Pressemitteilung des Caritasverbandes für die Diözese Mainz |
Mit spitzer Feder - Ausstellung sozialkritischer Karikaturen im Caritashaus Gießen - Caritasverband Gießen intoniert Jahresthema 2000 der Caritas in Deutschland |
Gießen. - "Der Riss" ist eine Ausstellung sozialkritischer Karikaturen überschrieben, die derzeit (noch bis 12. November) im Caritashaus in Gießen zu sehen ist. Thomas Plaßmann, Karikaturist der "Frankfurter Rundschau", hat die soziale Landschaft mit spitzer Feder beobachtet. Überspitzt zwar, aber haarscharf treffend hat er in den ausgestellten Karikaturen dargestellt, wie sich der Riss zwischen Reichtum auf der einen Seite und immer mehr Menschen, die in Armut leben müssen, verfestigt und vertieft. - Indem der Caritasverband Gießen seine Räumlichkeiten in der Frankfurter Straße 44 für die von einer Arbeitsgemeinschaft zusammengestellte Ausstellung zur Verfügung stellte, hat er zugleich zum Jahresthema 2000 der Caritas in Deutschland übergeleitet. Unter der Fragestellung "...und die Armen?" will die Caritas im kommenden Jahr die unterschiedliche Entwicklung von Reichtum und Armut ins Bewußtsein heben und eine gerechtere Verteilung des zunehmenden Wirtschaftswachstums anmahnen. Thomas Plaßmann zeichnet es in einfachen Alltagssituationen. So fragt nach einer der Karikaturen zum Beispiel die Lehrerin in der Grundschule ihre ABC-Schützen, mit denen sie gerade das Alfabet einübt: "Kennt ihr denn schon Wörter, die mit `A´ anfangen?" - Wie aus der Pistole geschossen, kommt es von den Kleinen: "Arbeitslosigkeit", "Angst", "Arbeitsamt", "Ausbildungsmisere". - In einer anderen Karikatur begrüßt jovial der Sachbearbeiter des Arbeitsamtes den Jungen auf Lehrstellensuche mit den Worten: "Tja, mein Lieber! Ich glaube, dies ist der Beginn einer dauerhaften Beziehung...". - Oder ein junges Päärchen denkt über seine Zukunft nach: "Wenn wir zu meinem Arbeitslosengeld deine Sozialhilfe dazurechnen...". - Trifft ein Industrieboss von der Klotzke KG auf einen jungen Lehrstellensucher: "Stichwort Ausbildungsvergütung: Was zahlst du denn?" fragt er eiskalt. - Ein anderer Industriegewaltiger will Leute einstellen und versteigert Arbeitsplätze: "Da! Zehn Mark dreißig... - Wer macht es für neun-achtzig die Stunde?" - Auf wieder einer anderen Karikatur fährt ein Müllwerker mit einer Schubkarre einen Bettler davon. Titel: "Armut beseitigen". - Ein Asylbeweber geht am Flughafen mit entschlossenen Schritten auf den Abflugschalter zu und hat ein Schild umhängen: "Ich schiebe mich selbst ab". Bildunterschrift: Wenigstens ein einziges Mal wollte Achmed Ö spüren, von den Deutschen gemocht zu sein. - "Und wenn Sie das schön regelmäßig einnehmen, dann werden sie noch hundert Jahre alt" preist der Arzt gegenüber einem alten Menschen im Lehnstuhl ein Medikament an. Dieser fragt zurück: "Können Sie das volkswirtschaftlich verantworten?" - Vielleicht kann ich mich in unserer Gesellschaft noch irgendwie nützlich machen!?" filosofiert eine ebenfalls im Lehnstuhl sitzende alte Dame. Und prompt ihre Enkelin: "Ach Oma, denk doch nicht immer ans Sterben!"- Die ganze Misere unserer sozialen Schieflage zeigt vielleicht jene Karikatur, auf der ein Wohnungsloser unter einer Brücke sitzt. Er hat eine Zeitung auf den Knien mit der Schlagzeile: Aktien und Gewinne auf Rekordhoch!" Zusammengestellt wurde die Ausstellung von einer Arbeitsgemeinschaft, der neben den Caritasverbänden Marburg und Gießen und den diakonischen Werken Oberhessen und Gießen auch die Evangelische Medienakademie, das Katholische Bildungswerk Oberhessen, die Arbeitsgemeinschaft Kirchlicher Dienste in der Arbeitswelt Mittelhessen, der Diözesanverband Fulda der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung, der Deutsche Gewerkschaftsbund Mittelhessen und die Frankfurter Rundschau angehörten. J. Otto Weber
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