Mainz. Viele Flüchtlinge leiden unter den Folgen von dramatischen Erlebnissen im Heimatland und auf der Flucht. Sie haben körperliche und/oder psychische Gewalt erlitten und Todesangst durchlebt. Hinzu kommen Angst um Verwandte in der Heimat und vor einer ungewissen Zukunft, Probleme durch das enge Zusammenleben mit vielen Menschen und durch rassistische Anfeindungen. Viele Menschen sind traumatisiert. "Beratung und Therapie können helfen, solche Probleme zu verarbeiten und im Leben wieder Fuß zu fassen", sagte Caritasdirektor Wolfgang Schnörr am Donnerstag bei der Einweihung des Psychosozialen Zentrums für Flucht und Trauma des Caritasverbands Mainz e.V. durch Diözesancaritasdirektor Hans-Jürgen Eberhardt.
Das Zentrum ist eines von fünf Psychosozialen Zentren, die die Landesregierung in Rheinland-Pfalz initiiert hat und fördert. Integrationsministerin Irene Alt, die das Zentrum am Freitag besuchen wird, erklärte anlässlich der Einweihung: "Rund die Hälfte der Flüchtlinge, die zu uns kommen, sind traumatisiert. Wir setzen uns dafür ein, dass sie professionell behandelt werden, wie es auch die EU-Asylaufnahmerichtlinie fordert. Die Landesregierung hat in diesem Jahr zusätzlich 500.000 Euro bereitgestellt, um den Ausbau der psychosozialen Beratung traumatisierter Flüchtlinge zu fördern und damit die Einrichtung zweier neuer Beratungszentren in Ludwigshafen und Mainz unterstützt. Unser Ziel ist es aber, die traumatisierten Flüchtlinge in die Regelversorgung zu bringen."
Das Zentrum ist in Rheinland-Pfalz künftig schwerpunktmäßig für Rheinhessen und die Stadt Mainz sowie den Vorderen Hunsrück und Bad Kreuznach zuständig. Zwei Diplompsychologinnen, eine Diplomsozialpädagogin und ein Diplompädagoge arbeiten dort auf insgesamt 2,5 Personalstellen. Zusätzlich helfen Dolmetscher, die Sprachbarrieren zu überwinden. Diözesancaritasdirektor Eberhardt machte den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Mut: "Wir sind für jeden Mitmenschen verantwortlich, der Opfer von Gewalt, Ungerechtigkeit und Unterdrückung geworden ist. Diese Verantwortung tragen wir alle gemeinsam", sagte er - auch in Vertretung von Generalvikar Dietmar Giebelmann.
Wegen des großen Bedarfs ist eine offene Sprechstunde geplant. Dort wird geklärt, welche Hilfe die Flüchtlinge genau brauchen. Die Psychotherapie kann dann direkt im Zentrum stattfinden, die Kapazität ist natürlich begrenzt. Die fünf vom Land Rheinland Pfalz finanzierten Psychosozialen Zentren haben deshalb auch die Aufgabe, Zugänge zum Regelsystem therapeutischer Versorgung zu öffnen, das heißt, sie vermitteln an niedergelassene Psychotherapeuten und im Bedarfsfall an Kliniken weiter. Bisher waren diese Therapiemöglichkeiten den Flüchtlingen bis zu ihrer Anerkennung oft jahrelang versperrt. Zudem trauen sich viele Psychotherapeuten die Arbeit mit Flüchtlingen nicht zu - auch wegen der Sprachbarrieren. Hier will das Zentrum Kompetenzen vermitteln und Austauschmöglichkeiten schaffen.
Die Vernetzung mit anderen Hilfeorganisationen, Initiativen, Behörden, Kliniken und niedergelassenen Ärzten und Therapeuten wird also künftig eine wichtige Rolle spielen. "Wir sind dabei, Kontakte zu Netzwerken vor Ort zu knüpfen und zu sehen, wo und wie wir gemeinsam helfen können", sagte Projektmitarbeiterin Ute Lippert und bedankte sich bei den Gästen für die zahlreichen Unterstützungsangebote.
Das Land Rheinland-Pfalz finanziert das neue Zentrum in diesem Jahr mit 120.000 Euro. Der Caritasverband für die Diözese Mainz e.V. unterstützt in diesem Zeitraum mit 10.000 Euro und der Caritasverband Mainz e.V. mit weiteren 10.000 Euro, außerdem ist das Zentrum zur Erfüllung seiner vielfältigen Aufgaben auf Spenden angewiesen:
Online-Spenden sind möglich über www.caritas-mainz.de
Spendenkonto: Caritas Mainz, Stichwort PSZ, IBAN: DE71 3706 0193 4000 2120 11