Mainz. Die Kindertagesstätten im Bistum Mainz machen sich fit für die Zukunft: Zahlreiche Einrichtungen haben sich in den vergangenen Jahren zu Anlaufstellen für Familien entwickelt und die Qualität ihrer Arbeit auf den Prüfstand gestellt und verbessert. Nun sind mit der 2. Staffel "Kita als Familienzentrum" und "Qualitätsmanagement XII - Zertifizierungsreife" zwei große Projekte zu Ende gegangen. Das Erreichte soll aber nachhaltig gesichert und weiter entwickelt werden, sagte Diözesancaritasdirektor Hans-Jürgen Eberhardt am Donnerstag beim Abschluss im Mainzer Dom mit fast 300 Teilnehmern, darunter Ministerin Irene Alt und Generalvikar Dietmar Giebelmann. "Die Gestaltung der Kindertagesstätte gemeinsam mit und für Familien, die Öffnung ins Viertel und der direkte Draht zu den Pfarrgemeinden werden weiter gefördert."
Kinder- und Jugendministerin Irene Alt sagte, dass das Land Rheinland-Pfalz mit dem Programm KitaPlus die Kindertagesstätten zunehmend zu einem Ort für die ganze Familie machen möchte. "Dabei steht die partnerschaftliche Zusammenarbeit der Kitas mit den Eltern und die Vernetzung im Sozialraum im Mittelpunkt. Nach vielen Jahren des starken quantitativen Ausbaus der Kindertagesbetreuung ist es an der Zeit, die Qualität der Betreuung in das Zentrum der Aufmerksamkeit zustellen", erklärte die Ministerin. "Ich freue mich, dass sich das Bistum Mainz hier sehr erfolgreich auf den Weg gemacht hat."
Nach einer bis 2011 laufenden ersten Staffel mit 13 Teilnehmern hatten der Caritasverband für die Diözese Mainz und das Institut für Kinder- und Jugendhilfe Mainz von 2012 bis 2014 insgesamt 47 Kindertagesstätten auf den Weg zum Familienzentrum begleitet. Rund 5000 Kinder und ihre Familien im Bistum profitieren davon.
Familienzentren leben vom Engagement haupt- und ehrenamtlicher Mitarbeiter gemeinsam mit den Familien. Zusammen werden Angebote entwickelt, die Kinder und ihre Eltern im Alltag unterstützen. So kam es in einigen Einrichtungen zu flexibleren Öffnungszeiten. In anderen wurden Elterncafés und Themenabende organisiert oder Sprechstunden von Erziehungsberatungsstellen angeboten. Mit den Pfarrgemeinden gab es gemeinsame Aktionen und Feste.
"Die Rückmeldungen zum Projektabschluss sind sehr positiv", sagte der zuständige Fachbereichsleiter beim Caritasverband für die Diözese Mainz, Clemens Frenzel-Göth, mit Blick auf eine wissenschaftliche Befragung von insgesamt 728 Teammitgliedern, Kita-Leitungen, Eltern- sowie Trägervertretern, Coaches und Kooperationspartnern. Demnach sind mehr als 70 Prozent der Befragten mit dem herausfordernden Projektverlauf insgesamt "zufrieden" oder "weitgehend zufrieden".
Laut Befragung kam es durchweg zu einer veränderten Haltung. So brachten sich Eltern stärker in der Kita ein, während auf Seiten des Kita-Teams das Verständnis für die Situation der Familien wuchs. Gespräche miteinander waren unkompliziert und zeitnah möglich. Die Begleitung durch professionelle Coaches und der regelmäßige Austausch in einer Arbeitsgemeinschaft wurden dabei von den befragten Einrichtungsleitern als hilfreich empfunden.
Ein weiterer Erfolg: Der Kontakt ins jeweilige Viertel, etwa zu Vereinen und Verbänden, zu Beratungsstellen und ehrenamtlich engagierten Nachbarn, wurde verstärkt. Knapp 70 Prozent der befragten Kita-Leitungen gaben an, im Zuge des Projekts die Öffnung in den so genannten Sozialraum (weiter) vorangetrieben zu haben. Mit den Pfarrgemeinden rückten die Kindertagesstätten noch enger zusammen. So sind 77 Prozent der befragten Trägervertretungen beziehungsweise Pfarrgemeindevertretungen der Ansicht, dass die Kita im Gemeindeleben an Bedeutung gewonnen hat.
Das 2012 mit 27 Teilnehmern gestartete Projekt "Qualitätsmanagement XII - Zertifizierungsreife" hatte das Ziel, pädagogische Standards und organisatorische Abläufe zu prüfen, das eigene Profil zu schärfen und die Qualität der Arbeit zu steigern. Elf Einrichtungen erfüllen sogar bereits die hohen Anforderungen des Gütesiegels des bundesweiten Verbands Katholischer Tageseinrichtungen für Kinder (KTK) und erhielten am Donnerstag das entsprechende Zertifikat. Mit nun insgesamt dreizehn mit dem KTK-Gütesiegel ausgezeichneten Kitas liegt das Bistum Mainz bundesweit an der Spitze.
Eine Leistung, die hervorzuheben ist, betont der Geschäftsführer des KTK-Bundesverbands, Frank Jansen. Um das KTK-Gütesiegel zu erwerben, müssen in den Kindertageseinrichtungen über 200 Praxisindikatoren bearbeitet werden. Alles in allem Qualitätsstandards, die eine hochwertige Bildung, Erziehung und Betreuung garantieren, durch die Eltern entlastet werden und die professionell organisierte Abläufe in der Kita sicherstellen. Dahinter steckt ein enormes Engagement aller Beteiligten, sagte Jansen.
Die Kindertagesstätten im Bistum Mainz werden ihren Weg hin zu noch mehr Qualität und Familienorientierung fortsetzen. "Wir werden die Kitas zum Beispiel durch Fortbildungen, Workshops oder Prozessbegleitung weiter dabei unterstützen. Dabei haben die Einrichtungen die Möglichkeit, verschiedene Stufen des Qualitätsmanagements zu durchlaufen und entsprechende Zertifikate zu erwerben: Von einem neuen Gütesiegel ‚Katholisches Familienzentrum im Bistum Mainz‘ bis hin zum KTK-Gütesiegel", sagte Domkapitular Eberhardt.
Prälat Dietmar Giebelmann dankte allen Projektteilnehmern. Eltern, Mitarbeiter, Träger, Leitungen, Coaches und Kooperationspartner hätten sich hervorragend eingebracht, um die Kindertagesstätten zum Wohle der Kinder und ihrer Familien weiterzuentwickeln. "Ich bin sehr stolz auf das, was Sie alle in den letzten Jahren geleistet haben", sagte er.
Der Generalvikar des Bistums würdigte zugleich die Arbeit aller 210 katholischer Kindertageseinrichtungen im Bistum mit rund 2500 Mitarbeitenden und etwa 15.000 Kindern. "Aus dem Glauben heraus unterstützen sie Menschen dabei, Wege zu finden, wie ihr Leben gelingen kann."