Diözese Mainz. - Gemeinsam in Seelsorge und Caritas am „Netzwerk Leben“ für schwangere Frauen und Familien in Not zu knüpfen, war Thema des diesjährigen „Tag der Caritas“. Rund 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Pastoral und Seelsorge der Gemeinde sowie aus Caritaseinrichtungen waren ins Mainzer Tagungszentrum Erbacher Hof gekommen. Im Mittelpunkt stand das gemeinsame Bewusstsein, dass der Dienst am Menschen der erste und wichtigste Auftrag von Kirche und Caritas ist.
Der Ausstieg der
katholischen Kirche aus der Schwangerschaftskonfliktberatung habe nicht zur Resignation
geführt, sondern zu einem neuen Konzept, erinnerte Weihbischof Dr. Werner
Guballa bei der Begrüßung. Neben einem professionellen Beratungsangebot habe
sich ein Netzwerk aus ganz verschiedenen Unterstützungsangeboten und ehrenamtlichem
Engagement entwickelt, das gemeinsam Familien und schwangeren Frauen helfe.
„Unser Ziel ist, dieses Netz noch haltbarer zu knüpfen“, so der Weihbischof
weiter.
Weg der Kirche: der
Mensch
Über den „Sozialraum als Pastoralraum“ referierte Prof. Dr. Andreas
Lop-Hüdepohl, Rektor der Katholischen Hochschule für Sozialwesen in Berlin, zum
Einstieg des Tages unter dem Titel „Ressourcen für Familien und schwangere
Frauen im Sozial- und Pastoralraum“. Er eröffnete sein Referat mit dem Appell
Alfred Delps zur Rückkehr der Kirche in die Diakonie. Alfred Delp beschreibt
diese Rückkehr als ein „Sich-Gesellen zum Menschen in allen seinen Situationen
mit der Absicht, sie ihm meistern zu helfen, ohne anschließend irgendwo eine
Spalte und Sparte auszufüllen“. Im Geiste Alfred Delps und des Konzils
erinnerte Lop-Hüdepohl daran, dass „der Mensch der Weg der Kirche“ ist. Weiter
berichtete er vom Wandel der Familie, beschrieb verschiedene Lebenslagen und
stellte Thesen für das pastorale Handeln der Kirche auf.
Sozialraum ist Pastoralraum
Für die Seelsorge läge eine große Chance darin, den Sozialraum als
Ressource für menschenwürdige Lebenslagen zu entdecken. Gerade hier lägen große
Chancen zur Gestaltung eines Lebensumfeldes, in dem Kinder willkommen sind.
„Vielleicht sollten wir 30 Prozent unseres bisherigen pastoralen Angebotes in
der Fläche reduzieren, um angesichts geringer werdender personeller und
finanzieller Ressourcen in diesem Bereich mehr investieren zu können,“ so Lob-Hüdepohl.
Die Caritas erinnerte Lob-Hüdepohl daran, dass auch sie einen
„seelsorglichen“ Auftrag hat. Gerade in Krisen- und Notzeiten bricht im
Menschen die Sinnfrage auf. Die Caritas müsse im Sinne einer ganzheitliche
Sorge für den Menschen auch diese Fragen in ihre Beratungsarbeit integrieren.
„Wir brauchen eine seelsorgende Diakonie oder eine diakonische Seelsorge“, so
das Fazit von Prof. Lob-Hüdepohl.
Workshops und Perspektivgespräch
Konkret wurde es bei den Workshops am Nachmittag. Unter der Leitung von
zwei Referentinnen, jeweils aus Seelsorge und Caritas, wurde zu den Themen
„Armut und Not erkennen“, „Caritasmittel in der Pfarrgemeinde sinnvoll
einsetzen“, „Kooperationsnetzwerke aufbauen und fördern“ und „Frauen und
Familien unterstützen“ gearbeitet. Ein weiterer behandelte den Abbau von
Schwellenängsten für Frauen und Not, ein Einführungsworkshop stellte Netzwerk
Leben vor.
Der Tag endet mit einem Perspektivgespräch mit Domkapitular Hans-Jürgen
Eberhardt und Professor Hubertus Brantzen, Leiter des Ausbildungsseminars für
Kapläne und Pastoralassistenten, zu Thesen, die in den Workshops erarbeitet
werden.
Über den Tag der Caritas
Entstanden ist der „Tag der Caritas“ aus der Idee, Seelsorgern und
Seelsorgerinnen in der Ausbildung Erfahrungen aus dem Bereich der Caritas zu
vermitteln. Inzwischen ist der Tag zum Begegnungstag für haupt- und
ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus Pastoral und Caritas im
Bistum geworden. Alle gemeinsam trägt das Bewusstsein, dass der Dienst am
Menschen der erste und wichtigste Auftrag der Kirche ist.
: Winfried Reininger/Oliver Schopp-Steinborn