Caritasverband
Darmstadt e. V.
Heppenheim,
08.11.2011
PRESSEINFORMATION
Forum
Sozialpastoral
Achtung Rutschgefahr – Prekäre Lebensverhältnisse heute
Arbeiten und trotzdem arm
sein, gut ausgebildet sein und dennoch keinen Platz in der Gesellschaft finden
- es gibt viele Menschen, die am Rande stehen und die abzurutschen drohen. Fast
ein Drittel der Menschen in Deutschland lebt zurzeit in einer prekären,
unsicheren oder hoffnungslosen Lebenslage. Erschreckende Fakten, die Prof. Dr.
Franz Segbers, Sozialethiker und Sprecher der Landesarmutskonferenz in
Rheinland-Pfalz beim 9. Forum Sozialpastoral im Bistum Mainz präsentierte. Rund
60 Mitarbeiter aus Caritas und Pastoral, in der täglichen Arbeit immer wieder
mit von Armut betroffenen Menschen, deren Ängste und Nöten konfrontiert,
hörten im Tagungshaus „Haus am Maiberg“ die
packende Rede Segbers, der eine „Wiederkehr der Unsicherheit“ als Phänomen
unserer Zeit skizzierte. Ein Umbruch der Lohnarbeitsgesellschaft
(z.B.
befristete Arbeitsverträge, Leiharbeit, Mindestlöhne unterhalb des
Existenzminimums) und ein entfesselter Finanz-Kapitalismus hätten diese tiefgreifenden
Veränderungen hervorgerufen.
Seelsorge und Caritas suchten
in Heppenheim Antworten und Handlungsoptionen auf diese sozialen Fragen. Laut
Segbers sollte der Kampf um die Abschaffung der Armut
als Gegenstand kirchlicher Arbeit begriffen
werden, denn „die alltägliche Verelendung von Menschen ist ein Skandal, der
allein durch Caritasmaßnahmen nicht aufzufangen ist“, so Segbers. Die Kirche
sollte „in einer Gesellschaft, in der das Geld zur Religion geworden ist“ zu
einer Gerechtigkeitsbewegung werden.
Sein Appell an die Zuhörer: Arme müssen Recht und Gerechtigkeit
bekommen, keine Almosen! Um dies zu erreichen, müsse Kirche politischer werden.
Barmherzigkeit und
Gerechtigkeit dürften bei der täglichen Arbeit nicht voneinander getrennt
werden. „Situationen skandalisieren, gemeinsam für einen besseren Sozialstaat
kämpfen, auch mal Krach schlagen“, motiviert Segbers, der selbst seit Jahren
für eine gerechte Welt und gegen eigennütziges Gewinnstreben sowie gegen Armut
und Ausgrenzung kämpft.
Der Nachmittag in Heppenheim war geprägt von
der Frage, wie Seelsorge und Caritas konkret die Herausforderungen der sozialen
Frage beantworten können. Antworten fanden die Teilnehmenden in Workshops zu
Caritas- und Sozialzentren, Kitas als Familienzentren, sozialen Bündnissen,
einer Rückbesinnung auf biblische Grundlagen und Visionen für eine Kirche von
Morgen.
Dabei war allen die Erkenntnis gemeinsam,
dass in Vernetzung und Kooperation mit anderen auch außerkirchlichen Bewegungen
und Einrichtungen ein Schlüssel liegt für eine angemessene Antwort auf die
Anliegen und Probleme unserer Zeit.
Eine gemeinsame Rückbesinnung auf die
biblischen Grundlagen, das
Zweite
Vatikanische Konzil
und wichtige Texte der katholischen Soziallehre
geben Kraft und Mut, sich als Kirche solidarisch für Gerechtigkeit insbesondere
für arme und benachteiligte Menschen einzusetzen.
Dabei gilt es, den inneren Zusammenhang von
gelebter Barmherzigkeit und dem Einsatz für Gerechtigkeit wach zu halten.
Claudia
Betzholz
, Lioba
Breu
-Wedel