Diözese Mainz. - Das Projekt
„Kinderfrühstück im Centrum der Begegnung“ in Mainz-Marienborn hat den ersten
Preis des diesjährigen Ketteler-Wettbewerbs gewonnen. Der Mainzer Weihbischof
Dr. Werner Guballa, der auch Bischofsvikar für die Caritas ist, übergab den mit
3.000 Euro dotierten Preis im Rahmen des „Tags der Caritas“ am 14. Mai im
Erbacher Hof in Mainz. Der mit 2.000 Euro ausgestattete zweite Preis ging an
den Gesundheitsladen im Wormser Nordend. Mit 1.000 Euro bedacht wurde das
Projekt „Haltestelle“ in Seligenstadt, das den dritten Preis erlangte. Einen
mit 1.000 Euro dotierten Sonderpreis erhielt das „Christliche Sozialnetz in
Mainz-AKK“.
Beim Kinderfrühstück in Mainz-Marienborn,
das von der Caritasgruppe der Pfarrgemeinde St. Stephan getragen wird, erhalten
derzeit rund 20 Schüler ab 6.30 Uhr ein Frühstück sowie ein Pausenbrot und ein
Getränk für die Schule. Gegründet worden war die Initiative, bei der fünf
Ehrenamtliche engagiert sind, nach der Sozialraumanalyse aus dem Jahr 2006, die
Handlungsbedarf für das Hochhausviertel von Mainz-Marienborn gezeigt hatte.
Guballa würdigte insbesondere die „Zuwendung zu den Kindern“, die
Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirchengemeinde und die gute Vernetzung
mit der Kinder- und Jugendarbeit im „Centrum der Begegnung“ sowie mit dem
Stadtteil Marienborn.
Der mit 2.000 Euro dotierte zweiten Preis wurde dem
Gesundheitsladen im Wormser Nordend des Caritasverbandes Worms zugesprochen.
Hier bekommen unter anderen wohnungslose und obdachlose Menschen eine
medizinische und pflegerische Basisversorgung. Das Projekt „Haltestelle“ des
katholischen Dekanats Seligenstadt erhielt den mit 1.000 Euro dotierten dritten
Preis; in der „Haltestelle“ können sich Menschen mit preisgünstigen
Lebensmitteln versorgen oder verschiedene Gesprächs- oder
Unterstützungsangebote nutzen. Einen mit 1.000 Euro dotierten Sonderpreis
erhielt das „Christliche Sozialnetz in Mainz-AKK“. (Das Kürzel AKK meint die
rechtsrheinisch gelegenen und zu Wiesbaden zählenden ehemaligen Mainzer Vororte
Amöneburg, Kostheim und Kastel, die kirchlich nach wie vor zur Diözese Mainz
gehören.)
19 Bewerbungen bei Ketteler-Wettbewerb
Der Ketteler-Wettbewerb stand im Jahr
2009 unter dem Motto „Nicht nur vom Brot allein...“ und nahm
kirchlich-karitative Armutsinitiativen im Bistum Mainz in den Blick.
Ausgezeichnet wurden Initiativen, die nicht nur die materielle Versorgung von
armen Menschen im Blick, sondern auch ein ganzheitliches Konzept entwickelt
haben. Der Ketteler-Wettbewerb, der unter der Schirmherrschaft von Weihbischof
Guballa steht, wird seit 2005 alljährlich von der Wilhelm Emmanuel von
Ketteler-Stiftung in Kooperation mit dem Diözesancaritasverband Mainz
ausgeschrieben. In diesem Jahr wurden 19 Projekte eingereicht. Alle Bewerber
erhielten zur Unterstützung und Anerkennung ihrer Arbeit eine Zuwendung von 100
Euro.
„Tag der Caritas“ stand unter dem Motto „Armut heute und Auftrag der
Kirche“
Übergeben wurden die Preise am „Tag der
Caritas“. Dieser stand in diesem Jahr unter der Überschrift „Armut heute und
der Auftrag der Kirche“. „Wenn in unserer Gesellschaft immer mehr Menschen an
den Rand geraten, dann ist dies nicht nur für die Betroffenen eine Niederlage,
sondern auch für die Gesellschaft insgesamt“, sagte Weihbischof Guballa in
seinem Grußwort zum Beginn des Tages. Es sei christliche Überzeugung, dass
jeder Mensch seine eigene Würde habe. „All das aber, was uns in der
Gesellschaft zur Verfügung steht, ist nicht unser Eigentum, sondern bleibt
unser Auftrag. Was wir in den Händen haben, ist uns anvertraut. So anvertraut,
dass wir es auch weitergeben müssen“, betonte Guballa. Das Thema „Armut“ am
„Tag der Caritas“ wolle einen Anstoß dazu geben, „wie wir in Politik, Kirche,
Gemeinden und Gruppen dazu beitragen können, dass Menschen zur Berufung ihrer
Würde finden, ihre Potenziale entwickeln, sie in die Gesellschaft einbringen,
damit eine soziale Teilhabe für alle ermöglicht ist“.
Referat von Professor Möhring-Hesse
In seinem Referat zum Thema des Tages
forderte der Sozialethiker Professor Dr. Matthias Möhring-Hesse, Vechta, die
Caritas dazu auf, ihre sozialen Dienste so zu gestalten, dass niemand –
beispielsweise aufgrund seiner Religion, seiner sozialen Herkunft oder seiner
Bildung – ausgeschlossen werde. Auch müsse eine Stigmatisierung der Armen
vermieden werden. Wer in Deutschland arm sei, erfahre Ausgrenzung, sei nicht
mehr auf Augenhöhe mit den anderen in der Gesellschaft, sagte Möhring-Hesse. Er
wies darauf hin, dass auch die Kirche als Teil der Gesellschaft Gefahr laufe,
Menschen auszugrenzen. „Ausgegrenzte Menschen kommen in unseren Pfarreien nicht
vor“, unterstrich er. Es sei daher Aufgabe der Kirche, die Parteilichkeit Gottes
für die Armen zu vollziehen, betonte Möhring-Hesse.
Gleichzeitig unterstrich Möhring-Hesse,
dass „die Parteilichkeit Gottes für die Armen für jedweden Glauben an Gott und
damit für die Kirche grundlegend“ sei. Die „Option für die Armen“ sei für die
Kirche in all ihren drei Grundvollzügen – Gottesdienst, Verkündigung und
Diakonie – verpflichtend. Bei der „Option für die Armen“ gehe es unter anderem
darum, Menschen eine volle Zugehörigkeit zur Gesellschaft zu ermöglichen, ihnen
dieselben Lebens- und Teilnahmechancen wie allen andern zu ermöglichen.
Workshops am Nachmittag
Am Nachmittag fanden Workshops unter
anderem zu den Themen „Armutsinitiativen in den Pfarrgemeinden“, „Kinderarmut
in der Pfarrgemeinde“, „Armut in der Schule“ oder „Armut, Flucht und Illegalität“
statt. Anschließend wurde die inhaltliche Arbeit der Workshops in Form von
Interviews vor dem Plenum vorgestellt.
Alexander
Matschak
Hinweise:
Die
Stiftung im Internet: www.ketteler-stiftung.de
Fotos
in druckfähiger Qualität unter
www.bistum-mainz.de/presse
Hintergrund
Die Wilhelm Emmanuel von Ketteler-Stiftung
Die Wilhelm Emmanuel von Ketteler-Stiftung wurde im Jahr 2000 von
Kardinal Karl Lehmann gemeinsam mit den Caritasverbänden im Bistum Mainz ins Leben
gerufen. Ihr Ziel ist die Förderung der verbandlichen und pfarrgemeindlichen Arbeit
der Caritas im Bistum Mainz. In diesem Sinne unterstützt die Stiftung Aufgaben
und Projekte der Caritas vor Ort – ideell und materiell. Sie sucht die Zusammenarbeit
mit Caritasgruppen und –verbänden, Pfarrgemeinden und anderen katholischen
sozialen Einrichtungen und trägt dazu bei, die Fragen der heutigen Sozialpolitik
in der Kirche und in der Öffentlichkeit ins Gespräch zu bringen. Benannt wurde
sie nach Wilhelm Emmanuel von Ketteler. Er war von 1850 bis 1877 Bischof von
Mainz und gilt als Mitbegründer der katholischen Soziallehre.
Sowohl in seinem kirchlichen als
auch in seinem öffentlichen politischen Wirken engagierte er sich als Anwalt
und Fürsprecher der Armen; oft wird er als „Arbeiterbischof“ oder
„Sozialbischof“ bezeichnet.
Der Ketteler- Preis
Gemeinsam mit dem Caritasverband für die Diözese Mainz schreibt die
Wilhelm Emmanuel von Ketteler-Stiftung jedes Jahr einen Wettbewerb aus, um
Projekte und Initiativen aus dem Bereich der kirchlichen Caritas zu fördern.
Vor dem Hintergrund der zunehmenden Armut in Deutschland rückt der Ketteler-Wettbewerb
Initiativen in den Blick, die sich für die betroffenen Menschen einsetzen – und
zwar bewusst nicht nur im Sinne einer materiellen Versorgung und Unterstützung.
Denn materielle Armut hat weit reichende Folgen – von der sozialen Ausgrenzung
bis zu mangelnden Bildungschancen, vor allem für die betroffenen Kinder. Deshalb
waren vor allem Initiativen zur Bewerbung aufgerufen, die sich um eine ganzheitliche
Sicht der Menschen bemühen und zudem die Selbsthilfepotenziale der Betroffenen
stärken.