Mainz. –Das Gemeindepsychiatrische Zentrum (GPZ) des Caritasverbandes Mainz hat mit einem Kreativprojekt einen großen Schritt zu mehr Normalität im Umgang zwischen psychisch kranken und psychisch nicht erkrankten Menschen getan und zugleich in erstaunlichem Maße kreative Fähigkeiten bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern geweckt. Möglich wurde das Kreativprojekt durch die caritative Gemeinschaftsstiftung für das Bistum Mainz „Wilhelm Emmanuel von Ketteler (WEK)-Stiftung“, die es mit 10.000 Euro unterstützte. Das Kreativprojekt machte Angebote in den Bereichen Bildnerisches Gestalten, Plastizieren, Theaterspiel und Musik. Es hat Schwerpunkt mäßig im letzten Quartal des vergangen Jahres stattgefunden und wurde mit einem Workshop am vergangenen zweiten Maiwochenende abgeschlossen. Am Mittwoch, 14. Mai, wurden in Anwesenheit des Mainzer Sozialdezernenten Michael Ebling beachtliche Ergebnisse in den Räumen des Gemeindepsychiatrischen Zentrums für psychisch kranke Menschen in Mainz (Dagobertstraße 1a) präsentiert.
Eine Besonderheit des Kreativprojektes war, dass es außerhalb des beschützenden Rahmens des Gemeindepsychiatrischen Zentrums in Räumen katholischer Pfarrgemeinden stattgefunden hat. So ist es gelungen, auch psychisch nicht erkrankte Menschen zur Teilnahme zu gewinnen und ganz normale Kontakte zwischen Betroffenen und Nichtbetroffenen herzustellen. Berührungsängste wurden abgebaut und psychisch kranke Menschen zu Schritten in die Nachbarschaft des GPZ und zu Gemeinden ermutigt.
Für das Kunstprojekt „Bildnerisches Gestalten“ konnte Guangyun Liu, ein freischaffender Maler aus China, als Anleiter gewonnen werden. Er vermittelte die chinesische Malkunst und ermutigte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, auch Emotionen wie Aggression, Trauer oder Freude in ihren Kunstwerken zum Ausdruck zu bringen. - Der Kunsttherapeut Gregor Dittmer leitete das Kunstprojekt „Plastizieren“. Mit Ton gestaltete jeder der Teilnehmer sein inneres Bild eines menschlichen Kopfes auf einem Stativ. Im Bearbeiten des Materials erfuhren die Teilnehmer ihre Möglichkeiten und Grenzen. Die Ergebnisse, beachtliche Skulpturen von hohem Aussagewert, förderten letztendlich Selbstwert und Stolz.
Das Theaterprojekt unter Leitung der Theaterpädagogin Carola Unser ließ die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in fremde Rollen schlüpfen, die sie sich aussuchen konnten. Das Gelingen war abhängig von einem guten Zusammenspiel der einzelnen Akteure. Sie lernten, sich aufeinander einzulassen, was die Kommunikation förderte. - Im Musikprojekt vermittelte der Musiktherapeut Markus Schlindweis Freude an der Musik. Im Spielen einfacher Instrumente wurden Spannungen abgebaut und das Miteinander eingeübt. Die Teilnehmer gegriffen sich als wichtigen Teil eines Gesamtwerkes, das nur gelingen kann, wenn sich jeder einzelne auf den anderen einlässt.
Rupp: Verbesserungen für Psychisch Kranke
„Es gibt in jüngerer Zeit nur wenige politische Feldervon denen man sagen kann, dass eine wesentliche Verbesserung für die betroffenen Menschen stattgefunden hat. Dazu gehört die Situation psychisch kranker Menschen“, sagte der Mainzer Caritasdirektor Paul Rupp bei der Eröffnung der Präsentation. Er begrüßte unter den Gästen den Mainzer Sozialdezernenten Michael Ebling sowie von der Wilhelm Emmanuel von Ketteler-Stiftung Stiftungsdirektor Wilhelm Schulze, Vorstandsmitglied Wilfried H. Mönch, den Kuratoriumsvorsitzenden Heinz F. Benner sowie Kuratoriumsmitglied Gottfried Albert. Ohne die Förderung durch die Stiftung wäre das Projekt nicht möglich gewesen, so Rupp. Stiftungsdirektor Schulze sagte, das Gemeindepsychiatrische Zentrum in Mainz und ein Projekt in Darmstadt seien die ersten Empfänger namhafter Zuwendungen aus Mitteln der noch jungen, im Jahr 2000 gegründeten Wilhelm Emmanuel von Ketteler-Stiftung. In Anlehnung an das Jahresthema 2002 der Caritas in Deutschland „Mittendrin draußen: psychisch krank“ habe die Stiftung aus Mitteln des vergangenen Jahres im Schwerpunkt Projekte für psychisch kranke Menschen fördern wollen. Zum Ende der mit nachdenklichen Lieder von Anita Zimmermann mitgestalteten Eröffnung lud Elisabeth Pflüger-Reifenberger, die Leiterin des Gemeidepsychiatrischen Zentrums, zur Besichtigung der vielen ausgestellten Werke ein.
Peter Deinhart, stellvertretender Geschäftsführer des Caritasverbandes für die Diözese Mainz, wies im Gespräch auf den Weitblick des frühern Mainzer Caritasdirektors Heribert Brinkmann hin, der bereits in den frühen siebziger Jahren in Mainz eine Beratungsstelle für psychisch kranke Menschen und wenige Jahre später den Dagobertclub gegründet habe – längst vor Einsetzung der Enquetekommission, die die von Rupp erwähnten Verbesserungen für psychisch kranke Menschen angestoßen habe. Der Mainzer Caritasverband gehöre zu den Pionieren dieser Entwicklung, so Deinhart.