Die Rückschau aus Anlass ihres
25jährigen Bestehens erst zeigt, welch wichtigen Beitrag zur Integration
ausländischer Mitbürger die Hausaufgabenhilfe geleistet hat und noch leistet.
Hausaufgabenhilfe heißt: Kinder im schulpflichtigen Alter treffen sich mehrmals
pro Woche in kleinen Gruppen, um unter Anleitung zunächst die Hausaufgaben zu
machen und dann noch gemeinsam miteinander zu spielen. Bei einer kleinen, von
der Offenbacher Caritasdirektorin Monika Stauder-Winter moderierten Feierstunde
aus Anlass des 25jährigen Bestehens der Hausaufgabenhilfe des Caritasverbandes
Offenbach wurde bewusst, dass eine Reihe ausländischer Kinder, die durch die
Hausaufgabenhilfe gefördert worden waren, später selbst zu
Hausaufgabenhelferinnen oder –helfern wurden. „Ich habe erfahren, wie sehr mir
die Hausaufgabenhilfe geholfen hat, den Anschluss an die deutsche Schule zu
finden. Diese Erfahrung wollte ich an die nächste Generation weitergeben“,
sagte bei dem Jubiläum eine der Helferinnen. Sie sprach für die vielen, die da
waren.
Die
Hausaufgabenhilfe des Caritasverbandes hat ihre Wurzeln in den siebziger Jahren
des vergangenen Jahrhunderts. Die Zeit breiter offizieller Anwerbung von damals
so genannten „Gastarbeitern“ ging ihrem Ende entgegen, erinnerte Axel
Geerlings-Diel vom Caritasverband für die Diözese Mainz an die Anfänge. 1973
kam es zum Anwerbestopp. Das führte dazu, dass sich die ausländischen Mitbürger
zunehmend entschieden haben, entweder in ihr Heimatland zurückzukehren - oder
hier zu bleiben und ihre Familie nachkommen zu lassen. Viele ließen ihre
Familie nachkommen, die häufig zunächst in schlechtem Wohnraum leben musste.
Die Kinder waren schulpflichtig, ohne dass die Schulen auf die ausländischen
Schülerinnen und Schüler ohne deutsche Sprachkenntnisse vorbereitet waren. Die
Eltern konnten ihnen durch ihre eigenen großen Sprachprobleme nicht helfen.
Nachdem damals in unserer Gesellschaft Bildung und Bildungsdefizit starke
Themen waren, bildeten sich zunehmend Initiativen, die schwerpunktmäßig den
ausländischen Kindern, aber auch schwachen deutschen Schülerinnen und Schülern,
zu besseren Erfolgen in den Schulen verhelfen wollten. Seit 1978 wurden bei den
Caritasverbänden Sozialpädagogische Dienste für ausländische Arbeitnehmer und
ihre Familien eingerichtet, die auch die Hausaufgabenhilfen aufbauten und
organisierten. Dafür wurde beim Caritasverband Offenbach zum Beispiel 1980 eine
Sozialpädagogin eingestellt. Als Multiplikatorin sollte sie den Aufbau von
Hausaufgabengruppen fördern und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter begleiten,
die teils ehrenamtlich, teils gegen ein kleines Honorar tätig wurden. Seit
vielen Jahren nimmt in Offenbach mit großem Engagement Marie-Luise Richter
diese Aufgabe wahr.
In
Offenbach 180 Personen engagiert
Im
Bereich des Caritasverbandes Offenbach waren im Laufe der vergangenen 25 Jahre
etwa 180 Personen in der Hausaufgabenhilfe engagiert - im Schnitt etwa drei
Jahre lang. Im vergangenen Jahr 2005 wurden etwa 160 Kinder durch 25
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gefördert. Die Offenbacher Sozialdezernentin
Birgit Simon nannte das „eine beeindruckende Leistung“. Vor 25 Jahren habe die
Caritas die Gefahr erkannt, dass Kinder, die nicht auf die Hilfe des
Elternhauses zurückgreifen können, kaum eine Chance in der Schule haben. Die
Gefahr sei noch nicht gebannt, sagte Simon, und ermutigte, mit dem Engagement
nicht nachzulassen.
93.500
Euro aus Caritas-Mitteln
In
der Diözese Mainz wurden im Bereich der drei hessischen Caritasverbände
Darmstadt, Gießen und Offenbach im Jahr 2004 durch die Spiel- und
Hausaufgabenhilfe knapp 1.400 Kinder und Jugendliche erreicht, die durch rund
200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in 190 Gruppen gefördert wurden. Etwa 80
Prozent der Kinder und Jugendlichen sind ausländischer Herkunft, etwa 20
Prozent Deutsche. Rund die Hälfte der Deutschen haben als Aussiedlerkinder
ebenfalls einen Migrationshintergrund. Der Caritasverband für die Diözese Mainz
setzte im Jahr 2004 für diese Arbeit mehr als 93.500 Euro aus Eigenmitteln ein.
Rund 73.000 Euro betrug der Zuschuss des hessischen Kultusministeriums für
diese Arbeit, die zusätzlich mit rund 52.000 Euro kommunaler Zuschüsse
gefördert wurde.
J. Otto Weber