Pressemitteilung des Caritasverbandes für die Diözese Mainz
46/1999 12. November 1999 Verantwortlich: J. Otto Weber, Fon 06131/2826-254 - Fax 06131/2826-279 E-mail caritas.mainz_presse@t-online.de |
Gemeinsames Wort "Für eine gerechte Förderung der Familie" vorgestellt: |
Rheinland-pfälzische starten Familien-Initiative |
Mainz. - "Die als familienwidrig erkannten ungünstigen Lebensbedingungen müssen auf allen politischen Ebenen geändert werden." Diese Forderung steht in einem Positionspapier der rheinland-pfälzischen Diözesen, das beim St.-Martins-Jahresempfang des Katholischen Büros Mainz (Kommissariat der Bischöfe Rheinland-Pfalz) am Donnerstagabend, 11. November, in Mainz von Bischof Dr. Karl Lehmann der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Damit haben die Diözesen eine gemeinsame Initiative für die Familien und ihre berechtigten Interessen gestartet. Ziel der Initiative ist es, die Verantwortlichen in Staat, Gesellschaft und Kirche "mit ins Boot zu holen". Alle gesellschaftlich relevanten Gruppen sind eingeladen "für eine gerechte Förderung der Familie mitzustreiten". Für die Gesellschaft sei dies eine der wichtigsten Zukunftsinvestitionen.
Handlungsbedarf für eine wirkungsvolle Familienpolitik und Familienförderung
Handlungsbedarf für eine wirkungsvolle Familienpolitik und Familienförderung besteht nach Auffassung der rheinland-pfälzischen Bistümer insbesondere im Bereich Arbeit, weil Familien von der Massenarbeitslosigkeit besonders betroffen sind. Im Blick auf das Gefälle zwischen Reichtum und Armut müssten die sozialen Sicherungssysteme, für Familien "armutsfest" gemacht werden. "Kinderreichtum darf nicht länger ein Armutsrisiko sein." Christlich-soziales Denken verlange auch, in ausreichendem Maße familiengerechte Wohnungen bereitzustellen. Ebenso bestehe Handlungsbedarf vor allem im Interesse von Kindern und Jugendlichen beim Umgang mit den modernen Medien. Auch im Bereich Bildung und Ausbildung müsse die Förderung der Familien nachdrücklich eingefordert werden. Schließlich müssten die Eltern durch die verschiedenen Beratungsfelder befähigt werden, die ihnen abverlangten Kompetenzen und Familienleistungen auch erbringen zu können. Speziell im Blick auf Rheinland-Pfalz fordern die Bistümer bessere strukturelle Rahmenbedingungen. Dabei wird kritisch vermerkt, dass das Landeserziehungsgeld als freiwillige Leistung für kinderreiche Familien und Alleinerziehende gestrichen wurde. Als geeignete Maßnahmen zur Förderung von Ehe und Familie sehen sie vor allem die regelmäßige Vorlage und Diskussion eines Berichtes zur Situation der Familie auf Landes- und kommunaler Ebene vor, und die Einrichtung von Familienbeauftragten im Land und in den Kommunen, in den Bistümern, in Gemeinden und Unternehmen. Im Katalog der vorgeschlagenen Maßnahmen stehen z.B. auch "Familienverträglichkeitsprüfung", "Familienkabinett", "familienfreundliche Verkehrspolitik", "Ausbau von Familienbildungsstätten" und vieles andere.
Geleitwort von Bischof Karl Lehmann
Im Geleitwort betont Bischof Lehmann im Namen der Bischöfe der rheinland-pfälzischen Diözesen, dass eine systematische Familienförderung und -politik auf den verschiedenen Handlungebenen gleichzeitig ansetzen müsse. Es sei zu wünschen, dass die in dem Familienwort der rheinland-pfälzischen Bistümer vorgeschlagenen vielfältigen Anregungen und Ermutigungen auf Interesse und Engagement stoßen. Nur so könne das kirchliche Bemühen ein Impuls und eine Mitarbeit an einem Auftrag für die ganze Gesellschaft sein. Die Stärkung der Familie sei ja nicht nur eine Aufgabe der Politik. Vielmehr seien die gesellschaftlich relevanten Gruppen, die Kirche mit ihren Gemeinden und Verbänden, wie auch jeder Einzelne zum Einsatz für die Familie aufgefordert. Kinderfreundliche und frauenfreundliche Programme und Aktionen dürften dabei nicht vom generellen Engagement für die Familie getrennt werden. Trotz aller gesellschaftlichen Wandlungen und den Änderungen im Rollenverständnis von Müttern und Vätern und ihrer Arbeitsaufteilung in Familie und Beruf bleibe die Familie "die unantastbare Keimzelle allen Miteinanders", bekräftigte der Bischof. Ohne die Schattenseiten zu leugnen, müsse man sich bewusst machen, dass Ehe und Familie sich von allen anderen Beziehungsformen durch die Vorbehaltlosigkeit und unbedingte Verlässlichkeit, mit der Ehepartner einander und ihre Kinder annehmen, unterscheiden. Der erste Entwurf für den dreijährigen Konsultationsprozess, in dem die Erklärung zustande gekommen ist, war von einer Arbeitsgruppe mit Teilnehmern aus den fünf rheinland-pfälzischen (Erz-)Diözesen, Trier, Speyer, Mainz, Limburg und Köln erstellt worden. Das nun vorliegende Familienwort ist die Frucht zahlreicher Gespräche auf verschiedenen Ebenen des politischen, gesellschaftlichen und politischen Lebens und kam unter Mitarbeit der katholischen Landesverbände zustande. Die Federführung hatte der Leiter des Katholischen Büros, Ordinariatsdirektor Bernhard Nacke.
Hinweis: "Für eine gerechte Förderung der Familie. Ein Auftrag für die ganze Gesellschaft." Vorgelegt von den rheinland-pfälzischen (Erz-) Diözesen Trier, Speyer, Mainz, Limburg und Köln. Mit einem Geleitwort von Bischof Dr. Karl Lehmann. Hrsg. von Bernhard Nacke, Matthias Grünewald Verlag, Mainz 1999, 47 Seiten, DM 7,80. Jürgen Strickstrock .
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