Worms. – Der neue Mainzer Weihbischof Dr. Werner Guballa weihte in Worms am 12. Juni die umgebauten Räume des Kinder- und Jugendhilfezentrum St. Marien des Caritasverbandes Worms ein. Unter den Gästen der von den Kindern und Jugendlichen mitgestalteten Feierstunde waren auch die rheinland-pfälzische Sozialministerin Malu Dreyer, der Wormser Bürgermeister Georg Büttler und der Vorsitzende des Caritasverbandes für die Diözese Mainz, Domkapitular Hans-Jürgen Eberhardt. Nach eineinhalbjährigem Umbau und Sanierung bietet die 42 Plätze umfassende Einrichtung ein differenziertes Hilfeangebot in drei Wohn- und zwei Tagesgruppen sowie weitere ambulante Angebote für Kinder und Jugendliche, deren Erziehung und Entwicklung aus verschiedensten Gründen einer pädagogischen Stützung bedarf.
Im Mittelpunkt der Einrichtung unter Leitung von Margret Mayer stehen die Kinder und Jugendlichen, sagte der Wormser Caritasdirektor Georg Diederich in seiner Begrüßung. Das kam nicht nur darin zum Ausdruck, dass Kinder und Jugendliche die Feierstunde mit einem Theaterstück um Solidarität und Vertrauen eröffneten. Sie waren auch in die Planungen um die Neugestaltung des Hauses mit einbezogen, wie Ministerin Dreyer in ihrem Grußwort ausdrücklich würdigte. Zum Wohl der betreuten Kinder- und Jugendlichen arbeitet der Träger an Konzepten zu einer möglichst Familien nahen Gestaltung der Erziehungshilfen. Diederich konnte darauf verweisen, dass heute bereits mehr Kinder und Jugendliche ambulant betreut werden als fest im Haus leben. Als gelungen bezeichnete Ministerin Dreyer das unter Federführung des Kinder- und Jugendhilfezentrums in enger Zusammenarbeit mit dem Jugendamt Worms durchgeführte Modellprojekt für Rheinland-Pfalz einer „stationären Familienbetreuung“: Statt einer Heimunterbringung der Kinder wurde eine Mutter zusammen mit ihren vier Kindern in einem angemieteten Haus stationär betreut und in zwei Jahren in ihrer Erziehungskompetenz so weit gestärkt, dass sie heute mit geringer Unterstützung ihrem Erziehungsauftrag nachkommen kann. Dieses Modell, das wissenschaftlich begleitet wurde, stelle eine Alternative zur Heimunterbringung dar, wenn mehrere Kinder davon betroffen sind, wie die Ministerin betonte. Sie versprach für das Land, an der Seite der Kommunen solche Modelle weiterhin zu unterstützen. Darüber hinaus appellierte sie an die Kommunen, die Förderung der Präventionsarbeit nicht zu vernachlässigen, die Heimunterbringung zu vermeiden hilft.
Jeder Mensch brauche nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern auch Sicherheit, Geborgenheit, Vertrauen und Liebe, so Weihbischof Dr. Werner Guballa in seiner Ansprache. Vertrauen, wie es nicht zuletzt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses den Kindern und Jugendlichen vermitteln wollten, müsse wachsen, könne freilich auch enttäuscht werden. Ihn selbst trage letztlich das Vertrauen auf Gott, bekannte der Weihbischof. Auf Gott zu vertrauen helfe ihm, nicht abzustürzen - selbst wenn andere sein Vertrauen enttäuschen. Der Wächterengel, den der Künstler Horst Rettich für das Kinder- und Jugendzentrum St. Marien geschaffen hat, könne als „Engel des Vertauens“ dafür ein Symbol sein. Guballa erinnerte daran, das nach den biblischen Erzählungen auch Jesus in tiefster Not vor seinem Tod am Kreuz durch einen Engel Stärkung gefunden habe. Indem er das Haus segne, bitte er Gott zugleich darum, dass alle, die in diesem Haus leben und wirken, füreinander ein Segen seien.
Junge Menschen sollen Geborgenheit und Struktur erfahren, erläuterte Heimleiterin Margret Mayer die Konzeption des Hauses. Kinder und Jugendliche, die gravierende Verunsicherungen erlebt haben, seien in besonderer Weise auf Strukturen angewiesen, die Geborgenheit vermitteln. Es gehe darum, mögliche Wege herauszufinden, die die Jugendlichen und ihre Familien selbst beschreiten müssten. Das Kinder- und Jugendhilfezentrum werde auch in Zukunft fundierte und innovative Beiträge für die Jugendhilfe leisten, sagte sie zu.
Das heutige Kinder- und Jugendhilfezentrum St. Marien ist vor 85 Jahren, 1918, durch die damaligen Lederwerke Doerr und Reinhardt als Heim für Säuglinge und Kleinkinder von Mitarbeiterinnen gegründet worden. Von Anfang an betreuten Schwestern aus dem Kloster Maria Hilf in Bühl/Baden die Kinder. 1945 übernahmen die Bühler Schwestern, von denen auch heute noch einige in der Einrichtung mitarbeiten, die Trägerschaft des zerstörten Hauses und bauten es wieder auf. 1973 wurde es in ein Kinder- und Jugendheim umgewandelt. 1996 übernahm der Caritasverband Worms die Trägerschaft des Hauses und entwickelte es gemäß einer 2001 erfolgten Umbenennung zum Kinder- und Jugendhilfezentrum St. Marien weiter.
J. Otto Weber