Mainz. - Das Netzwerk Leben, die im Januar 2001 gegründete Initiative des Bistums Mainz für Frauen in Schwangerschaft und in Notsituationen, ist nach den Worten des Bischofs von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, auf einen guten Boden gefallen und hat bereits jetzt gute Früchte gezeigt. Im Rahmen einer Pressekonferenz hat das Bistum Mainz am Freitag, 16. Januar, im Erbacher Hof in Mainz, in einer Zwischenbilanz nach drei Jahren die bisherigen Ergebnisse der Initiative vorgestellt.
Nach dem Ausstieg aus der staatlichen Schwangerschaftskonfliktberatung auf Anweisung des Papstes Ende 2001 hat das Bistum Mainz schnell ein neues erweitertes Konzept der Schwangerenberatung und -hilfe entwickelt und dies auf eine breitere Basis gestellt. „Wir haben uns im Bistum trotz der Beeinträchtigung der Schwangerschaftskonfliktberatung nicht entmutigen lassen“, erklärte Lehmann. Bereits Mitte Januar 2001 sei die Initiative Netzwerk Leben gegründet worden. Damit sei die Schwangerenberatung in einen größeren Zusammenhang gestellt und mit vielfältigen Hilfen für Frauen und Familien verbunden worden, betonte Lehmann. „Das menschliche Leben sollte überzeugend in allen Phasen geschützt und gefördert werden“, bekräftigte er. Nachdrücklich dankte Kardinal Lehmann allen Haupt- und Ehrenamtlichen, die diese Initiative mit großem Engagement gefördert und mitgetragen haben.
Generalvikar: Beim Netzwerk Leben wurde nicht gespart
Das Bistum Mainz hat die 16 früher bestehenden Beratungsstellen der Caritas und des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) trotz Kürzung der öffentlichen Zuschüsse uneingeschränkt fortgeführt. Zusätzlich finanziert es insgesamt 8,5 Vollzeitstellen für Projekte im karitativen und pastoralen Bereich. Dies entspricht einem finanziellen Engagement von insgesamt 1,6 Millionen Euro im Jahr, ohne die Projektfördermittel aus der Stiftung Netzwerk Leben. Generalvikar Prälat Dietmar Giebelmann unterstrich: „Trotz aller notwendigen Sparmaßnahmen haben wir in diesem Bereich ausdrücklich nicht gespart, sondern zusätzliche Mittel investiert.“ Vor allem gehe es darum, Selbsthilfe und Selbstorganisation zu fördern. In den Dekanaten und Pfarrgemeinden habe es eine erfreulich positive Resonanz gegeben. Bisher sei es gelungen, 180 von 345 Pfarrgemeinden zur aktiven Mitarbeit zu gewinnen und dort haupt- oder ehrenamtliche Kontaktpersonen für das Netzwerk Leben zu gewinnen. Die Zahl zeige aber auch, dass noch viel Motivationsarbeit zu leisten sei, bis sich alle beteiligten, fügte er hinzu.
2003 wurden mehr als 6000 Frauen erreicht
Die 16 Beratungsstellen für Frauen in Schwangerschaft und in Notsituationen haben in Zusammenarbeit mit den beiden 2001 gegründeten Projektstellen „Netzwerk Leben“ für den Raum Oberhessen in Gießen und für den Raum Südhessen in Viernheim insgesamt eine viel größere Zahl von Frauen als früher erreicht, berichtete die Fachreferentin des Diözesan-Caritasverbandes, Helga Feld-Finkenauer.
Der Vergleich zum Jahr 2000 zeigt, dass die Beratungszahlen in Schwangerschaft und Notsituationen mit ca. 3.500 in etwa gleich geblieben sind, dafür aber viele Teilnehmerinnen von Gruppenangeboten, von sexualpädagogischer Prävention und weiteren Hilfsangeboten zusätzlich erreicht werden konnten. Von 4.000 Frauen im Jahr 2000 wuchs die Zahl der Klientinnen im Jahr 2003 auf mehr als 6.000. Hinzu kam eine große Zahl von Frauen, die durch die gemeindlichen Aktivitäten vor Ort erreicht wurden. Die Zahl der Schwangerschaftskonfliktberatungen ist von rund 400 im Jahr 2000 über 126 und 82 in den Folgejahren auf zuletzt 51 im Jahr 2003 deutlich zurückgegangen.
Gute Zusammenarbeit vieler
Die Leiterin der Projektstelle für Oberhessen, Carola Daniel, Gießen, berichtete über die Zusammenarbeit von Caritasverband, Sozialdienst katholischer Frauen und Seelsorge vor Ort. Sie seien zur Stelle, wenn eine Frau oder eine Familie Hilfe oder Begleitung brauche. Sie nannte als Beispiel eine Hilfsaktion für eine schwangere Asylbewerberin, aus der eine bleibende Initiative auch für andere in einer Gemeinde erwachsen sei. Daniel berichtete über eine intensive Öffentlichkeitsarbeit in vielen Formen. So habe eine Laubacher Gruppe die Wanderausstellung Netzwerk Leben auf dem Weihnachtsmarkt als Krippe präsentiert. Beispielhafte Hilfen stelle die Aktion Lichtblicke des Kolpingwerkes immer wieder zu Verfügung.
Neue Angebote der Beratungsstellen
Feld-Finkenauer stellte eine Reihe bewährter und neuer Angebote der Beratungsstellen vor. Dazu gehören z.B. Beratungen zu den Bereichen Familienplanung und Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Hinzu kommen Maßnahmen der sexualpädagogischen Prävention. Zielgruppen sind dabei u.a. Schulklassen, Firm- und Jugendgruppen. Die Beraterinnen beraten und begleiten eine Vielzahl von Gruppen wie Alleinerziehende, Schwangere, Mütter mit Kleinkindern, Frauen, die von Sozialhilfe leben. Sie laden zu Gruppengesprächen über Fragen von Schwangerschaft und Geburt, Erziehungsfragen oder Gesundheit ein. Zur breiten Palette der Angebote im Netzwerk Leben gehören auch Frauenfrühstück, Frauen- und Mädchentreffs, Spiel- und Krabbelstuben, Sprachkurse, Kochkurse, Babykorb, Kleiderkammer und vieles mehr. Gerade hier ist in den vergangenen drei Jahren eine enge Kooperation mit Pfarrgemeinden, Kindertagesstätten und Verbänden entstanden. Besonderes Interesse finde die Online-Beratung.
Stiftung Netzwerk Leben
Zur langfristigen finanziellen Sicherstellung der Initiative Netzwerk Leben wurde unter dem Dach der Bischof-Ketteler-Stiftung im Jahr 2001 eine selbständige Stiftung Netzwerk Leben gegründet. Das Stiftungskapital ist inzwischen auf ca. 230.000 Euro angewachsen. Aber schon jetzt stehen aus den Erlösen der Stiftung Mittel als Anschubhilfe für einzelne Gemeinde-Projekte zur Verfügung. Insgesamt flossen so mehr als 50.000 Euro in Einzelprojekte.
Teenager-Mütter
In diesem Jahr stehen die sogenannten „Teenager-Mütter“ besonders im Blickpunkt, hob Feld-Finkenauer hervor. Trotz Aufklärung und Prävention nimmt die Zahl junger Mädchen, die schwanger werden, zu. Deshalb wurden zunächst in Darmstadt, dann in weiteren Orten wie Darmstadt-Eberstadt, Heppenheim, Offenbach und Rüsselsheim offene Treffs für schwangere Mädchen und Teenager-Mütter eingerichtet. In Darmstadt heiße das Projekt „Wir werden das Kind schon schaukeln“ und in Heppenheim „Zwischen Windeln und Disco“.
Das Netzwerk Leben ist auf breite Unterstützung angewiesen. Deshalb spielt die Öffentlichkeitsarbeit in dieser Initiative und für sie eine entscheidende Rolle, unterstrich Feld-Finkenauer. Ein wichtiges Instrument der Öffentlichkeitsarbeit sei die soeben fertig gestellte aktualisierte Wanderausstellung, die über die Inhalte und Ziele der Initiative Netzwerk Leben informiert. Die Schautafeln der Ausstellung sind ergänzt durch bunte Faltblätter mit Informationen zu den Bereichen „Minderjährige Schwangere“ – „Sexualpädagogische Präventionsarbeit“ – „Pränataldiagnostik“ und „Frauen und Armut“.
Praxismappe Netzwerk Leben
Dem Ziel, zu informieren und weitere Einzelpersonen, Gruppen und Einrichtungen als Mitstreiter für den Schutz und die Förderung des Lebens zu gewinnen, dient auch die Praxismappe Netzwerk Leben, die inzwischen zum vierten Mal erweitert und aktualisiert wurde.
Viel Unterstützung durch Spenden
Die Öffentlichkeitsarbeit motiviert immer wieder auch Menschen, das Netzwerk Leben durch Spenden zu unterstützen. Kardinal Lehmann berichtete, es freue ihn besonders, dass eine Reihe von Firmgruppen oder Gemeinden, z. B. anlässlich einer Altarweihe, etwas dafür spenden. Er bescherte dem Netzwerk Leben auch persönlich eine besondere Aufmerksamkeit, weil er mehrfach, vor allem anlässlich der Erhebung zum Kardinal, bei der Feier seines 65. Geburtstags sowie seines 20-jährigen Bischofsjubiläums und 40-jährigen Priesterjubiläums auf persönliche Geschenke verzichtete und um Spenden für das Netzwerk Leben bat. Ähnlich handelten im vergangenen Jahr Weihbischof Wolfgang Rolly anlässlich der Feier seines Goldenen Priesterjubiläums und die Weihbischöfe Dr. Werner Guballa und Dr. Ulrich Neymeyr anlässlich ihrer Bischofsweihe.
Jürgen Strickstrock
Hinweise:
Spendenkonto: Netzwerk Leben, Kto 400 28 28 036 bei der Pax-Bank eG (BLZ 370 601 93)
Kontakt: Geschäftsstelle Netzwerk Leben, Holzhofstraße 8, 5516 Mainz, Tel. 06131/2826-283
E-Mail: netzwerk-leben@bistum-mainz.de
Internet: www.bistum-mainz.de/netzwerk-leben