Pfungstadt. – „Ich kann nur in
Ehrfurcht mein Haupt neigen vor allem, was Sie getan haben“, sagte in
Pfungstadt Diakon Wolfgang Nowak bei einer kleinen Feierstunde aus Anlass des 20jährigen
Bestehens der Familienpflege der katholischen Pfarrgemeinde St. Antonius von
Padua.
Vor mehr als 20 Jahren spürten in der
Gemeinde St. Antonius von Padua eine Reihe von Frauen, die in der
Erstkommunionvorbereitung und anderen kirchlichen Diensten engagiert waren,
dass in Pfungstadt Familien mit ihrer Situation überfordert waren. Manche waren
durch die Pflege von Angehörigen an die Grenze zur Überlastung gekommen, andere
waren durch den zeitweisen oder krankheitsbedingten Ausfall der Mutter in Not.
Die Pfungstädter Frauen wollten sachkundige Hilfen anbieten und nahmen Kontakt
auf zum Caritasverband Darmstadt. Der organisierte zusammen mit ihnen einen
gründlichen Vorbereitungskurs, der nicht nur die Themen Pflege und Hauswirtschaft,
sondern auch Fragen der Erziehung und Pädagogik umfasste. Nach dieser
Ausbildung zur Familienpflegehelferin begannen 14 von 18 Frauen, die am Grundkurs
teilgenommen hatten, vor 20 Jahren mit dem Angebot ihrer Hilfen. Auf Anhieb
stießen sie auf großen Bedarf, berichtete Elfriede Jung, von Anfang an
Einsatzleiterin der Familienpflege in Pfungstadt.
Gudrun Schneider, Ansprechpartnerin des
Caritasverbandes Darmstadt für die Pfungstadter Familienpflege von Anfang an,
nannte die Unterstützung und Begleitung der in der Gemeinde gewachsenen
Initiative durch den Caritasverband ein „gelungenes Kooperationsprojekt“. Die
Frauen haben Not gesehen und waren bereit, zu handeln. Der Caritasverband unter
Leitung seines damaligen Direktors Wilhelm Schulze, der bei der Feier ebenfalls
anwesend war, hat bei ihrer Qualifizierung mitgeholfen. Dr. Werner Veith, heute
Caritasdirektor in Darmstadt, dankte für das langjährige freiwillige Engagement
der Frauen, deren Hilfen zugleich Ausdruck ihres Glaubens gewesen seien. Nicht
in der kleinen Vergütung, die sie bekommen haben, habe ihre Motivation gelegen,
sondern in den „nicht abrechenbaren Leistungen“, die für sie selbstverständlich
gewesen seien.
Die Familienpflege hat in Pfungstadt
und seinen Stadtteilen von Anfang an allen Familien, die darum baten, ihre
Hilfe angeboten - ohne nach Religion, Konfession oder Nationalität zu fragen.
Die Nachfrage hatte, erinnert sich Elfriede Jung, ihren Höhepunkt in den Jahren
1988 bis 1994. Seit Einführung der Pflegeversicherung sind auch kommerzielle
Dienste in diese Arbeit eingestiegen, so dass die Nachfrage geringer wurde. Ein
Bedarf ist aber bis zum heutigen Tag gegeben.
In so langer Zeit gab es innerhalb des
Familienhilfekreises auch Fluktuation, wie Elfriede Jung berichtete. Eine Reihe
von Frauen ist seit der ersten Stunde dabei, andere sind nach einem zweiten
Kurs eingestiegen, der ebenfalls in Zusammenarbeit mit dem Caritasverband
Darmstadt 1989 angeboten wurde. Bei einigen der Frauen ist der Ernstfall in der
eigenen Familie eingetreten, so dass sie zeitweise pausieren mussten, und
einige haben auch aus dieser Arbeit die Motivation gefunden, beruflich tätig zu
werden.
J. Otto Weber