Worms. – Das Stadtteilbüro Nordend der Caritas in Worms ist in größere Räume umgezogen. War es bisher schon in einem Ladengeschäft untergebracht, ist es jetzt in ein anderes Ladengeschäft in unmittelbarer Nähe umgezogen, in dem es zusätzlich noch über mehrere Nebenräume verfügt. Fortgeführt wird hier die erfolgreiche Gemeinwesenarbeit, die vielen Menschen in dem als Sozialer Brennpunkt geltenden Stadtteil Nordend neues Selbstvertrauen gegeben hat und gibt. In das neue Stadtteilbüro integriert und erweitert wurden die Angebote des bisherigen kleinen Internet-Cafés der Caritas, das Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen einen Zugang zum Internet einschließlich Vermittlung des notwendigen Know-hows bietet. Neu geschaffen wurde eine vom Bistum Mainz im Rahmen des „Netzwerk Leben“ geförderte Stelle, die insbesondere junge Frauen bei der Entwicklung beruflicher Perspektiven und beim beruflichen Wiedereinstieg unterstützt.
„Arbeitslosigkeit war in Worms immer ein Thema“. Daran erinnerte Domkapitular Hans-Jürgen Eberhardt, der aus Worms stammende Vorsitzende des Caritasverbandes für die Diözese Mainz, bei der Segnung des neuen Stadtteilbüros. Er übertrug die biblische Lesung von den Arbeitern im Weinberg des Herrn, von denen der letzte, der nur eine Stunde gearbeitet hatte, den gleichen Lohn bekommen hat wie der erste, der den ganzen Tag über gearbeitet hatte, auf die Arbeit im Stadtteilbüro: Hier soll der Letzte so viel Solidarität erfahren wie der Erste; „hier soll jeder seinen Platz finden“, sagte Eberhardt.
„Nur wenn es in unserer Gesellschaft gelingt, Menschen, Personengruppen oder ganze Stadtteile vor Ausgrenzung zu schützen und soziale Teilhabe zu ermöglichen, wird unsere Gesellschaft zukunftsfähig sein“, so der Wormser Caritasdirektor Georg Diederich zum langjährigen Engagement der Caritas im Wormser Nordend. Der Armutsbericht der Stadt Worms zeige deutlich, dass die Arbeit der Caritas im Nordend notwendiger ist denn je, denn alle Armutsfaktoren fänden hier immer noch die höchste Nennung des gesamten Stadtgebietes. Diederich konnte aber auch darauf verweisen, dass in den letzten Jahren vieles auf den Weg gebracht und verbessert worden ist. Unter anderem erinnerte er an Arbeitskreise und Gruppen, die miteinander Visionen entwickelt haben. Diederich wies darauf hin, dass die beiden Qualifizierungsbetriebe der Caritas in Worms in erheblichem Maße an der Einrichtung der neuen Räume beteiligt waren: WOP, das „Wormser Orientierungsprojekt“, habe vom Abbruch über Sanitärarbeiten bis hin zu Türeinbauten, neuen Fenstern sowie der Anfertigungen einer Treppe und des Internetmobiliars alles in Eigenleistung erstellt, während das Computerprojekt „Zack“ mit der Installation eines Netzwerks die Voraussetzungen zum Start ins „World Wide Web“ geschaffen habe. Der Imbiss aus Anlass der Eröffnung wurde von einem dritten Qualifizierungsprojekt der Caritas Worms geliefert, dem Innovations- und Qualifizierungszentrum Worms „IQW“. Dankbar erwähnte Diederich, dass die Arbeit der Caritas im Wormser Nordend seit Jahren durch den Lions Club wie die Katholische Frauengemeinschaft unterstützt wird.
„Unsere Arbeit geht über die soziale Versorgung hinaus: Wir setzen an der Kultur in diesem Stadtteil an“, so Fachbereichsleiter Georg Bruckmeir zur Arbeit der Caritas im Nordend. Menschen hätten den Mut gewonnen, zur Verbesserung ihrer eigenen Lebenssituation aktiv zu werden. Als Beispiel nannte er Initiativen zur Verbesserung des baulichen Zustandes der Spiel- und Lernstube der Caritas, die in einer „Zukunftswerkstatt“ ihren Ausgang genommen hätten. Zum festen Bestandteil des Lebens im Nordend zählten das von der Caritas angeregte jährliche Straßenfest und der jährliche Weihnachtsmarkt, für die sich seit Jahren viele Bürgerinnen und Bürger, Vereine und soziale Einrichtungen engagierten. Langjährige Anstrengungen der Jugendsozialarbeit hätten dazu geführt, dass sich viele Jugendliche inzwischen um Berufsfindung und eine Berufsausbildung kümmern. Das jüngste Projekt „Nordend ans Netz“, begonnen im kleinen Internet-Café, werde in den neuen Räumen intensiviert und wolle Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen die vielfältigen Chancen erschließen helfen, die das Internet biete. Durchgängig gehe es der Caritas darum, dass Bürgerinnen und Bürger nicht in der Empfänger- und Konsumentenrolle bleiben, sondern zu Beteiligten und Mitwirkenden werden, sagte Bruckmeir.
Im Sozialen Brennpunkt, so Mario Junglas, der Direktor des Caritasverbandes für die Diözese Mainz in einem Grußwort, werde verschärft sichtbar, was es auch anderswo gebe. Es trete aber auch zu Tage, was man verändern und wie Selbstbewusstsein wachsen könne. Die Caritas wolle den Menschen im Nordend „ein ehrlicher Partner“ sein, sagte Junglas. Dekan Manfred Simon zeigte sich als Pfarrer der Liebfrauengemeinde, zu der auch das Nordend gehört, dankbar für das langjährige Engagement der Caritas, das dazu beitrage, dass der Stadtteil attraktiver werde.
J. Otto Weber