PRESSEMITTEILUNG DER KETTELER-STIFTUNG
Dem geistigen Erbe des Sozialbischofs verpflichtet
Zehn Jahre Wilhelm Emmanuel
von Ketteler-Stiftung – Dank an die Stifterinnen und Stifter
Mainz. Bei der Feier des 10-jährigen Bestehens der Wilhelm Emmanuel von Ketteler-Stiftung und dem damit verbundenen Stiftertreffen hat der Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann , den Stifterinnen und Stiftern für ihren Einsatz gedankt. Im Rahmen eines Gottesdienstes am Montagabend, 13. September, im Mainzer Kolpinghauses betonte Lehmann, die Stiftung sei dem geistigen Erbe des großen Sozialbischofs verpflichtet. Deshalb hoffe er, dass das bisher so überzeugend Geleistete im kommenden Jahr anlässlich der Feiern zum 200. Geburtstag Kettelers (geboren am 25.12.1811) einen weiteren Aufschwung nehme. Ketteler habe sich energisch für die Armen seiner Zeit in der Folge des industriellen und gesellschaftlichen Umbruchs eingesetzt. Sein Wirken sei eine Ermutigung für heute, das, was er geschaffen habe, fortzuführen.
Der Stiftungsvorsitzende, Finanzdirektor a.D. Thomas Karst, bekräftigte in der anschließenden Feierstunde, bei dem Treffen gehe es darum, „unserer Dankbarkeit für das Engagement der Stifter und der dadurch möglichen Hilfe für bedürftige Menschen Ausdruck zu verleihen“. Die „Caritative Gemeinschaftsstiftung für das Bistum Mainz“ wurde am 01. September 2000 vom Bistum Mainz, dem Diözesan-Caritasverband und den fünf Caritasverbänden Darmstadt, Gießen, Mainz, Offenbach und Worms gegründet, um die karitative soziale Arbeit im Bistum zu fördern und dauerhaft zu sichern.. Unter dem Dach der Ketteler-Stiftung wurden bis jetzt 30 weitere Stiftungen in treuhänderischer Verwaltung mit eigener Zweckbestimmung gegründet. Weitere Treuhandstiftungen seien in Vorbereitung, teilte Karst mit.
Wegweisende Worte Kettelers
Er erinnerte daran, dass Bischof Ketteler sich vor allem die sozialen Fragen seiner Zeit zu Eigen gemacht habe und verwies auf die Vielzahl seiner Gründungen von sozialen Einrichtungen wie Waisenhäuser, Anstalten für hilfsbedürftige ledige Frauen und Krankenhäuser. In seinem Fastenhirtenbrief von 1859 habe er in einem leidenschaftlichen Appell zu Werken der christlichen Nächstenliebe aufgerufen und gemahnt, die Erfüllung dieser „heiligen Pflicht“ nicht dem Zufall zu überlassen, sondern sie zu planen und zu ordnen. Dazu stellte Karst fest: „Menschen, die ihr Vermögen für soziale Zwecke in Form einer Stiftung einsetzen, erfüllen in dieser Form in besonderer Weise die wegweisenden Worte Bischof Kettelers. Sie machen die Hilfe in Not nicht von einer momentanen Laune abhängig, sondern möchten dauerhaft und wohlüberlegt, auch über ihr Leben hinaus ein Werk der Nächstenliebe fördern.“
Karst erklärte weiter, dass die Stifterinnen und Stifter der Ketteler-Stiftung aus christlicher Überzeugung Werte für die Zukunft schaffen und unterstrich: „Sie prägen eine Kultur des Helfens, der Begleitung und des Füreinanders.“ Ihre Visionen, Wünsche und Hoffnungen stünden im Mittelpunkt des Handelns der Ketteler-Stiftung. In seinem Rückblick auf die vergangenen zehn Jahre zeigte der Vorstandsvorsitzende der Stiftung auf, wie die Zahl der Treuhandstiftungen mit ihren unterschiedlichen Zweckbestimmungen wie Netzwerk Leben für Frauen in Schwangerschaft und Not, Altenhilfe, Sozialstation, Kinder- und Jugendhilfe, Alleinerziehende, psychisch Kranke, Suchtkranke, behinderte Kinder, Caritasverbände und Pfarrarbeit kontinuierlich gestiegen ist. Ebenso seien die Bilanzwerte kontinuierlich gewachsen, besonders stark in den beiden letzten Jahren mit einem Zuwachs von fast vier Millionen Euro durch Zustiftungen und eine Erbschaft. Nach der Gründung wurde die Ketteler-Stiftung mit einem Startkapital von ca. 500.000 Euro ausgestattet, das inzwischen auf insgesamt neun Millionen Euro angewachsen ist.
Ketteler-Wettbewerb
In seinem Rückblick stellte Karst den Ketteler-Wettbewerb besonders heraus, der seit 2005 jährlich durchgeführt wird. Dabei ging es um Projekte in Kindertagesstätten (2005), um Arbeitslosenhilfe (2006), Chancen für benachteiligte Jugendliche (2007) Kindererziehung (2008) Initiativen gegen Armut (2009) und Konzepte der Seniorenarbeit (2010), die jeweils am „Tag der Caritas“ vorgestellt und prämiert wurden und damit öffentliche Anerkennung erfuhren.. Der Ketteler-Wettbewerb werfe ein Licht auf die oft im Stillen erbrachten Dienste und sporne dazu an, als engagierte Christen unentgeltlich Verantwortung zu übernehmen und zu helfen, betonte Karst.
Kardinal Lehmann ging in seinem
Festvortrag ausführlich auf das Wirken von Bischof Ketteler ein. Dabei stellte
er besonders dessen tiefe Sensibilität für soziale Not heraus, sein großes Talent
für rasche Planung und wirksame Hilfe. In seinen Hirtenbriefen habe er oft
konkrete Notstände benannt, zur Hilfe aufgerufen und selbst geholfen. Der
Kardinal kündigte an, dass das von der Akademie der Wissenschaften und der
Literatur in Mainz zwischen 1977 und 2002 herausgegebene Gesamtwerk Kettelers
(zehn Bände) im kommenden Jahr durch einen Band mit seinen Hirtenbriefen
komplettiert werde. Bisher lägen die gesammelten Hirtenbriefe nur in einer Ausgabe
aus dem Jahr 1900 vor. Ketteler habe in geradezu revolutionärer Weise erkannt,
dass karitative Hilfe allein nicht ausreiche, sondern dass Sozialpolitik
notwendig sei. Der Historiker und Ökumeniker Erwin Iserloh (gestorben 1996)
habe als Mitherausgeber der Werke Kettelers dies sehr gut herausgestellt.
Jürgen Strickstrock