Mainz. Das diesjährige Stiftertreffen der Wilhelm-Emmanuel von Ketteler-Stiftung fand am Donnerstag, 29. September 2016, im Jugendhaus Don Bosco in Mainz statt. Für die Treffen wird jedes Jahr ein anderer Ort gewählt. Neben dem Dank des Stiftungsvorstands, dem gegenseitigen Austausch und der Weitergabe von Informationen sollen die Stifter bei den Treffen die Standorte und Projekte anderer Stiftungen unter dem Dach der Ketteler-Stiftung kennen lernen. Im Jugendhaus Don Bosco stellten die Kuratoriumsvorsitzende Constanze Coridaß und die Geschäftsführerin Daniela Schlosser die von ihnen geführte Stiftung "JugendRaum" vor, die Kinder- und Jugendstiftung im Bistum Mainz. Schlosser unterstrich: "Die Jugend ist die Zukunft der Kirche." Sie legte dar, dass die vor zehn Jahren mit einem Startkapital von 100.000 Euro gegründete Stiftung bisher 49 Einzelprojekte mit einer Gesamtsumme von 32.000 Euro gefördert hat. Die Stiftung will "Raum schaffen, damit Kinder- und Jugendarbeit auch in Zukunft erfolgreich sein kann".
Im Rahmen des Treffens informierte der Vorstand der Ketteler-Stiftung über seine Aktivitäten .in den vergangenen zwölf Monaten. Seit September 2015 konnten aus der Dachstiftung 31 Projekte mit einer Gesamtsumme von 128.000 Euro bewilligt und gefördert werden, darunter 28. Projekte für karitative Einrichtungen, Fachverbände, Kirchengemeinden und Caritasverbände, berichtete Stiftungsdirektor Dr. Werner Veith. Mit dem größten Posten von 75.000 sei dabei die Ehrenamtsarbeit in den Verbänden und Gemeinden gefördert worden. Veith unterstrich die Bandbreite der geförderten Projekte und nannte beispielhaft unter anderem eine Wohngemeinschaft für Flüchtlingsfrauen mit ihren Kindern des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) in Mainz, eine Familienfreizeit der Pfarrgruppe Mainspitz, Schülerhilfe in Dietzenbach und den internationalen Frauentreff der Caritas in Dieburg.
Aus den Mitteln der von Kardinal Lehmann begründeten Stiftung "Netzwerk Leben" seien in diesem Zeitraum sieben Projekte mit einer Summe von fast 17.000 Euro gefördert worden. Seit Bestehen dieser Stiftung seien in den vergangenen Jahren insgesamt 214 Projekte mit insgesamt 233.000 Euro unterstützt worden. Darüber hinaus seien im vergangenen Jahr aus den Erträgen der unselbständigen Stiftungen/Treuhandstiftungen 223.000 Euro ausgeschüttet worden. Der Stiftungsvorstand habe auch beschlossen, den veralteten Flyer zu aktualisieren und neu aufzulegen wie auch den Internetauftritt neu zu gestalten. Schließlich ging Veith auch auf den Ketteler-Wettbewerb 2016 ein, bei dem vier ehrenamtliche Initiativen für ihr Engagement zum Thema Barmherzigkeit mit je 2.000 Euro ausgezeichnet wurden.
Der Vorstandsvorsitzende Thomas Karst stellte den Dank an die Stifterinnen und Stifter in den Mittelpunkt seines Berichts. "Sie sind menschenfreundliche Wohltäter vor allem für bedürftige und benachteiligte Menschen", lobte er. Denn sie haben nach seinen Worten uneigennützig privates Geld für soziale Zwecke zur Verfügung gestellt. Er bekräftigte die Anerkennung von Bundeskanzlerin Merkel für die Stiftungen auf dem Stiftungstag in Leipzig im Mai dieses Jahres, wo sie erklärte: "Es ist eine Tatsache, dass wir in unserer Gesellschaft um vieles ärmer wären, wenn wir Sie nicht hätten."
Karst hob hervor, dass die Ketteler-Stiftung auch im vergangenen Jahr weiter wachsen konnte. Im Februar 2016 habe der Vorstand in Bingen den Stiftungsvertrag mit einer Stifterin unterzeichnet, die für die Altenhilfe m Bereich Bingen 100.000 Euro eingebracht, aber im selben Zuge auch ihr beträchtliches Vermögen testamentarisch dieser Treuhandstiftung vermacht habe. Unter dem Dach der Ketteler-Stiftung gebe es nun 43 unselbständige Stiftungen, von denen zwei testamentarisch errichtet wurden. Das Stammkapital der Ketteler-Stiftung sei zum 31. 12. 2015 um circa 850.000 Euro gegenüber dem Vorjahr auf nunmehr 15,71 Millionen Euro angewachsen. Der Vorsitzende wies darauf hin, dass das Kuratorium der Stiftung dem Vorschlag des Vorstands entsprochen und den Rahmen des Aktienanteils, des Immobilienfondsanteils und der Mikrofinanzanlagen um jeweils fünf Prozent auf je 25 Prozent erhöht hat, um die Erträge zu steigern. Angesichts der Marktlage könne die Stiftung mit einer Rendite von knapp unter drei Prozent zufrieden sein.
Da Vermögensanlagen erst ab größeren Summen rentabel seien, werde der Vorstand mit Zustimmung des Kuratoriums ab 1. Januar 2017 die Poollösung bei den Treuhandstiftungen einführen. Das bedeute, dass künftig das gesamte Wertpapiervermögen der Treuhandstiftungen einheitlich gemanagt werde und so der Vorteil größerer Finanzanlagen genutzt werden könne. Der Verwaltungsaufwand der Stiftung sei mit vier Prozent der Erträge nach wie vor sehr niedrig. Dies sei vor allem der Unterstützung durch die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Diözesan-Caritasverbandes, der Pax-Bank Mainz und des Rechnungsprüfungsamtes der Diözese zu verdanken. Vorstandsmitglied Wilfried H. Mönch, Leiter der Pax-Bank in Mainz, veranschaulichte die Entwicklung des Stiftungsvermögens und der Erträge anhand von Schaubildern. Er unterstrich, dass die Stiftung die Anlage von fest verzinslichen Papieren reduziert, die von Aktien und Immobilienfonds aber erhöht habe.
In einer Eucharistiefeier in der Kapelle des Jugendhauses dankte der Vorsitzende des Kuratoriums der Stiftung, Weihbischof Udo Markus Bentz, den Stifterinnen und Stiftern für ihr Engagement und die Wohltaten, die sie bedürftigen Menschen zukommen ließen. Dieser Dank richte sich auch an Gott, "der barmherzig ist und sich uns zuwendet". Bentz hatte den Gottesdienst unter das Leitwort "Anstiften" gestellt. Jede Stiftung wolle etwas initiieren, das es vorher noch nicht gab. Sie sei ein Geschenk, eine Gabe aus freien Stücken. Populistische Äußerungen schürten Ängste und trügen zur Entsolidarisierung der Gesellschaft bei, die in Brandstiftungen ihren schrecklichen Ausdruck fänden, stellte der Weihbischof fest .Demgegenüber setze jede Stiftung nachhaltig Zeichen der Solidarität. Dabei gehe es um eine ganz andere Art der Bandstiftung, nämlich durch zündende Ideen. "Wir müssen ergriffen sein, um andere anzustecken", unterstrich er .und bekräftigte: "Du selbst musst brennen in dem, was du in anderen entzündest." Mitwirkende im Gottesdienst waren Diözesancaritasdirektor Prälat Hans- Jürgen Eberhardt, Jugendpfarrer Mathias Berger und der Wormser Caritasdirektor, Diakon Georg Diederich.
Der Geschäftsführer des Jugendhauses, Wolfgang Knauer, führte die Teilnehmer durch den 2006 völlig neu gestalteten Gebäudekomplex, der Sitz des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Bistum Mainz und des Bischöflichen Jugendamtes ist. Er erläuterte die Funktionalität der Räume, die den Verbänden und Jugendgruppen zur Nutzung zur Verfügung stehen. Die nachhaltige Bauweise mit umweltfreundlichen Materialien., überwiegend Holz, und die Barrierefreiheit stellte er besonders heraus.
Sk (MBN)