videoschulungen die Elternrolle ein.
Im
Caritasverband Mainz
e.V. gibt es „Frühe Hilfen“ am Standort Bingen
mit seinem Caritaszentrum St. Elisabeth. Hier ist unter anderem der Einsatz von
Familienpaten geplant. Die Anfang des Jahres ins Leben gerufene Vermittlungsstelle
„Frühe Hilfen“ hat bereits zu einer Verdichtung des Hilfenetzes in der Stadt
Mainz und im Landkreis Mainz-Bingen beigetragen. So hat die vom
SkF Mainz
e.V
. und dem Caritasverband Mainz e.V. getragene Stelle seit Beginn
des Jahres bereits 40 Familien weiterführende Hilfen vermittelt – etwa in Form
von Beratungsstellen, Frühfördereinrichtungen oder Hilfen, die beim Jugendamt
beantragt werden. Mit dem weiteren Projekt „Familienpaten interkulturell –
Migranten für Migranten“ beteiligt sich der
SkF
Mainz e. V.
an der
Initiative.
(ond)