Pressemitteilung
Jahresempfang der Hessen-Caritas:
Politik und Kirche im Dialog – Sozialminister
Grüttner und Caritas-Präsident Dr. Neher sprachen über Sozialpolitik
Fulda/Limburg/Mainz - Februar 2013
Rund 240 Gäste
aus
Kirche, Caritas, Wirtschaft und Politik
hat
der Fuldaer Diözesan-Caritasdirektor Dr. Markus Juch gestern Abend im
Wiesbadener Roncalli-Haus zum dritten Jahresempfang der Hessen-Caritas begrüßt.
Juch lieferte mit seiner Ansprache gleichzeitig die Antrittsrede als neuer Vorstandsvorsitzender
der Hessen-Caritas, turnusgemäß übernimmt er diese Aufgabe vom 1. März 2013 an für
zwei Jahre von seinem Mainzer Amtskollegen Thomas Domnick. Juch widmete einen
Teil seiner Rede der Würdigung der „Ära Domnick“. Dieser habe als Vorsitzender
wesentliche Akzente bei den sozialpolitischen Themen gesetzt. Ein besonderes
Anliegen sei ihm das Problem des Fachkräftemangels und dessen Lösung gewesen,
zudem habe Domnick die Vernetzung mit Caritasverbänden in Nachbarländer wie
Österreich, der Schweiz und den Niederlanden vorangetrieben. Als
Schwerpunktthemen der kommenden zwei Jahre nannte Markus Juch unter anderem die
Integration von Langzeitarbeitslosen im Kontext mit dem Phänomen der
Altersarmut: „Zum Ende eines lückenlosen Erwerbslebens muss eine fürs Leben ausreichende
Rente heraus kommen“, betonte er.
Das
kirchliche Grußwort sprach dieses Jahr der Fuldaer Bischof Heinz Josef
Algermissen. Er unterstrich, dass die Nachfolge Jesu im Dienen sichtbar werde –
insofern sei die Caritas alles andere als ein Sozialkonzern, sondern die
Caritas-Arbeit ein ureigener Dienst in der Kirche und der unverfälschte
Ausdruck der Gemeinschaft mit Jesus Christus. Bischof Algermissen dankte
ausdrücklich allen, die diesen Caritas-Dienst auf sich nehmen würden.
Sozialminister
Stefan Grüttner betonte, dass zwischen der Politik und den Wohlfahrtsverbänden
immer wieder ein Ringen um den richtigen Weg in der Sozialpolitik und in den
Maßnahmen für hilfebedürftige Menschen stattfinde. Meetings der Akteure nur zum
gegenseitigen Schulterklopfen seien reine Utopie, Kontroversen unvermeidlich,
doch sei es gut, dass man sich auch auf Anlässen jenseits des politischen
Alltags wie dem Jahresempfang der Hessen-Caritas begegnen könne. Das aktuelle
Jahresthema „Familie schaffen wir nur gemeinsam“ zeige, dass Familienpolitik
eine Gemeinschaftsaufgabe aller sei, und man werde seitens der Landesregierung
auch dabei sicher auf der Grundlage sachlicher Informationen mit der Caritas
und den anderen Akteuren diskutieren und zusammenarbeiten.
Das
Hauptreferat des Abends war Caritas-Präsident Prälat Dr. Peter Neher
vorbehalten. Er stellte – wie bei den vorangegangenen Jahresempfängen auch –
das aktuelle Kampagnenthema der Caritas ausführlich vor. Neher betonte gleich
eingangs die politische Dimension des Themas „Familie schaffen wir nur
gemeinsam“ und unterstrich, die Caritas habe sich für das Bundestagswahljahr
viel vorgenommen. Zunächst stellte er klar, welchen Wert Familie für jeden
Einzelnen als prägendes Instrument des gesellschaftlichen Wertesystems habe: In
der Familie „lernt man, was es heißt solidarisch zu sein, ohne das Wort
Solidarität in den Mund zu nehmen!“ Ziel der Caritas sei es, Eltern in ihrem
Erziehungsauftrag so zu stärken, „dass sie sich ohne Angst davor, perfekt sein
zu müssen, ihren Herausforderungen und Problemen stellen können!“ Neher
forderte eine solidarische familientaugliche Politik in allen Bereichen.
Beispielhaft erläuterte er es an den Begriffen Zeit und Geld. Nach Ansicht der
Caritas müsse eine Gesetzgebung Eltern- und Pflegezeiten ermöglichen, um
Freiraum für gelingendes Familienleben zu schaffen. In Bezug auf die
„Lebensarbeitszeitkonten“ sei viel Spielraum und werde noch zu wenig Fantasie
entwickelt. Die derzeitige Verteilung finanzieller Ressourcen an die Eltern
nannte Neher schlichtweg ungerecht, denn sie belohne keineswegs die
Care-Tätigkeit der Familien sondern die elterliche Erwerbstätigkeit vor der
Geburt eines Kindes. Damit würden die Besserverdienenden bevorzugt.
Grundsätzlich
wünschte sich der Caritas-Präsident ein künftiges Deutschland, „in der
Kindergeschrei nicht als Störung sondern als befreiende Musik einer
kinderfreundlichen Gesellschaft“ begriffen würde.
Bei
Rückfragen wenden Sie sich bitte an Herrn Dr. Scharf, Caritasverband für die
Diözese Fulda e. V., Referat Öffentlichkeitsarbeit, Telefon: 0661 2428160