Offenbach. – Der hessische
Ministerpräsident Roland Koch stattete der großen Altenhilfeeinrichtung
„Caritaszentrum“ in Offenbach seinen verspäteten, ursprünglich für die
Adventszeit geplanten Weihnachtsbesuch ab. Er war bei seinem Besuch am Freitag,
4. März, insbesondere an der Betreuung demenzkranker Bewohner in den drei
Altenheimen St. Elisabeth, St. Ludwig und St. Hildegard interessiert, die –
eingebettet in einen gemeinsamen Park – das Offenbacher Caritaszentrum bilden.
Der Offenbacher Caritasdirektor Simon Tull hieß den Ministerpräsidenten
herzlich willkommen. Auch Anni Plüm und Otto Krone vom Heimbeirat hießen den
hohen Gast aus Wiesbaden willkommen und überreichten ihm als Geschenk einen
getöpferten Elefanten, den Heimbewohner hergestellt hatten, und einen
Blumengruß. Koch gab sich fest davon überzeugt, dass freie Institutionen wie
die Caritas soziale Arbeit besser gestalten könnten als staatliche, die weniger
flexibel seien. Ziel der hessischen Landesregierung sei es, dass alle
Generationen eine Chance haben, ihr Leben zu gestalten, sagte Koch. Sein Gastgeschenk
– 2500 Euro – wollte Koch als Anerkennung der guten Arbeit der Caritas in der Altenhilfe
verstanden wissen. Im Haus St. Elisabeth werden sie zur Komplettierung einer
Küchenzeile im Betreuungsbereich für dementiell erkrankte Bewohner verwandt
werden, sagte Maria Mayr, die Leiterin des Caritaszentrums. Gemeinsames Kochen
mache dementiell erkrankte Menschen viel Spaß und lasse alte Erinnerungen in
ihnen aufleben, erläuterte sie.
Bei seinem kurzen Rundgang durch
die Häuser begegnete der hessische Ministerpräsident auch der Bewohnerin Dr.
Helene Schaffrath, die als langjährige Mitarbeiterin des Auswärtigen Amtes in
verschiedenen Ländern der Erde tätig war und zeitweise auch für
Altbundeskanzler Dr. Helmut Kohl arbeitete. Die hochbetagte Dame zeigte ihm ihr
Zimmer und betonte, dass sie sich im Haus gut aufgehoben fühle. Koch besuchte
zwei Tagesgruppen für dementiell erkrankte Bewohner. Er konnte dabei
miterleben, wie es den eigens geschulten gerontopsychiatrischen Fachkräften
gelingt, die alten Menschen für gemeinsames Tun wie kleine Spielchen oder
Rätselrunden zu interessieren. Der Tag wird durch die betreuende Pflegekraft
über das gemeinsame Einnehmen der Mahlzeiten strukturiert, erläuterte Maria
Mayr, die Leiterin des Zentrums. Zwischen den Mahlzeiten wird je nach Tagesform
aus der Zeitung vorgelesen, werden Geschichten aus der Jugend erzählt, alte
Filme angeschaut, gemeinsam gesungen, gebacken oder auch gespielt. Weil die
Menschen in ihrer Begrenztheit ernst genommen werden und sich angesprochen
fühlen, besteht keine Gefahr, dass sie weglaufen. Deshalb sind die
Aufenthaltsbereiche auch nicht abgeschlossen, sondern frei zugänglich.
Im Abschlussgespräch bei Kaffee und
Kuchen wies Mayr aber auch darauf hin, dass die besonderen Bemühungen für
dementiell erkrankte Menschen nach den derzeitigen Regelungen der Pflegeversicherung
nur unzureichend honoriert werden. Als weiteres Problem nannte sie die hohen
Anforderungen der Pflegedokumentation, die etwa 30 Prozent der Arbeitskraft der
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beanspruchten. Sie sprach sich für eine
Vereinfachung der Dokumentationspflicht aus. Und noch ein drittes Problem gab
Mayr dem Ministerpräsidenten mit auf den Weg: In Übereinstimmung mit den Heimbeiräten
bilde das Caritas-Zentrum gerne junge Menschen in verschiedenen Berufen rund um
die Pflege aus. Nach derzeitiger Rechtslage müssten die Kosten dafür über den
Pflegesatz den Bewohnern in Rechnung gestellt werden. Für das Haus bedeute dies
zugleich einen Wettbewerbsnachteil, zumal manche Angehörige die verschiedenen Altenheime
weniger nach der Qualität der Pflege, mehr nach der Höhe der Kosten vergleichen.
In den drei Häusern des
Caritaszentrums Offenbach leben knapp 200 alte Menschen. 42 Prozent der Bewohnerinnen
und Bewohner sind zwischen 90 und 100 Jahren alt; drei Bewohnerinnen sind älter
als 100 Jahre. 58 Prozent der Bewohnerschaft leidet an Altersdemenz. Für die
Bewohner sind 158 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig.
J. Otto Weber