Wer
sich in Worms am Samstag, 13. Mai, vom Lutherdenkmal her der Fußgängerzone
näherte, wurde durch eine Reihe roter Stühle empfangen. Die Stühle waren nach
einer Idee des Wormser Künstlers Horst Rettig aufgestellt worden, die er
zusammen mit seinen Künstler-Kolleginnen Petra-Marlene Gölz und Susanne Reis
(alle Kunsthaus Worms) umgesetzt hat. „Jeder Stuhl steht für sich“, erläuterte
die Wormser Caritasdirektorin Margret Mayer in ihrer Begrüßung. Die markanten
roten Stühle wollten zugleich anhalten, um ins Gespräch zu kommen darüber, dass
jeder Mensch einen Platz in unserer Gesellschaft braucht. Zugleich schwärmten
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas aus und verteilten in der Fußgängerzone
Einladungen zur Eröffnung der Caritas-Sommersammlung durch Kardinal Karl
Lehmann und den Wormser Oberbürgermeister Michael Kissel am Montag, 15. Mai, um
11.15 Uhr an der Wormser Liebfrauenkirche. Zuvor wird der Mainzer Kardinal um
10.00 Uhr in der Liebfrauenkirche zusammen mit haupt- und ehrenamtlichen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Caritas Eucharistie feiern.
Eine
Reihe von Passanten nutzten die Gelegenheit, um auf den Stühlen oder an einem
im Anschluss daran eingerichteten Info-Punkt der Caritas ins Gespräch zu
kommen. Dabei interessierte die Arbeit des Wormser Caritasverbandes mit seinem
breiten Angebots- und Hilfespektrum für Menschen in Not in gleichem Maße, wie
die gesellschaftliche Situation in unserem Lande zur Sprache kam. Jeder brauche
einen Platz in unserer Gesellschaft, hatte die Caritasdirektorin in ihrer
Begrüßung gesagt. Immer, wenn ein Platz verloren gegangen sei – zum Beispiel in
der Beziehung, in der Familie, in der vertrauten Heimat, bei der Arbeit, durch
Krankheit, Alter und Abhängigkeit, gelte es für die Caritas nach ihrem
ureigenem Selbstverständnis, mit der Nächstenliebe zu antworten, die Stimme zu
erheben, etwas zu unternehmen. Auch mit der völlig neuartigen Kunstaktion
unternehme die Caritas etwas. Sie nehme andere Wege in die Öffentlichkeit,
zeige sich unternehmerisch, um die Aufgaben bekannt zu machen und die Vielfalt
des Unternehmens zu präsentieren.
Jeder
Stuhl, so Horst Rettig zum Hintergrund der Kunstaktion, habe seine Geschichte
und spiegle in gewisser Weise das Leben von Menschen. Mancher Stuhl habe viel
erlebt, habe Beschädigungen erfahren, sei altersschwach geworden. Andere Stühle
seien in stabilerem Zustand. Alle Stühle stammen aus Möbelspenden, die Menschen
dem Markt- und Service-Center der Caritas in Worms gemacht haben. Durch
Jugendliche und andere Teilnehmer an einem Arbeitslosenprojekt der Caritas
haben sie ihren markanten roten Anstrich bekommen. Bei der Sammlungseröffnung
am Montag, 15. Mai,
wird Kardinal
Lehmann einige der Stühle signieren, die anschließend zugunsten der
Caritasarbeit erworben werden können.
Bei
ihrem Ausschwärmen in die Fußgängerzone verteilten die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter des Caritasverbandes Worms, die alle in rot gekleidet waren,
Kunstkarten. Sie waren im Postkartenformat von den an der Kunstaktion
beteiligten Künstlerinnen und dem Künstler gestaltet worden waren.
Stichwortartig war darauf das Hilfespektrum des Wormser Caritasverbandes
aufgezählt. Die Karten können als Erinnerung dienen - und eignen sich nicht
weniger, um als Gruß an einen anderen Menschen versandt zu werden.
Die
außergewöhnlich präsentierte Kunstaktion hat zumindest dazu geführt, dass eine
Frau in einer Notlage erfahren hat, dass die Caritas ihr helfen kann. „Damit
hat sich für mich die Mühe um die Aktion schon gelohnt“, zog Horst Rettig ein
erstes Resümee. Das gilt sicher nicht nur für ihn.
J. Otto Weber