Gau-Algesheim. – Mit dem Besuch einer Delegation des Altenheims „Villa Spada“ aus Gau-Algesheims italienischer Partnerstadt Caprino beim Caritas-Altenzentrum Albertus-Stift in Gau-Algesheim hat erstmals in der Diözese Mainz ein fachlicher Austausch über Konzept, Arbeitsweise und Organisation der Altenpflegeeinrichtungen beider Länder stattgefunden. Drei Tage lang war die neunköpfige Delegation unter Leitung von Dr. Piero Bresaola zu Gast in Gau-Algesheim. Dabei hatten die Pflegerinnen und Pfleger aus Italien auch Gelegenheit, aktiv bei der Pflege im Albertus-Stift mitzuhelfen. Dr. Richard Auernheimer, Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Sozialministerium, war begeistert von dem fachlichen Austausch und sagte Unterstützung weiterer Begegnungen auf Fachebene zu. Thomas Feser, Erster Kreisbeigeordneter und Sozialdezernent des Landkreises Mainz-Bingen, kann sich den Austausch von Praktikantinnen und Praktikanten zwischen Pflegeeinrichtungen des Kreises Mainz-Bingen und seiner italienischen Partnerprovinz Verona vorstellen.
Die erste Fachbegegnung zwischen den beiden Altenheimen ist eine weitere Intensivierung der seit 19 Jahren bestehenden Partnerschaft zwischen den beiden Städten Caprino in der italienischen Provinz Verona und Gau-Algesheim. Dem Gau-Algesheimer Bürgermeister Clausfriedrich Hassemer geht es genau so wie Friedel Jouaux von der Gesellschaft für internationale Verständigung e. V. um eine Ausweitung der partnerschaftlichen Begegnungen über die Politiker- und Vereinsebene hinaus. Nachdem eine Delegation des Albertus-Stiftes unter Leitung von Heimleiter Reinhard Horn vor zwei Jahren bereits freundlich im Altenzentrum „Villa Spada“ in Caprino empfangen worden war, kam es jetzt zum intensiven Austausch.
Beeindruckt waren die Pflegerinnen und Pfleger aus Italien vom ganzheitlichen Pflegeansatz, wie sie ihn während ihrer Mithilfe bei der Pflege im Caritas-Altenzentrum Albertus-Stift erlebt haben. Anders als in Italien, wo Pflegekräfte ausschließlich pflegen und Krankenschwestern für die medizinischen Anwendungen zuständig sind, liegt in Deutschland beides in Hand der Pflegekräfte. „Wir wollen eine Beziehung zu unseren Bewohnerinnen und Bewohnern haben. Sie sollen das Gefühl haben, geliebt zu werden. Deshalb ist uns die ganzheitliche Pflege so wichtig“, fasste eine deutsche Mitarbeiterin das Konzept zusammen. Ähnlich wie in Deutschland gibt es auch in Italien das Problem, dass der Anteil der alten Menschen an der Gesamtbevölkerung immer mehr zunimmt. Sorgen bereiten in beiden Ländern die hohen Kosten der Pflege alter Menschen, wobei man sich im Ziel einer angemessenen und menschenwürdigen Versorgung einig ist. Und zum Umgang mit dementen Menschen wird in beiden Ländern noch nach besseren Lösungen gesucht.
Das Albertus-Stift in Gau-Algesheim wird getragen vom Caritas-Werk St. Martin in Mainz. Dessen Geschäftsführer Bernhard Franzreb führte die Gäste aus Italien zu einer Exkursion nach Bodenheim, wo das Caritas-Werk St. Martin vor einem guten Jahr den neuen Typ eines kleinen Altenzentrums in Betrieb genommen hat. Es umfasst 22 Plätzen im Pflegebereich, ihm ist eine Altenwohnanlage mit 14 Wohneinheiten zugeordnet, in der alte Menschen selbständig wohnen können, und es beherbergt unter dem gleichen Dach die Caritas-Sozialstation für die ambulante Pflege eines Einzugsbereichs mit etwa 100.000 Menschen, im Kern die Verbandsgemeinden Bodenheim und Nieder-Olm. Die Gäste aus Italien, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eines großen Altenheimes ähnlich dem Albertus-Stift in Gau-Algesheim mit seinen etwa 100 Bewohnerinnen und Bewohnern, waren von dem Bodenheimer Modell einer ortsnahen und zugleich mehrstufig verzahnten Versorgung alter Menschen ebenso angetan wie Gau-Algesheims Bürgermeister Clausfriedrich Hassemer.
J. Otto Weber