Offenbach. – Mitten in der Offenbacher Fußgängerzone steht von Freitag,
5. November, bis Montag, 8. November vor der evangelischen Stadtkirche ein
großes Holzkreuz mit dem Titel „Das Kreuz der Arbeitslosigkeit“. Passanten sind
eingeladen, mit Mitgliedern des Offenbacher Ökumenischen Dekanatsarbeitskreises
„Arbeit und Soziales“ über „das Kreuz der Arbeitslosigkeit“ ins Gespräch zu kommen.
Sie können ihre Meinung, ihre Gefühle, ihre Wut auf Zettel schreiben und mit
einem Nagel an dem Holzkreuz befestigen. Was auf den Zetteln steht, wird in den
evangelischen Gottesdienst zur Kreuzaktion in der Stadtkirche (Sonntag, 7.
November, 10.00 Uhr), und in den ökumenischen Abschlussgottesdienst in St Paul
(Kaiserstraße -
Montag, 8. November ,
18.00 Uhr) eingebracht werden. Bei der Eröffnung waren vom Caritasverband Offenbach
auch Caritasdirektor Simon Tull und Günter Rothenberg, Leiter des Projektes
„Beruf und Leben“ der Caritas, mit dabei.
In der Stadt Offenbach sind über 10 Prozent aller Beschäftigten derzeit
arbeitslos – bei seit Jahren steigender Tendenz. 11.746 arbeitslosen Frauen und
Männern stehen gerade mal 986 als offen gemeldete Stellen gegenüber. Allein
1387 jüngere Menschen sind in Offenbach derzeit arbeitslos. „Die beiden großen
Kirchen in Offenbach beobachten diese Entwicklung mit großer Sorge. Die sozial
Schwachen und Benachteiligten in unserer Gesellschaft haben keine Lobby und
bedürfen unserer Unterstützung und Solidarität. Als Christinnen und Christen
kann uns soziale Ungerechtigkeit nicht gleichgültig lassen“, heißt es zum
Anliegen der Aktion. Erinnert wird an das gemeinsame Sozialwort der Kirchen von
1997 „Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit“
mit seiner klaren Aussage: „Aus christlicher
Sicht ist das Menschenrecht auf Arbeit unmittelbarer Ausdruck der
Menschenwürde.“
„Als Christinnen und Christen der evangelischen und katholischen Kirche
sagen wir: Wachsende Armut auf der einen und steigender Reichtum auf der
anderen Seite sind keine Naturkatastrophen, sondern Zeichen einer verfehlten
Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums. Die Verteilungsgerechtigkeit als
ein entscheidender Maßstab für soziale Politik ist auf der Strecke geblieben“,
beziehen die Autoren der Aktion Position. Arbeitslosigkeit ist ein Kreuz, weil
sie für die Betroffenen einen sozialen Abstieg und langfristig auch materielle
Armut bedeutet. Angesichts der viel zu wenigen freien Stellen werden Menschen
in Resignation und Perspektivlosigkeit gebracht. Immer ist Arbeitslosigkeit ein
Zeichen von sozialer Ungerechtigkeit und sie ist auch deshalb ein Kreuz, weil
das prinzipielle Menschenrecht auf Arbeit verletzt wird.
Zumeist werde von Arbeitslosigkeit gesprochen und damit verschleiert,
dass sich dahinter Millionen von Einzelschicksalen verbergen. Mit der
Offenbacher
Aktion „Das Kreuz der
Arbeitslosigkeit“ soll auch den einzelnen Betroffenen die Gelegenheit gegeben
werden, ihre Not und ihre Ängste sichtbar zu machen, sagte Günter Rothenberg
zum Anliegen der Aktion. Und Caritasdirektor Tull sprach von der
Vielschichtigkeit des Kreuzes. Der Caritasverband Offenbach habe aus schlichter
Geldnot tüchtige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlassen müssen, die er zur
Bewältigung seiner Arbeit dringend gebraucht hätte – auch dies ein Kreuz.
J. Otto Weber
Kontakt:
Ökumenischer
Dekanatsarbeitskreis „Arbeit und Soziales“, Offenbach
Pfarrer Kurt
Sohns – Tel. 069-8007130
Pfarrerin Anja Harzke, Tel. 069-86003941