Der Kindergarten und die Hartz-Reform
„Das ist hier die optimale Möglichkeit, mich für eine feste Stelle zu qualifizieren“, erklärt ein Mitarbeiter auf die Frage des Bundestagsabgeordneten Michael Hartmann, was er sich denn von der Beschäftigungsmaßnahme bei z@ck-Computer , Caritasverband Mainz e.V. erhoffe. „Vielleicht habe ich ähnliches Glück, wie mein Kollege, der vorige Woche eine Stelle bei einem ortsansässigen IT-Unternehmen bekommen hat.“
Der junge Mitarbeiter ist einer von rund 80 Teilnehmern an Qualifizierungsmaßnahmen der beiden Beschäftigungsprojekte des Caritasverbandes Mainz e.V.: z@ck-Computer Mainz und bap servicecenter Bingen und Ingelheim. Der Bundestagsabgeordnete Michael Hartmann machte sich mit seinem Besuch vor Ort ein Bild von der Situation der Betroffenen, die im Zuge der Hartz-Reform mit einschneidenden Veränderungen rechnen müssen.
Während z@ck-Computer in Mainz vorwiegend Langzeitarbeitslose im IT-Bereich trainiert und beschäftigt, qualifiziert das bap servicecenter seine Teilnehmer in einer eigenen Schreinerei, in einem Garten- und Landschaftsbaubetrieb, einem Haus-, Hof- und Gartenservice, einem Markthaus, einem Marktstand und im Bereich Hauswirtschaft.
„Die Auswirkungen des Hartz-Konzepts treffen unsere Beschäftigungs- und Qualifizierungsbetriebe in besonderem Maße“, erläutert Wolfgang Schnörr, stellvertretender Geschäftsführer des Caritasverbandes Mainz. Trotz allem Verständnis für Einsparungsmaßnahmen in Zeiten knapper Kassen, sieht er bei den Reformplänen für den Arbeitsmarkt erheblichen Nachbesserungsbedarf. „Insbesondere bei der Situation der Langzeitarbeitslosen und bei der Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe gibt es noch jede Menge offener Fragen“, so Wolfgang Schnörr. Im Gespräch mit dem Bundestagsabgeordneten ging es dann auch genau um diese Knackpunkte. Die beiden Projekte des Caritasverbandes erreichten in der Vergangenheit Vermittlungsquoten von bis zu 60 %. „Aber genau diese Erfolge unserer Arbeit werden jetzt in Frage gestellt. Anschlußmaßnahmen für auslaufende Programme sollen nur noch mit erheblichen Kürzungen oder gar nicht bewilligt werden“, erklärt Wolfgang Schnörr.
„Da gibt es dringend Handlungsbedarf“, schätzt auch der Abgeordnete Michael Hartmann die Situation richtig ein. Er wolle mit seinen Fachkollegen in der Bundestagsfraktion Details der Reform erörtern und „vielleicht ist noch die eine oder andere Kurskorrektur im Bereich des Möglichen“. Viel Hoffnung freilich kann der Abgeordnete in dem von einer offenen und freundlichen Atmosphäre geprägten Gesprächs den Vertretern der Caritas nicht machen: „Die grobe Richtung ist festgelegt. Was aber nicht heißt, dass ich nicht doch noch im persönlichen Gespräch mit der sozialpolitischen Sprecherin der Fraktion auf die erörterten Bedenken mit Nachdruck hinweisen werde“, betont Michael Hartmann.
Sollte dies nicht gelingen, müssen vielleicht schon in naher Zukunft einige regionale Kindergärten auf wertvolle Holzspielgeräte des bap servicecenter verzichten und viele Schulen hätten nicht die Möglichkeit, kostenlos von z@ck-Computer aufgerüstete Spenden-PCs im Unterricht einzusetzen.
Rainer Bormuth