Diözese Mainz. – 35 Jahre
lang hat er an hervorragender Stelle große Verantwortung für die Caritas in der
Diözese Mainz getragen: Prälat Günter Emig, langjähriger früherer
Diözesancaritasdirektor und späterer Vorsitzender des Caritasverbandes für die
Diözese Mainz, vollendet am 24. Juni 2009 sein 80. Lebensjahr. Vor zehn Jahren,
bei seiner Verabschiedung in den Ruhestand, charakterisierte der heutige
Kardinal Karl Lehmann Emigs Wirken so: „Er war bei den Wohlfahrtsverbänden, bei
Fachtagungen, in Ministerien und Behörden wegen seiner Kompetenz überaus
geschätzt, aber er war nie ein Sozialmanager, sondern blieb durch und durch
Seelsorger“. Emig habe den alten Titel „Vater der Armen“, der für die Sorge der
Kirche und des Seelsorgers für bedrängte Menschen steht, mit Leben erfüllt,
ohne viel davon zu reden.
Günter Emig wurde am 24.
Juni 1929 in Weinheim/Bergstraße geboren. Aufgewachsen ist er in Gorxheimertal
im Süden der Diözese Mainz. Nach Abschluss seines Theologiestudiums wurde er
1969 durch Bischof Dr. Albert Stohr in Mainz zum Priester geweiht. Nach
Kaplansjahren in Bad Nauheim wurde er 1964 vom späteren Kardinal Hermann Volk
als Caritasrektor und Stellvertreter des damaligen Caritasdirektors Othmar Weis
berufen.
Erste Sozialstation auf den
Weg gebracht
Seit dieser Zeit ist der
Name Günter Emig unlösbar verbunden mit der Institution Sozialstation. Er hatte
entscheidenden Anteil daran, dass die erste Sozialstation der Bundesrepublik,
St. Lioba in Worms, 1970 ihre Arbeit aufnehmen konnte. Es war damals eine völlig
neue Antwort auf den durch Nachwuchsmangel bedingten Rückzug der
Ordensschwestern aus der Gemeindekrankenpflege. Das anfängliche Modell hat sich
bewährt
- und St. Lioba in Worms darf
heute den Ruf für sich in Anspruch nehmen, das Urbild aller Sozialstationen –
innerhalb wie außerhalb der Caritas – zu sein.
Beratung ausgebaut
1976 wurde Günter Emig
zum Diözesancaritasdirektor berufen.
Begleitet und gefördert hat er den starken Ausbau insbesondere der
Beratungsdienste des Caritasverbandes. Waren es nach dem Krieg bis in die Mitte
der sechziger Jahre vor allem materielle, körperliche und schicksalsbedingte
Nöte von Menschen, denen sich der Verband helfend annahm, so rückten in der
Folgezeit die seelisch-geistigen Nöte immer mehr in den Vordergrund. Die Allgemeine
Lebens- oder Sozialberatung brauchte dringend Ergänzung durch Fachdienste wie
Ehe-, Familien-, Lebens- und Erziehungsberatung, Suchtberatung und Beratung für
psychisch kranke Menschen. Das und den Migrationsdienst der Caritas ermöglicht
und in die Wege geleitet zu haben, war ganz wesentlich Emigs Verdienst.
Dem Verband zukunftsweisende
Struktur gegeben
Emig gab dem Verband seine
heute noch gültige Grundstruktur: Dass unter dem Dach des Diözesancaritasverbandes
fünf selbständige (Bezirks-) Caritasverbände mit Sitz in Mainz, Worms,
Darmstadt, Gießen und Offenbach ihre Arbeit entfalten können, hat Emig
wesentlich vorangetrieben. Unter seiner Leitung erfolgte die Sanierung und der
Neubau von Altenheimen, die teils zuvor von korporativen Trägern übernommen
worden waren und später im eigens gegründeten Caritaswerk St. Martin zusammengeführt
wurden. 1986 war Emig von Kardinal Karl Lehmann zum Domkapitular und damit
zugleich Leiter des Dezernates Caritas und Soziales im Bischöflichen Ordinariat
ernannt worden. Er gehörte bis Ende 2000 dem Domkapitel an.
Neue Initiativen gefördert
Der Mainzer
Diözesancaritasverband galt zu Emigs Zeit als einer der am partnerschaftlichsten
geführten in der ganzen Bundesrepublik. In diesem Klima konnten neue
Initiativen zur Hilfe für benachteiligte Menschen wachsen, denen Emig einen Weg
zum Durchbruch geebnet hat. Genannt seien als Beispiele die Caritas-Druckerei,
gegründet als Hilfe für Langzeitarbeitslose zur Wiedereingliederung in den
Arbeitsprozess, sowie die alkoholfreie Gaststätte „Senfkorn“ nahe St. Stefan in
Mainz, die insbesondere alkohol- wie psychisch kranken Menschen viele Jahre
lang Halt und in gewisser Weise Heimat gegeben hat. Beide Unternehmungen sind
inzwischen aus finanziellen Gründen geschlossen worden.
Vorsitzender des
Diözesancaritasverbandes
Die Not benachteiligter
Menschen zu lindern war Emig immer wichtiger als die Profilierung des eigenen
Verbandes. Darum suchte er eine breite Zusammenarbeit mit den anderen
Wohlfahrtsverbänden, mit denen die Caritas die Liga der Spitzenverbände der
freien Wohlfahrtspflege bildet. Wiederholt war er deren Vorsitzender in Rheinland-Pfalz,
wie er auch lange Jahre Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Caritasverbände
in Rheinland-Pfalz war.
Von 1992 bis zu
seiner Verabschiedung in den Ruhestand 1999 war Emig
Vorsitzender des Caritasverbandes für die Diözese Mainz.
1982 bekam Emig den
Päpstlichen Ehrentitel Monsignore verliehen und 1990 wurde er Päpstlicher
Ehrenprälat. Das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik
Deutschland verliehen wurde ihm 1987. Dabei sagte die damalige
rheinland-pfälzische Sozialministerin Dr. Ursula Hansen, das von hohem sozialem
Verantwortungsbewusstsein der Allgemeinheit und insbesondere den
hilfsbedürftigen Menschen gegenüber geprägte Engagement Emigs verdiene es,
öffentlich gewürdigt zu werden. – Dem ist nichts hinzuzufügen.
J. Otto
Weber