Hessen
/ Darmstadt. – Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, eröffnete in
Darmstadt die diesjährige Caritas-Sommersammlung, die in Hessen vom 14. bis 21.
Juni 2004 stattfindet. Die Sammlung steht unter dem Motto „Investieren Sie in
Menschlichkeit - Ihre Spende der Caritas.“ Bei der Sammlungseröffnung in der
Darmstädter Gemeinde St. Fidelis wies der Mainzer Bischof sehr deutlich darauf
hin, dass die Kirche ihre Hilfe ohne Grenzen der Konfession oder Religion, der
Nationalität oder Rasse allen Menschen anbietet, die in einer Notlage sind.
Weil sich Kirche allen Armen und Bedrängten gegenüber solidarisch zeige, dürfe
sie auch alle Menschen ohne Grenzen bei den Caritas-Sammlungen um eine solidarische
Unterstützung bitten.
Kardinal
Lehmann ehrte bei der Sammlungseröffnung zugleich über 400 Frauen und Männer,
die sich seit 25 und mehr Jahren im Bereich des Caritasverbandes Darmstadt in
Südhessen für die Caritas-Sammlungen engagieren. Nicht wenige sind schon mehr
als
40 Jahre dabei und Helene Werle aus
der Pfarrei St. Hildegard in Viernheim ist bereits seit über 50 Jahren für die
Caritas engagiert. Ihr und allen 130 Frauen und Männern, die zur Eröffnung der
Caritas-Sammlung nach Darmstadt gekommen waren, überreichte Kardinal Lehmann
persönlich eine von ihm unterzeichnete Ehrenurkunde.
Landrat
Wilkes: Bundesverdienstkreuz verdient
Menschen,
die so lange für die Caritas und die Caritassammlungen engagiert seien, gehöre
eigentlich das Bundsverdienstkreuz, sagte in einem Grußwort der Landrat des
Kreises Bergstraße, Matthias Wilkes. Ohne die Einrichtungen und
Beratungsstellen der Caritas sei unsere Gesellschaft nicht denkbar, meinte der
Landrat. Die Aufgaben der Caritas seien durch die Öffentliche Hand nicht
ersetzbar, weil sie Wert gebunden seien, was die Öffentliche Hand nicht leisten
könne. Deshalb müsse die Öffentliche Hand darauf achten, dass die Caritas
erhalten bleibt. Wilkes erläuterte dies am Beispiel der minderjährigen
Schwangeren, deren Zahl sich im Kreis Bergstraße in kurzer Zeit verdreifacht
habe. Deren materielle Bedürfnisse sicherstellen könne der Kreis, aber er könne
nicht die persönliche Zuwendung aufbringen, wie sie die haupt- und ehrenamtlichen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas leisten. Realistisch gesehen, sei
nicht damit zu rechnen, dass sich die sozialen Rahmenbedingungen in naher
Zukunft verbessern werden, sagte Wilkens. Die Caritas brauche für ihre
unverzichtbare Arbeit breite Hilfe. Deshalb rief er alle Bürgerinnen und Bürger
dazu auf, die Caritas bei der bevorstehenden Sammlung mit einer Spende zu
unterstützen. „Ich stehe an der Seite der Caritas“, bekannt er und wünschte der
Sammlung ein gutes Ergebnis. – Ähnlich äußerte sich auch Stadtrat Alfred
Aldenhoff für den Magistrat der Stadt Darmstadt.
Kardinal
Lehmann: Heil Grenzen los
Kardinal
Lehmann hatte zum Auftakt der Sammlungseröffnung in der Darmstädter St.
Fideliskirche mit den ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern des Caritasverbandes Darmstadt einen Gottesdienst gefeiert. Weil
Jesus Christus das Heil allen Menschen angeboten habe und anbiete, deshalb sehe
sich die Kirche und ihre Caritas zu allen Menschen gesandt, sagte er in seiner
Predigt. Eine Freundschaft innerhalb von Familien, Sippen oder Gemeinschaften
kennen alle Kulturen. Das Neue an der christlichen Botschaft sei aber gerade
das Überschreiten von Grenzen. Alle Menschen, nicht nur die, die zu einer
bestimmten Gemeinschaft zählen, sollen Teil haben können am Heil und an
Heilung. Kirche habe deshalb immer Bestrebungen abgelehnt, die Heil und Heilung
auf bestimmte Gruppen beschränken wollten.
Kirche
ein Gesicht gegeben
Herzlich
dankte der Kardinal bei der Sammlungs-Eröffnung den langjährigen Helferinnen
und Helfern der Caritas-Sammlungen. „Ich finde es gut, dass Kirche konkrete Gesichter
hat, Frauen und Männer, die als Zeugen auftreten und die Verbindung pflegen,
Ehrenamtliche, die aus freien Stücken und ohne jeden Zwang einen Dienst für die
Kirche leisten“, sagte der Kardinal. Er wies darauf hin, dass das Christentum
weniger durch Amtsträger verbreitet worden sei als durch „normale Christen“,
die durch ihre Tat und ihr Tun Zeugnis ablegten. Mit der Bitte an alle
Bürgerinnen und Bürger, die Caritas nicht im Stich zu lassen und mit einer
Spende zu unterstützen, erklärte er die Caritassammlung in Hessen für eröffnet.
Pfarrer
Klaus Forster, Griesheim, hatte als Vorsitzender des Aufsichtsrats des Caritasverbandes
Darmstadt und Dekan Rudolf Moche als Hausherr der Gast gebenden St.
Fidelisgemeinde den Kardinal, die Vertreter der Kommunen und die ehren- und
hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas herzlich willkommen
geheißen. Der Darmstädter Caritasdirektor Dr. Werner Veith führte durch die
Veranstaltung, die musikalisch von der Big-Band der Darmstädter
Edith-Stein-Schule umrahmt war.
In
Hessen knapp 584.000 Euro gesammelt
Bei
den zweimal jährlich jeweils im Sommer und im Winter stattfindenden Caritas-Sammlungen
engagieren sich im hessischen Teil der Diözese Mainz (Südhessen und Mittelhessen)
mehr als 3.000 Frauen und Männer. Vielerorts wird die Sammlung noch als
Haustür-Sammlung durchgeführt. In immer mehr Gemeinden greift mit gutem Erfolg
die neue Form der Sammlung durch Briefkastenwerbung Platz, da insbesondere in
Ballungsgebieten die Menschen nur schwer zu vertretbaren Zeiten persönlich zu erreichen
sind. Insgesamt sind im vergangenen Jahr im hessischen Teil der Diözese Mainz
knapp 584.000 (583.924,04) Euro gespendet worden, von denen die Hälfte in den Gemeinden
zur unbürokratischen Linderung von Notfällen und zur Organisation der örtlichen
Caritasarbeit geblieben sind. Die andere Hälfte wurde dringend zur Unterstützung
der umfangreichen offenen Beratungstätigkeit gebraucht, die der Caritasverband
allen Menschen in materieller oder psycho-sozialer Not anbietet. Nach den
drastischen Sozial-Kürzungen der hessischen Landesregierung seit Beginn dieses
Jahres ist die Unterstützung der Caritas-Arbeit durch Spenden von Bürgerinnen
und Bürgern noch dringlicher geworden.
Im
rheinland-pfälzischen Teil der Diözese Mainz hat die Caritas-Sommersammlung bereits
vom 20. Mai bis 1. Juni 2004 stattgefunden.
J. Otto Weber