Diözese
Mainz. - Insgesamt 15 Projekte aus nahezu allen Bereichen der Diözese Mainz
beteiligten sich am diesjährigen Ketteler-Wettbewerb, den die Wilhelm Emmanuel
von Ketteler-Stiftung in Kooperation mit dem Caritasverband für die Diözese
Mainz unter dem Thema „Arbeit ist mehr als ein Job“ ausgeschrieben hatte. Bei
der Preisverleihung zum Ende des „Tag der Caritas“ am 21. Juni im Erbacher Hof
in Mainz ging der mit 2.500 Euro ausgestattete erste Preis nach Erbach im
Odenwald an den Arbeitslosentreff „Kompaß“, der auf Initiative der Erbacher
Pfarrei St. Sophia und des Katholischen Dekanates Erbach entstand aus dem
Versuch, eine Antwort zu geben auf geplante Arbeitsplatzverlagerungen der Firma
Rowenta nach China. Dabei gelang es den Initiatoren, eine Reihe von Kooperationspartnern
zu gewinnen - angefangen vom evangelischen Dekanat Erbach über die katholische
Pfarrei St. Sebastian Michelstadt, den Caritasverband Darmstadt, das
Diakonische Werk und die Arbeiterwohlfahrt, bis zur Arbeitsagentur und dem
kommunalen Jobcenter Odenwaldkreis. Der mit 1.750 Euro dotierte zweite Preis
wurde zweimal vergeben: an die Projekte „Ausbildungslotsen AKK“ und „Lichtblick
Bensheim“. Ebenfalls zweimal vergeben wurde der mit 750 Euro ausgestattete
dritte Preis an das Projekt „Sprachkurse für ausländische Frauen“ des
Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) Mainz und das Beschäftigungsprojekt
„Lichtblick Seligenstadt“ für nachhaltige Schaffung von Arbeitsplätzen für Menschen
mit Behinderungen.
Beim
ersten Preisträger, dem Arbeitslosentreff
„Kompass“ in Erbach, würdigte die fünfköpfige Jury vor allem den starken
Gemeindebezug des Projektes, die Breite und Vielfalt der Kooperationspartner,
die zeitnahe Reaktion auf das Eintreten einer Problemlage, die Nachhaltigkeit
des Hilfsangebotes und seine starke Ausrichtung an den realistischen
Möglichkeiten, sagte Domkapitular Hans-Jürgen Eberhardt, der
Vorstandsvorsitzende des Caritasverbandes für die Diözese Mainz, bei der
Preisübergabe.
Schwester
Christophora schuf neue Ketteler-Plakette für ersten Preisträger
Erstmals
in diesem Jahr zeichnete die Ketteler-Stiftung den Ersten Preisträger des Wettbewerbs
mit einer Plakette aus, die das Portrait des Mainzer Bischofs Wilhelm Emmanuel
von Ketteler und das Logo der Stiftung zeigt. Künstlerisch gestaltet worden war
sie von Schwester Christophora Janssen aus der Abtei St. Hildegard in
Rüdesheim-Eibingen, die die Plakette persönlich dem ersten Preisträger überreichte.
Mit dieser symbolischen Auszeichnung soll dokumentiert werden, so der
stellvertretende Stiftungsvorsitzende Wilfried H. Mönch bei der Vorstellung der
neuen Plakette, dass es der Stiftung primär um das geistige Erbe des großen
Mainzer Sozialbischofs und den Fortbestand dieses Gedankengutes in unserer Zeit
und in Zukunft geht.
„Aktion
Ausbildungslotsen AKK“ macht seit Jahren Jugendlichen Mut
Am
katholischen Gemeindezentrum St. Elisabeth angesiedelt ist die „Aktion
Ausbildungslotsen AKK“, die von der Jury mit einem von zwei, jeweils mit
1.750,00 Euro ausgestatteten zweiten Preisen bedacht wurde. Das Gemeindezentrum
St. Elisabeth arbeitet in den Wiesbadener Vororten Amöneburg, Mainz-Kastel und
Mainz-Kostheim (AKK) pfarrgemeindeübergreifend an seelsorglichen und sozialen
Themen. Seit 1997 bereits finden sich in ehrenamtlichem Engagement alljährlich
zwischen 15 und 20 erwachsene Personen bereit, Jugendliche auf der Suche nach
einer Ausbildungsstelle zu begleiten. Sie stehen dabei in enger Kooperation mit
der Berufsberatung der Arbeitsagentur Wiesbaden, der Sozialarbeit der
Wilhelm-Leuschner-Schule und dem Gewerbeverein AKK. Paul Coenen, stellvertretender
Vorsitzender des Kuratoriums der Wilhelm Emmanuel von Ketteler-Stiftung,
würdigte bei der Preisübergabe die Nachhaltigkeit und den starken Gemeindebezug
des Projektes. Dabei habe sich der zeitliche Ablauf seit Jahren eingependelt:
Im Januar / Februar beginnt die Planung der Aktion. Im März werden die
Jugendlichen eingeladen, die weitgehend bei der Berufsberatung oder der Schulsozialarbeit
bekannt sind. Nach einem gemeinsamen Treffen der Lotsen mit den Jugendlichen
wird ihnen im April ein Lotse zugeordnet, der intensiv mit seinem Jugendlichen
bis September zusammenarbeitet. Eigeninitiative zeigen und den Weg gehen muss
der Jugendliche dabei selbst. Der Lotse begleitet und ermutigt ihn, auch nach
Misserfolgen nicht aufzugeben. Bis September sollten alle Jugendlichen in eine
Ausbildungsstelle vermittelt sein, was in der Regel auch zutrifft.
„Lichtblick Bensheim“ - Hoffnungszeichen mit langem
Atem
Auch
der zweite Preisträger eines zweiten Preises, das Projekt „Lichtblick
Bensheim“, hat seine Wurzeln im Jahr 1997. Es entstand damals spontan als
Antwort auf die Ankündigung der in Bensheim ansässigen Siemens AG, in einer
Zeit zunehmender Arbeitslosigkeit an der Bergstraße die Sparte Dentaltechnik zu
verkaufen. Der Dekanatsrat Bergstraße-Mitte solidarisierte sich mit den
Betroffenen, warf bei der Würdigung des Projektes der Vorsitzende des Kuratoriums
der Wilhelm Emmanuel von Ketteler-Stiftung, Heinz F. Benner, einen Blick
zurück. Kardinal Lehmann, der damals das Dekanat visitierte, redete im Rahmen
einer Betriebbesichtigung mit dem Vorstand. Im Frühjahr 1998 wurde der Dekanatstag
unter das Thema gestellt „Neue Arbeitsplätze braucht die Region“. Er endete mit
der Idee, eine Arbeitslosen- und Sozialberatung zu initiieren, die im Herbst
1998 im Kolpinghaus Bensheim
als regelmäßiger
Treffpunkt eröffnet wurde. Diakon Heinz Lenhart wurde vom Pfarrverband Bensheim
teils freigestellt für diese Arbeit, der sich auch Dekanatsreferent Stephan
Volk stark annahm. Getragen wird das Projekt, das Arbeitssuchende, psychisch
Kranke, Sozialhilfeempfänger und Menschen in schwierigen Lebenssituationen zur
Zielgruppe hat, vom Dekanat Bergstraße-Mitte, von Betriebsseelsorge und KAB,
der Kolpingfamilie Bensheim, dem Caritasverband Darmstadt und den Bensheimer
Pfarreien. Es kooperiert mit dem Sozialamt Bensheim, dem Kreissozialamt, der
Agentur für Arbeit Bensheim, dem Caritasverband Darmstadt und der Diakonie, der
Suchtklinik Falkenhof, dem Caritasheim St. Elisabeth und sozialen Einrichtungen
der Stadt. Etwa 300 Einzelgespräche pro Jahr führt das Projekt Lichtblick, das
zusammen mit seinen Kooperationspartnern auch eine Reihe von Praktikumsstellen
in die Wege leiten konnte.
SkF Mainz: Sprachgrenzen überwinden – Vertrauen schaffen
Das
Projekt „Füreinander – Miteinander“ des Sozialdienstes katholischer Frauen
(SkF) in Mainz wurde mit einem der beiden dritten Preise ausgezeichnet. Es
versucht eine Antwort auf eine Notlage ganz anderer Art, so
Caritas-Mitarbeiterin und Jury-Mitglied Ute Strunck bei der Preisübergabe. Die
hauptamtlichen Beraterinnen aller Beratungsdienste des SkF Mainz hatten seit
einigen Jahren in zunehmendem Maße beobachtet, dass bei Frauen insbesondere mit
Migrationshintergrund Schwierigkeiten im Umgang mit der deutschen Sprache eine
der Ursachen für ihre vielfältigen Probleme sind. Als Antwort darauf wurde 2004
das Projekt „Füreinander – Miteinander“ gestartet. Heute gibt es beim SkF Mainz
acht Sprachkurse mit jeweils zwischen sechs und zehn Teilnehmerinnen, die alle
durch ehrenamtliche Lehrerinnen geleitet werden. Inzwischen arbeiten rund 20
Frauen ehrenamtlich in diesem Projekt mit. In zeitlich klar festgelegtem
Einsatz können sie ihre über Jahre erworbenen Kompetenzen sinnvoll einsetzen.
Mit großem Engagement und viel Kreativität nehmen sie ihre Aufgabe wahr. Für
die Teilnehmerinnen an den Sprachkursen sind sie zugleich wichtige Vorbilder
und Vertrauenspersonen. Während die Mitarbeit in dem Projekt den Lehrerinnen
überwiegend Spaß macht, werden die Sprachkurse von den Teilnehmerinnen als
überaus hilfreich erlebt. Über das zunehmende Verstehen der deutschen Sprache
fühlen sie sich zugleich in ihrer Selbständigkeit gestärkt.
„Lichtblick Seligenstadt“: Großartiges Engagement für
und mit Behinderten
Der
zweite Preisträger des dritten Preises ist der von einem gleichnamigen Verein
getragene „Lichtblick Seligenstadt“. Er stellt zugleich ein Lichtblick für
Menschen mit Behinderungen dar, die in ihm dauerhaft einen sinnvollen und nach
Tarif bezahlten Arbeitsplatz gefunden haben, würdigte Wilfried H. Mönch,
stellvertretender Vorsitzender der Wilhelm Emmanuel von Ketteler-Stiftung. Das
Projekt in Seligenstadt geht auf die Initiative von Eltern und Angehörigen
behinderter Menschen zurück, die bereits 1995 einen Verein gründeten mit dem Ziel,
Arbeitsplätze für Behinderte zu schaffen. Der Verein entwickelte die Idee, in
Seligenstadt mit seiner berühmten Einhard-Basilika und der noch vorhandenen Anlage
eines Benediktinerklosters ein Klostercafe einzurichten und mit behinderten
Menschen zu betreiben. 1998 begann das Projekt, für dessen Trägerschaft die
Cafe- und Servicebetriebe Gesellschaft als gemeinnützige GmbH gegründet worden
war. Am Anfang arbeiteten vier Menschen mit geistigen und körperlichen
Behinderungen mit. Um dem Rechnung zu tragen, werden die Gäste des Cafes auf
diese Besonderheit hingewiesen und darum gebeten, ihre Bestellungen
ausschließlich schriftlich abzugeben, was problemlos akzeptiert wird. 1998
konnten zusammen mit einem Seligenstädter Bauträger 14 behindertengerechte
betreute Wohnplätze gebaut werden. 1999 gelang es dem Trägerverein, die
Autoschilder-Prägestelle bei der Seligenstädter Kraftfahrzeug-Zulassungsstelle
zu übernehmen. Das diente der weiteren wirtschaftlichen Absicherung des
Gesamtprojektes und schuf drei weitere Arbeitsplätze für Menschen mit
Behinderungen. Weitere waren inzwischen im und um das Cafe entstanden.
Beispielsweise hat die Konditorei, die von Anfang an das Cafe mit Backwaren
belieferte, inzwischen im eigenen Bereich eine behindertengerechte Arbeitsstelle
geschaffen. Das Projekt hat sich mit inzwischen elf Arbeitplätzen für Menschen
mit Behinderungen konsolidiert, aber es ist weiterer Bedarf an Arbeitsplätzen
vorhanden. Deshalb ist die Eröffnung eines Klosterladens in Planung, der spätestens
2008 realisiert werden und weitere Arbeitplätze schaffen soll.
Wettbewerb
unter Schirmherrschaft von Weihbischof Guballa
Insgesamt
haben sich 15 Projekte aus nahezu allen Bereichen der Diözese Mainz am diesjährigen
Ketteler-Wettbewerb beteiligt, der wie auch im vergangenen Jahr unter dem
Oberthema „Caritas und Gemeinde: Chancen entdecken“ stand. In diesem Jahr
lautete das Schwerpunkt-Thema „Arbeit ist mehr als ein Job“. Zur Teilnahme
eingeladen waren bereits bestehende Projekte und Maßnahmen, die in
vorbildlicher und nachhaltiger Weise die Lebenswirklichkeit arbeitsloser und
von Arbeitslosigkeit bedrohter Menschen aufgreifen und verbessern. Die Preisverleihung
fand in diesem Jahr zum Ende des „Tages der Caritas“ statt, der unter dem
gleichen Thema „Arbeit ist mehr als ein Job“ stand. „Wir finden das eine gute
Idee - und vielleicht gelingt es uns, damit eine Tradition zu begründen“,
spekulierte Domkapitular Hans-Jürgen Eberhardt bei der Verleihung der Preise.
Die Schirmherrschaft über den Wettbewerb hatte Weihbischof Dr. Werner Guballa
übernommen, der den „Tag der Caritas“ eröffnet hatte und bedauerte, bei der
Preisverleihung nicht persönlich anwesend sein zu können.
Bewertet
wurden die 15 eingereichten Bewerbungen durch eine Jury, der für die Wilhelm Emmanuel
von Ketteler-Stiftung deren Vorsitzender, Dr. Wilhelm Westenberger, und
Stiftungsdirektor Wilhelm Schulze angehörten sowie vom Caritasverband für die
Diözese Mainz der Vorsitzende des Vorstandes, Domkapitular Hans-Jürgen
Eberhardt, die Referentin für Gemeindecaritas, Ute Strunck, und Öffentlichkeitsreferent
J. Otto Weber. Mit beratender Stimme gehörte Hermann Ohler, Referent für Besondere
Lebenslagen, der Jury an.
J. Otto Weber