Bensheim. – Das
Hauptgebäude der Fachklinik für Abhängigkeitserkrankungen „Schloß Falkenhof“ in
Bensheim wurde um ein viertes Geschoss erweitert. Bei einem Baustellenfest am
Montag, 13. September 2004, wurde das im Rohbau fertiggestellte vierte
Obergeschoss einer breiteren Öffentlichkeit präsentiert. Anliegen der
Erweiterung sei weniger eine Aufstockung der Bettenzahl als eine Qualitätsverbesserung
im Gesamtangebot der Klinik, sagte der Darmstädter Caritasdirektor Dr. Werner
Veith bei seiner Begrüßung der Gäste. Träger der Klinik, die mit großem Erfolg
suchtkranke Männer behandelt und ihnen neue Lebensperspektiven ohne
Abhängigkeit von einem Suchtmittel, meist Alkohol, eröffnet, ist der Caritasverband
Darmstadt. Der sehe in der Suchtkrankenhilfe einen Schwerpunkt seiner
Tätigkeiten, den er erhalten und ausbauen wolle, so Veith. Die Klinik Schloß
Falkenhof verfüge über 68 Betten in der stationären Suchtkrankenhilfe und halte
weitere zwölf Plätze in der Adaptionseinrichtung zur Wiedereingliederung nach
erfolgter Therapie in Heppenheim vor. Genau so biete der Caritasverband
Darmstadt ambulante Suchtberatung an. Zur Abrundung des Hilfsangebotes kündigte
Veith für das Spätjahr die Eröffnung einer neuer Tagesklinik für Menschen mit
Abhängigkeitserkrankungen mit 20 Plätzen in Darmstadt an.
Entstanden sind in
Bensheim in dem neuen Obergeschoss auf einer Fläche von 400 Quadratmetern vier
Einzel- und drei Doppelzimmer, ein behindertengerechtes Zimmer, ein
EDV-Schulungsraum, ein Raum für Gruppentherapie und eine Küche, in der
Patienten in der letzten Phase ihres Klinikaufenthaltes ihre eigenständige
Verpflegung einüben können. Durch Umgruppierungen im gesamten Klinikbereich
erweitert sich die Zahl der Einzelzimmer von derzeit neun auf künftig zwanzig.
Das Gesamtangebot der Klinik von 68 Plätzen soll durch den Erweiterungsbau
nicht erweitert werden, sagte Verwaltungsleiter Karl-Heinz Schön. Ob ein
Patient ein Einzel- oder ein Doppelzimmer bekomme, hänge ausschließlich von den
Erfordernissen der Therapie ab, erläuterte der Ärztliche Leiter der Klinik, Dr.
Carlo Schmid. Es gebe zum Beispiel Patienten, die so unerträglich schnarchten,
dass das keinem Mitbewohner zuzumuten sei. Da biete sich ein Einzelzimmer an.
Umgekehrt bezieht die Klinik auch die Angehörigen der Patienten in die Therapie
mit ein. Da kann ein Doppelzimmer von großem Vorteil sein. Schön betonte, es
sei keine Sache des Geldbeutels, ob jemand ein Einzel- oder ein Doppelzimmer
bekomme. Erstes Anliegen des Ausbaus sei eine weitere Qualitätsverbesserung des
Gesamtangebotes. So werden im EDV-Schulungsraum künftig in Zusammenarbeit mit
der Kreishandwerkerschaft EDV-Kurse angeboten, die auch durch die
Kreishandwerkerschaft zertifiziert werden. Der Neubau soll am 15. Februar nächsten
Jahres einzugsfertig sein. Er ist auf 1,1 Millionen Euro veranschlagt, von denen
der Caritasverband Darmstadt die Hälfte aus Eigenmitteln, darunter Mittel von
der „Aktion Mensch“, aufbringt und die andere Hälfte aus Fremdmitteln
finanziert.
Von großem Vorteil sei
gewesen, dass das 1974 fertig gestellte Hauptgebäude der Klinik schon für eine
Aufstockung vorbereitet gewesen sei, sagte der Ärztliche Leiter, Dr. Carlo
Schmid. Das Gebäude war unter Regie des damaligen Klinikleiters Wilhelm
Schulze, des späteren langjährigen Darmstädter Caritasdirektors, errichtet
worden, der ebenfalls am Baustellenfest teilnahm. Nicht einfach sei es gewesen,
die Neubauarbeiten bei laufendem Klinikbetrieb zu bewerkstelligen, so Schmid.
Er dankte den beteiligen Firmen für ihre große Rücksichtnahme, die mit
einschloss, dass sich alle am Bau Beteiligten an das strikte Alkoholverbot auf
dem Klinikgelände hielten. An Tagen, an denen sich großer Lärm nicht vermeiden
ließ, habe man mit den Patienten einen Ausflug in die Umgebung gemacht oder
einen Wandertag durchgeführt. Auch hätten die Patienten respektiert, dass die
Baustelle eine Tabuzone darstellt. Eine unabhängige Befragung habe ergeben,
dass sich die Patienten durch die Bauarbeiten nicht nachteilig beeinträchtigt
fühlten, konnte Schmid resümieren.
J. Otto Weber