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In Worms werden Kindersachen günstig weitergegeben Neu: Kauf- und Tauschbörse bei St. Martin
Worms. - "Ich habe gar nicht gewußt, wie schön es hier schon ist", bekannte der Wormser Propst Engelbert Prieß am Freitag, 14. Januar 2000, bei der Eröffnung der neuen Kauf- und Tauschbörse für Baby- und Kindersachen, die unmittelbar neben der St. Martinskirche in der Martinsgasse eingerichtet worden ist, inmitten der Wormser Innenstadt. In dem freundlichen, hellen Raum wird künftig an jedem Mittwoch von 9.00 bis 12.00 Uhr die "Martinsbörse" geöffnet sein und Müttern, Vätern und Familien die Gelegenheit bieten, günstig gebrauchte, aber noch gut erhaltene Baby- und Kindersachen zu kaufen oder zu tauschen. Schon zum Start zierte ein buntes Sortiment von Waren die Regale - angefangen von Stramplern und Babyschuhen über Kinderkleidung, allerlei Spielzeug und Kinderwagen bis hin zu Schulranzen. Säuglinge und Kinder bis zu 6 Jahren sind die Zielgruppe, für die die neue Martinsbörse künftig tätig sein will, die von einer derzeit etwa 30-köpfigen Gruppe überwiegend von Frauen, aber auch einigen Männern aus den beiden Wormser Innenstadtpfarreien Dom und St. Martin getragen und vom Caritasverband Worms begleitet wird. Die Martinsbörse geht davon aus, dass sie die Baby- und Kindersachen von Wormser Bürgerinnen und Bürgern kostenlos zur Verfügung gestellt bekommt, was in der Anlaufphase schon sehr gut geklappt hat. "Viele Familien, die die Kinderphase abgeschlossen haben, sind froh, dass sie über uns eine Gelegenheit haben, die in der Regel noch gut erhaltenen Kinder- und Babysachen sinnvoll weiterzugeben", gab eine Frau aus dem engeren Leitungskreis um Hanna Hinkel, Schola Berg und Bianca Todorovic erste Erfahrungen wieder. Die Martinsbörse will mit günstigen Preisen - viele Dinge gibt es schon zu DM 1,00 bis DM 4,00 - für alle Familien und Alleinerziehenden da sein, räumt aber den Bedürftigen unter ihnen noch einmal Sonderkonditionen ein. "In einer Zeit, in der es die Familie schwer hat und in der Armut wächst, wollen wir etwas tun zu ihrer Unterstützung" sagte Propst Prieß. Darum hätten sich auch die beiden Gemeinden Dom und St. Martin finanziell an der Zur-Verfügung-Stellung und Ausgestaltung des Raumes beteiligt. Zugleich freute er sich, dass sich eine starke Gruppe aus beiden Gemeinden gefunden hat, der das Engagement für die Martinsbörse dazu noch Spaß mache. Er überreichte der Martinsbörse in der Martinsgasse neben der Martinskirche zum Wandschmuck eine farbenstarke Darstellung der Mantelszene des heiligen Martin, ein Werk des Kölner Künstlers Egino Weinert. 4440 Sozialhilfebezieher in Worms "Kinderkleider sind teuer und Kinder wachsen schnell aus ihren heraus" sagte Annette Wasmund, die als früheren Mitglied des Sozialausschusses der Domgemeinde zu den Initiatorinnen der Martinsbörse zählt. Aus ihrer Arbeit in der Allgemeinen Lebensberatung und Schwangerenberatung der Caritas weiß sie zugleich um die finanziellen Nöte insbesondere armer Familien, Alleinerziehender und Familien mit mehreren Kindern. 4440 Menschen, 5,3 Prozent der Bevölkerung, seien in Worms auf die Unterstützung durch Sozialhilfe angewiesen, sagte sie; unter ihnen seien 58 Prozent Frauen und 38 Prozent Kinder. Von Sozialhilfe zu leben sei zwar möglich, meinte sie, aber es sei sehr schwer - sehe die Sozialhilfe für ein Kind bis 7 Jahren gerade einmal DM 225 pro Halbjahr an Bekleidunghilfe vor. Die Martinsbörse wolle nicht diesen niedrigen Satz rechtfertigen, betonte sie, aber sie wolle den betroffenen Familien etwas Erleichterung bringen. Darum bekommen Sozialhilfebezieher in der Martinsbörse einen Sonderbonus. Ausdrücklich lud sie aber alle Familien ein, die Martinsbörse zu nutzen. Sollte ein Überschuss entstehen, so wird dieser für Frauen in sozialer Not verwandt werden. Ein Drittel Arme in Deutschland Georg Bruckmeir vom Caritasverband Worms überbrachte nicht nur die Grüße von Caritasdirektor Georg Diederich, sondern verwies auch auf das Jahresthema 2000 der Caritas in Deutschland "...und die Armen?" Nach einer Untersuchung der Caritas seien inzwischen ein Drittel der Menschen in Deutschland arm oder von Armut bedroht, sagte er - und das in einem reichen Land. Immer mehr Menschen rutschten trotz Erwerbstätigkeit unter die Armutsgrenze. Dass Kinder zunehmend ein Armutsrisiko darstellten, sei zutiefst zu bedauern, aber leider wahr. Die Martinsbörse wolle dem gegenüber eine Chance auch für Wohlhabendere sein, Solidarität mit Armen zu praktizieren. Darum ermunterte er alle, die Martinsbörse zu nutzen - als Spender wie als Verbraucher von Kindersachen. Die Martinsbörse ist kein `Armutsprojekt´, wie man schon an der freundlichen Atmosphäre sieht", sagte er, sondern sie stehe allen offen. Aber: "Wir von der Caritas sind froh, dass wir in unserer Beratung manchen Frauen und Familien durch Hinweis auf die Martinsbörse ihre Sorgen ein wenig kleiner machen können". J. Otto Weber
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Pressemitteilung
In Worms werden Kindersachen günstig weitergegeben - Neu: Kauf- und Tauschbörse bei St. Martin
Erschienen am:
14.01.2000
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