Frankfurt - 21. April 2016 Aus überbordender Hilfsbereitschaft wurden koordinierte Angebote, aus Engagement entstand Struktur, aus Ersthilfe wurde Hilfe zur Selbsthilfe: Die rund 40 Teilnehmer des Fachtages der Hessen-Caritas zum Thema "Ehrenamt in der Flüchtlingshilfe" zogen nach fast zwei Jahren nicht nur Resümee, sondern diskutierten am Donnerstag auch künftige Herausforderungen: Rund 5000 Ehrenamtliche engagieren sich aktuell schätzungsweise im Rahmen der Caritas oder kirchlicher Gemeinden für Flüchtlinge in Hessen. Sie brauchen vor allem Qualifikations- und Evaluationsangebote - und Geduld: "Unsere Arbeit ist kein Sprint, sondern ein Marathon", sagt Ursel Grobien, seit 30 Jahren als Ehrenamtliche in der Caritas tätig.
Viele Ehrenamtliche hätten sich voller Begeisterung und Energie in die Arbeit gestürzt, seien ob der Verantwortung und der Probleme dann aber auch an ihre Grenzen geraten, berichtet die Seniorin aus Königstein im Taunus. Supervision sei daher keine Kontrolle, sondern ein Angebot, das Erlebte professionell zu verarbeiten. "Ehrenamtliche brauchen Begleitung von Hauptamtlichen, sonst sind sie schnell ausgebrannt", so Ursel Grobien, Vorstandsmitglied Caritaskonferenzen Deutschlands im Bistum Limburg. Engagement bedeute auch Abgrenzung: "Wir dürfen und können den Flüchtlingen nicht alle Probleme abnehmen und sie mit unserer Fürsorge überschütten, wir wollen Hilfe zur Selbsthilfe leisten."
Die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung sei nach wie vor riesig, berichtet Torsten Gunnemann, Fachbereichsleiter Gemeindecaritas und Bildung beim Diözesancaritasverband Limburg. Nach anfänglicher Erstversorgung stehe nun aber die Integration der Flüchtlinge mit den Themen Bildung, Arbeit, Wohnen und Gesundheit im Vordergrund. Damit Ehrenamtliche dies leisten können, bieten die drei Diözesancaritasverbände Fulda, Limburg und Mainz, die gemeinsam die Arbeitsgemeinschaft der Hessen-Caritas bilden, Qualifizierungsprogramme an. Zwischen 20 bis 30 Stunden können sich die Helfer in Modulen beispielsweise zu den Themen Asyl- und Aufenthaltsrecht, interkulturelle Kompetenz oder Trauma und Gewalterfahrung fortbilden. "Wir sind auf dem Weg von der Willkommens- zur Integrationskultur", so Torsten Gunnemann.
Für dieses Projekt hätten die drei Bistümer im Hessen viel Geld zur Verfügung gestellt, sagt als Ausrichter der Veranstaltung Bernd Bleines, Vorsitzender der Caritas-Landes-Arbeitsgemeinschaft Soziale Sicherung. Notwendig sei noch eine bessere Vernetzung der Ehrenamtshilfe mit anderen Institutionen sowie mit den Akteuren in Kommunen und Landkreisen.
Viel Wert gelegt wird auf Standards. Der Caritasverband Kassel erfasst nicht nur die Daten seiner Ehrenamtlichen, sondern verlangt unter anderem auch eine Verpflichtungserklärung sowie ein erweitertes Führungszeugnis. Hilla Zavelberg-Simon, Leiterin Migrationsdienst Kassel: "Damit garantieren wir nicht nur eine hohe Qualität, unsere Ehrenamtlichen fühlen sich auch ernst genommen und begleitet."
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an Herrn Franz J. Meyer, Telefon: 0661 2428-130, Email: franz.meyer@caritas-fulda.de
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