Mario Junglas (49), Direktor des Caritasverbandes für die Diözese Mainz, tritt am 1. Oktober seine neue Stelle als Leiter der Hauptvertretung des Deutschen Caritasverbandes in Berlin an. Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, dankte Junglas in einer Feierstunde sehr herzlich dafür, dass er sein hohes fachliches Wissen und seine vielfältigen Begabungen siebzehn Jahre lang mit großem Engagement in den Dienst der Kirche von Mainz gestellt hat. Über sieben Jahre lang hat Junglas den Caritasverband für die Diözese Mainz geleitet hat. Zuvor war er seit 1985 zunächst Justitiar im Katholischen Büro Mainz, dem Kommissariat der Bischöfe in Rheinland-Pfalz bei der Landesregierung, und seit 1991 dessen Leiter. In sein neues Amt in Berlin ist Junglas vom Zentralvorstand des Deutschen Caritasverbandes gewählt worden. Er tritt die Nachfolge von Heribert Mörsberger (65) an, der in den Ruhestand geht.
Er verabschiede Junglas „mit einem weinenden und einem lachenden Auge“, sagte Kardinal Lehmann. Das Bistum verliere nach 17 Jahren einen hervorragenden Mitarbeiter im Katholischen Büro Mainz und nicht weniger im Diözesan-Caritasverband. Es werde nicht leicht sein, jemanden zu finden, der in seine Fußstapfen tritt. „Zugleich aber wissen wir“, fuhr der Kardinal fort, „dass Mario Junglas mit dem vielfachen Rüstzeug, das er von Mainz mitnimmt, ein sehr geeigneter Vertreter des Deutschen Caritasverbandes in Berlin sein wird“. Es sei eine Genugtuung zu wissen, „dass wir in den nächsten Jahren in Berlin für die Belange der Caritas einen Vertreter haben, der rasch die Diagnose einer Situation erstellen kann, zuverlässig Alternativen aufstellt und dies alles in großer Loyalität zur Kirche und in einer differenzierten Sensibilität für die Interessen der Menschen sowie in sachlicher Zusammenarbeit mit der Bundesregierung, den Ministerien und den entsprechenden Verbänden tun wird“, so Lehmann wörtlich.
Zu Beginn der musikalisch vom Blechbläserquintett „Tubicines“ des Bischöflichen Willigis-Gymnasiums unter Leitung von Oberstudienrätin Hannelore Swartman umrahmten Feierstunde hat der Vorsitzende des Caritasverbandes für die Diözese Mainz, Domkapitular Hans-Jürgen Eberhardt, ein großes Publikum begrüßen können: neben den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Geschäftsstelle viele Vertreter von Kirche und Caritas aus der Diözese Mainz und den benachbarten Bistümern sowie von Gesellschaft und Staat – unter ihnen die beiden Staatssekretäre Dr. Richard Auernheimer vom Ministerium für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit Rheinland-Pfalz und Karl-Winfried Seif vom hessischen Sozialministerium.
Mann des Dialogs
Junglas sei ein „außergewöhnlicher Mann“, sagte Auernheimer in einem Grußwort zugleich auch im Namen seines hessischen Kollegen. Außergewöhnlich sei schon sein Geburtsdatum 17. Juni 1953, der Tag des Volkaufstandes in der damaligen DDR. Außergewöhnlich sei aber auch, dass er ein Enkel des früheren rheinland-pfälzischen Wohlfahrtsministers Junglas sei. „In Ihnen steckt eine Tradition“, so Auernheimer. Vor allem würdigte er Junglas als einen Mann, der es verstanden habe, auch in schwierigen Zeiten sozialer Umbrüche den Dialog weiterzuführen und neue Horizonte zu eröffnen. Für die Landesregierung habe er sowohl als Mitarbeiter und Leiter des Katholischen Büros wie als Diözesan-Caritasdirektor die Bedeutung des Partners Kirche wachsen lassen.
Für die rheinland-pfälzischen bzw. nach Rheinland-Pfalz hineinragenden Caritasverbände der Diözesen Limburg, Speyer und Trier dankte der Speyerer Diözesan-Caritasdirektor Alfons Henrich für die „hervorragende Leitung“ der Arbeitsgemeinschaft der Caritasverbände in Rheinland-Pfalz, die Junglas seit 1995 wahrgenommen habe, sowie für den Vorsitz der Liga der rheinland-pfälzischen Wohlfahrtsverbände in den Jahren 1997/98.
„Wir waren sprachlos“, schilderte die Vorsitzende der Mitarbeitervertretung, Luzie Heer, die Stimmung im Diözesancaritasverband, als die Nachricht vom geplanten Wechsel nach Berlin bekannt wurde. Sie dankte Junglas im Namen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dafür, dass er die engagierte Mitarbeiterschaft als größte Ressource erkannt habe, über die ein Unternehmen verfüge. In verschiedenen Entwicklungs- und Veränderungsprozessen habe man viel voneinander gelernt. Vertrauen sei gewachsen und die Kommunikation verbessert worden.
Abschiedsrede
Stellvertretend für die vielen aus der Mitarbeiterschaft, von Caritas, Kirche, Staat und Gesellschaft auf verschiedenen Ebenen, denen er zu Dank verpflichtet sei, zeichnete Junglas vier Damen mit einem Blumenstrauß aus: Seine langjährige Sekretärin Marion Tonollo, die Sekretärin des Versitzenden, Christel Beyer, die Vorsitzende des Mitarbeitervertretung, Luzie Heer und Gabriele Djemai, die Leiterin des Hauswirtschaft im Caritashaus. Er habe, so Junglas in seiner Abschiedsrede an den Mainzer Diözesanverband, die Caritas als den Teil der Kirche kennen gelernt, der sich nicht mit dem abfindet, was er vorfindet. Junglas bezeichnete es als eine der wichtigsten Aufgaben von Kirche und ihrer Caritas, in der heilenden und befreienden Dynamik der Nachfolge Jesu „Räume der Heilung und Befreiung“ zu schaffen für Notleidende, Kranke und Arme. „Wir tun dies bisweilen sehr konkret, indem wir Krankenhäuser, Alten- und Pflegeheime und Heime der Kinder- und Jugendhilfe betreiben, indem wir Stadtteilbüros einrichten, Beratungsstellen offen halten und durch konkrete Hilfen Freiräume im direkten und übertragenen Sinn eröffnen“, sagte Junglas. Dies müsse oft unter Rahmenbedingungen geschehen, die eher hinderlich als förderlich sind. Als Beispiel dafür, wie eine ganzheitliche Hilfeform aufgelöst werde in eine Vielzahl von Modulen und Verrichtungen, nannte er die Pflegeversicherung. Auch die Caritas, merkte er selbstkritisch an, verhalte sich zuweilen aus institutionellen Interessen förderförmlich, obwohl sie adressatennähere Lösungen kenne. Aber auch hier gelte: „Wir finden uns nicht ab mit dem, was wir vorfinden.“ Caritas sehe es zum einen als ihre Aufgabe an, öffentlich gegenüber Politik und Gesellschaft auf Veränderung zu drängen. Zum anderen zeige sie als Konsequenz dieses Ansatzes auch Veränderungsbereitschaft nach innen. Als derzeitige Veränderungsfelder nannte Junglas den Zielplanungsprozess, der die gemeinsamen Ziele der Caritas für die nächsten fünf Jahre präzise beschreibe, die Vereinsreform mit dem Ziel einer effektiveren und strafferen Organisation und den Veränderungsprozess in der Geschäftsstelle des Diözesanverbandes, der sich bereits in verbesserter Zusammenarbeit, gewachsenem Vertrauen und stärkerem Bewusstsein für die gemeinsam Aufgabe auswirke. „Ich wünsche Ihnen allen diesen Mut zur Veränderung und dass sie sich nicht mit dem abfinden, was sie vorfinden“, schloss Juglas seine mit viel Beifall bedachte Abschiedsrede.
Theologe und Jurist
Der in Mainz 1953 geborene Mario Junglas (49) studierte in Mainz und Freiburg katholische Theologie und Rechtswissenschaften und war zeitweise wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl von Professor Böckenförde. Junglas war dann zunächst Leiter des Ordnungsamtes im Landratsamt Offenburg, ab 1985 Justitiar und seit 1991 Leiter des Katholischen Büros und Kommissariats der Bischöfe Rheinland-Pfalz bei der Landesregierung. Seit 1995 ist Junglas Direktor des Caritasverbandes für die Diözese Mainz und in dieser Funktion Mitglied des Zentralrats, des höchsten Entscheidungsgremiums des Deutschen Caritasverbandes.
Hauptvertretung Berlin
Die Hauptvertretung des Deutschen Caritasverbandes in Berlin, die Junglas künftig leiten wird, vertritt mit einem Team von derzeit sechs Personen die sozialpolitischen Ziele und Initiativen der Caritas gegenüber dem Parlament, der Bundesregierung und den politischen Parteien.
J. Otto Weber