Mainz. – Die Caritas-Druckerei in Mainz wurde 20 Jahre alt. Sie beging ihr Jubiläum mit einem „Tag der offenen Tür“ und einem Fest für Jung und Alt im und ums Soziale Zentrum St. Rochus in Mainz-Mombach, in dem sie ihre Räume hat. Zum Auftakt des Festes feierten Generalvikar Dietmar Giebelmann und Domkapitular Hans-Jürgen Eberhardt zusammen mit der Druckerei-Belegschaft und vielen Gästen einen Gottesdienst in der Mombacher Herz-Jesu Kirche, dem sich ein Festakt im Sozialen Zentrum anschloss. Prominentester Festbesucher war am Nachmittag Kardinal Karl Lehmann. Bei einem Rundgang überzeugte er sich von der hohen Leistungsfähigkeit der Druckerei. Sie produziert qualitätsvolle Druckwerke. Zugleich hat sie eine hohe Kompetenz entwickelt, arbeitslose Menschen für den ersten Arbeitsmarkt fit zu machen und sozial benachteiligten Jugendlichen eine Ausbildung zu vermitteln. Kardinal Lehmann gab zum Ende seines Besuches die Mut machende Zusicherung, das Bistum werde alles tun, die Druckerei als Wiedereingliederungs- und Qualifizierungsbetrieb zu erhalten. „Lichtzeichen und Hoffnungshorizonte sind wichtiger als man denkt“, sagte er. Man dürfe sich nicht - wie es das Hartz-Konzept vorsehe - mit einem hohen Sockel von Arbeitslosen abfinden, denen man keine Chance gebe.
Entstanden ist die Caritas-Druckerei vor 20 Jahren als Projekt zur Bekämpfung von Jugendarbeitslosigkeit in improvisierten und engen Räumen im Caritashaus am Südbahnhof. Insbesondere nach ihrem Umzug 1990 ins Soziale Zentrum St. Rochus nach Mainz-Mombach hat sie sich zu einem hoch anerkannten Eingliederungs- und Qualifizierungsbetrieb entwickelt. Im Laufe ihrer Geschichte musste sie sich immer wieder den Wechselbädern der Sozialgesetzgebung anpassen. Auch aktuell steht sie erneut vor der Frage, wie sich die Umsetzung der Hartz-Konzepte auf ihre Zukunft auswirken wird.
In dieser Situation war es ermutigend, während des Festaktes zu hören, dass die Druckerei weiterhin auf die Unterstützung starker Partner zählen kann. Generalvikar Giebelmann bekräftigte für das Bistum Mainz, das die Druckerei von Anfang an aus Kirchensteuermitteln unterstützt: „Wir wollen an einer Stelle ein Signal setzen“. In Vertretung der rheinland-pfälzischen Sozialministerin Malu Dreyer versicherte Doris Bartelmes, das Land stehe weiterhin mit Hilfen zur Verfügung. “Wir haben die Probleme der Vergangenheit bewältigt und werden es auch in Zukunft schaffen“, sagte sie. Sie betonte, dass die freien Träger gebraucht werden und bot die Kooperation des Ministeriums an. „Wo, wenn nicht in der Stadt Gutenbergs, soll ein Qualifizierungsbetrieb als Druckerei eine Zukunft haben?“, fragte der Mainzer Sozialdezernent Michael Ebling und versicherte, dass auch die Stadt nicht daran denke, arbeitslose Menschen als Chancen los abzuschreiben. Er gab sich sicher, dass auf die vergangenen zwanzig noch viele weitere Jahre folgen werden. Für das Arbeitsamt Mainz dankte Horst Gelder für die vertrauensvolle Zusammenarbeit. Mit Blick auf die Zukunft wünschte er ein gutes Gelingen „für unsere gemeinsamen Vorhaben“. „Wir sind stolz darauf, die Caritas-Druckerei zu den Mombacher Betrieben rechnen zu können“ meinte die Mombacher Ortsvorsteherin Dr. Eleonore Lossen-Geißler. Die Qualifizierung für benachteiligte Menschen sei ein hervorragendes Angebot, das erhalten bleiben müsse.
In seiner Predigt während des einleitenden Festgottesdienstes sah Generalvikar Giebelmann in dem, was die Caritas-Druckerei für arbeitslose und benachteiligte Menschen tue, eine Konkretisierung der Heilsbotschaft Jesu. „Ich bin gekommen, den Armen eine gute Nachricht zu bringen“, hatte es im Text des Evangeliums geheißen. Indem die Caritas-Druckerei zu ihrem 20jährigen Bestehen ein Fest feiere, sei das zugleich ein „Bekenntnis wider die Resignation“. Es sei Ausdruck dessen, dass die Caritas-Druckerei Zukunft gestalten und Menschen Lebenschancen eröffnen wolle. Das Fest sei eine Selbstverpflichtung „für uns alle“, sagte er. „Wir feiern das 20jährige Bestehen, um für das 25jährige Erfahrung zu sammeln.“
Rund um das Soziale Zentrum St. Rochus entfaltete sich im Laufe des Mittags ein vielfältiges buntes Treiben, an dem Partner und andere Qualifizierungsbetriebe wie die „ArbeitsMarktAgentur Mainz“, der Biomarkt-Stand „Flotte Karotte“, die SPAZ Mainz und das Computerprojekt „Zack“ beteiligt waren. Zwei Hüpfburgen und eine Riesenrutsche machte den Kindern und Jugendlichen viel Spaß. Beliebt war auch der Druckladen des Gutenbergmuseums, an dem Kinder eigene Drucke herstellen konnten. Für Essen und Trinken war unter anderem durch das BAP Service-Center in Bingen und den Senfkorn e. V. in Mainz gesorgt. Der Mombacher Gesangverein 1878 und der originelle „Chor der Knechte und Mägde“ aus Oberwesel bereicherten das Fest musikalisch und brachten auch dem Kardinal je ein Ständchen dar, während eine Kindergruppe des Mombacher Turnvereins mit einer Stepdance-Aufführung erfreute. Sichtliches Vergnügen bereitete es dem Kardinal, sich an der historischen Schmiede, die das Wormser Orientierungsprojekt WOP mitgebracht hatte, als Bearbeiter glühenden Eisens zu versuchen.
J. Otto Weber