Worms. –
„Die Pflege und Betreuung eines dementiell erkrankten Menschen
ist die schwierigste Aufgabe, die eine Gesellschaft zu vergeben hat“, sagte der
Wormser Caritasdirektor Georg Diederich am 26. September im Haus St. Elisabeth
in Worms zu Beginn einer Pressekonferenz. Vorgestellt wurde das vom
Caritasverband Worms entwickelte innovative Projekt „Demenz-Beratung zu Hause“,
das Angehörigen wie den direkt von der Krankheit Betroffenen hilft, indem es
das Zusammenleben wesentlich zu erleichtern geeignet ist.
Diederich
machte darauf aufmerksam, dass trotz der Schwere der Aufgaben etwa die Hälfte
der Demenzkranken durch ihre Angehörigen zu Hause gepflegt werde. Rund 1
Million Demenzkranke gebe es derzeit in der Bundesrepublik. Für Worms bedeute
das etwa 1.000 Demenzkranke, von denen über 500 zu Hause gepflegt werden,
rechnete Diederich vor.
Speziell für
sie habe der Caritasverband Worms das Projekt „DemenzBeratung zu Hause“
entwickelt, das die Diplom-Sozialarbeiterin Agnes Weires-Strauch und die
Altenpflegerin mit gerontopsychiatrischer Fortbildung, Christine Siebold, gemeinsam
vorstellten. Der Caritasverband Worms freue sich, so Diederich, dass dieses
Projekt eines von acht Projekten sei, die unter 22 Bewerbungen vom
rheinland-pfälzischen Sozialministerium als „Innovatives Modell-Projekt“
anerkannt wurden, und dass es vom Land ebenso gefördert werde wie von der Stadt
Worms und den Pflegekassen.
Aus der Erfahrung entwickelt
Agnes
Weires-Strauch leitet seit vielen Jahren die Beratungs- und Koordinierungsstelle
(BeKo) bei der ältesten Sozialstation der Bundesrepublik, der
Caritas-Sozialstation St. Lioba in Worms. In dieser Funktion berät sie alte
Menschen und ihre Angehörigen über alle Hilfen, die caritasübergreifend durch
verschiedene Träger in Worms für sie angeboten werden. Aus diesem Wissen,
angereichert durch die jahrelangen Erfahrungen aus der Leitung eines
Gesprächskreises für pflegende Angehörige, hat Weires-Strauch das Konzept für
das Projekt „Demenz-Beratung zu Hause“ entwickelt, das sie zusammen mit Christine
Siebold durchführt.
Verständnis
wecken und Handlungsstrategien erproben
Im
Laufe des Projektes sollen pflegende Angehörige genaue Informationen über die
Erkrankung bekommen. Sie sollen das Krankheitsbild verstehen und Handlungsstrategien
erproben, damit so gut wie irgend möglich zurecht zu kommen. Sie sollen aber
auch die eigenen Grenzen zu akzeptieren lernen und bereit werden, entlastende
Hilfen von außen anzunehmen. Für die dementiell erkrankte Person liegen die
Vorteile einer Teilnahme an dem Projekt unter anderem darin, dass die eigenen
Ressourcen erkannt, gefördert und damit möglichst lange erhalten werden.
Gefördert wird auch der Erhalt ihrer Selbständigkeit und es gibt viele
Hinweise, die den Umgang miteinander erleichtern.
Beratung
immer in häuslichem Umfald
Konkret
findet die Beratung immer in der häuslichen Umgebung der dementiell erkrankten
Person statt. Sie sieht ein Erstgespräch vor, für das zwei Stunden veranschlagt
sind, und bis zu neun weitere Gesprächseinheiten zu je 1,5 Stunden. Beim
Erstgespräch, das in der Regel Agnes Weires-Strauch führt, geht es darum, ein
Bild von der Gesamtsituation zu bekommen. Großen Wert legt Weires-Strauch
darauf, dass dabei nicht nur die Belange der erkrankten Person zur Sprache
kommen, sondern auch die Nöte, Probleme und Bedürfnisse der Angehörigen. Nach
dem Erstgespräch wird unter anderem ein Hilfeplan erstellt, der ggf. im
Fortgang der Beratung noch genauer angepasst wird. Bei den Folgegesprächen ist
in der Regel Christine Siebold federführend, die Altenpflegerin und gerontopsychiatrische
Fachkraft. Sie bauen thematisch aufeinander auf. Nachdem man erkannt hat, dass
Demenzkranke häufig noch gut ansprechbar sind auf Themen ihrer eigenen
Vergangenheit, geht es dabei zum Beispiel um die Biografie der erkrankten
Person, oder es geht um Gefahrenquellen und ihre Beseitigung. Die Kommunikation
mit Demenzkranken ist ein Thema wie auch die Möglichkeit, Beschäftigungsmöglichkeiten
zu erkennen und umzusetzen. Gerontopsychiatrische Pflegeplanung und
Sterbebegleitung bei demenzkranken Menschen sind Gegenstand weiterer
Gesprächseinheiten, die in wöchentlicher Folge oder auch mit größeren Abständen
geführt werden können.
Anerkennung
und Lob für das Caritas-Projekt
Das
Projekt, das von Professorin Dr. Renate Stemmer von der Katholischen Fachhochschue
Mainz wissenschaftlich begleitet wird, ist bisher gut angenommen worden.
Christine Rippier-Kramer sagte in einem kurzen Statement für die Stadt Worms,
die das Projekt genau so stark fördert wie das Land Rheinland-Pfalz, man verbinde
damit die Hoffnung, dass die Pflegesituation demenzkranker Menschen wesentlich
verbessert wird. Das Projekt der Caritas Worms sei so überzeugend gewesen, dass
es auf der Förderliste des Landes Rheinland-Pfalz auf Platz eins gestanden
habe. Für das Land überbrachte der Wormser SPD-Landtagsabgeordnete Jens Guth
die anerkennenden Grüße von Sozialministerin Malu Dreyer und Staatssekretär Dr.
Richard Auernheimer, während Jeannette Wopperer von der CDU sehr stolz darauf
war, dass durch das Engagement der Caritas ein Wormser Projekt auf Landesebene
hohe Anerkennung gefunden habe.
J. Otto Weber
Kontakt:
Träger des Projektes:
Sozialstation St. Lioba,
Im Katterloch 1, 67547 Worms
Ansprechpartnerin:
Agnes Weires-Strauch,
Fon: 06241 / 42 63 40 –
Fax: 06241 / 42 63 80
E
-Mail:
beko@caritas-worms.de
Kosten:
Für
Erstgespräch: 10,00 Euro – für die Folgegespräche: je 7.50 Euro
Infoveranstaltung
zum Projekt „Demenz-Beratung zu Hause“:
Dienstag, 5.
Oktober, 18.30 Uhr
im Caritas-Altenheim, Berggartenstraße 3 in
Worms