Heribert Brinkmann, über 21 Jahre lang erster Direktor des Anfang 1968 gegründeten Bezirkscaritasverbandes Mainz, ist am 17. Oktober im Alter von 78 Jahren gestorben. Bei seiner Verabschiedung in den Ruhestand im September 1988 war er mit drei hohen Auszeichnungen bedacht worden: Mit dem päpstlichen Orden „Pro Ecclesia et Potifice“, der Goldenen Ehrennadel des Deutschen Caritasverbandes und der „Helferplakette“, der höchsten Auszeichnung der Stadt Mainz auf sozialem Gebiet. Zuvor schon, 1982, war er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden.
Der gebürtige Bonner Heribert Brinkmann war nach seinem Studium zunächst in seiner Heimatstadt, dann in Limburg, Diez, Düren und noch einmal in Limburg bei verschiedenen, meist kirchlichen Trägern in der Sozialarbeit tätig, bevor er 1967 zum Caritasverband nach Mainz berufen wurde. Sein erster Auftrag lautete, die Gründung des Bezirkscaritasverbandes Mainz als selbständiger eingetragener Verein (e. V.) in die Wege zu leiten, was Anfang 1968 geschah. Zuvor waren die Aufgaben des späteren Bezirkscaritasverbandes Mainz vom Diözesancaritasverband wahrgenommen worden. Zwölf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat Brinkmann bei der Gründung vom Diözesancaritasverband übernommen. Gut zwanzig Jahre später zählte der Caritasverband Mainz bei Brinkmanns Verabschiedung 216 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Brinkmann lagen die besonders Benachteiligten am meisten am Herzen. Schon ein Jahr nach Gründung des Caritasverbandes Mainz wurde in Ingelheim eine Tagesstätte für geistig behinderte Kinder eröffnet, für die bald in Bingen-Büdesheim ein Neubau errichtet wurde. Nach nur zweijähriger Bauzeit wurde 1975 in Ingelheim das Haus St. Martin eröffnet, in dem seitdem bis zu 40 Kinder mit schwersten geistigen und körperlichen Behinderungen nicht nur rund um die Uhr betreut, sondern auch weiterstgehend in der Entwicklung ihrer Fähigkeiten gefördert werden. Aus- und aufgebaut hat Brinkmann an den Standorten Mainz und Bingen die Allgemeine Lebens- und Sozialberatung des Caritasverbandes, die Beratung für Suchtkranke und Drogenabhängige und die Beratungs- und Kontaktstelle für Psychisch Kranke. Unter Brinkmanns Leitung wurden betreute Wohnmöglichkeiten für ehemalige Suchtabhängige, Psychisch Kranke und resozialisierte Nichtsesshafte geschaffen. Gegen erheblichen anfänglichen Widerstand aus der Bevölkerung hat Brinkmann das ehemalige St. Rochus-Krankenhaus in Mainz-Mombach zum heute hochgeschätzten Sozialen Zentrum St. Rochus umgebaut. 1981 hat unter seiner Leitung der Caritasverband Mainz von den Johannesmissionaren die Trägerschaft des Thaddäusheimes übernommen, in dem Nichtsesshafte eine Bleibe für die Nacht finden, bei dem es aber immer auch das Angebot gibt, sich wieder in ein sesshaftes Leben integrieren zu lassen.
Nur zwei Jahre nach Gründung der ersten Sozialstation der Bundesrepublik in Worms wurde in der Ära Brinkmann die Sozialstation „Am Dom“ in Mainz eröffnet, der in rascher Folge die Sozialstationen Heilig Geist in Mainz-Mombach, Bingen und Bodenheim für den Großraum Nieder-Olm-Bodenheim folgten. An den katholischen Krankenhäusern in Mainz wurde seit 1975 Krankenhaus-Sozialdienste eingerichtet. Mit projektbezogerner Sozialarbeit wurde 1971 im sozialen Brennpunkt Wallaustraße begonnen, die seit 1979 im Neustadt-Treff weitergeführt wird. Seit 1973 arbeitet der Caritasverband mit den Sinti zusammen, für die 1986 am Hartenberg ein Treffpunkt eingerichtet wurde.
Diese äußeren Eckpunkte, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit haben, müssen genügen, um das Engagement und die Dynamik erahnen zu lassen, die Heribert Brinkmann in seiner Zeit als Caritasdirektor entfaltete. Brinkmanns Rat war geschätzt weit über Mainz hinaus. Seit 1975 war er in den Zentralrat des Deutschen Caritasverbandes gewählt worden und von dort in den Zentralvorstand, das oberste kleine Führungsgremium des Deutschen Caritasverbandes – ein Mandat, das er auch noch über seine Pensionierung hinaus wahrnahm.
„Es ist Ihr Verdienst, dass es trotz der Größe des Verbandes bei uns doch noch menschlich zugeht“, würdigte für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Maria Oswald den Direktor bei seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst. „Sie ließen uns immer große Freiheit – und deckten uns trotzdem den Rücken, wenn es einmal Angriffe aus der Öffentlichkeit oder von Ämtern gab.“
J. Otto Weber