Gießen/Bad Nauheim. - Ihre Arbeit wird oft kaum wahrgenommen. Weder die Öffentlichkeit noch die Pfarrgemeinden bekommen viel mit von dem, was ehrenamtliche Caritasmitarbeiter leisten. Wie wichtig ihr Engagement dennoch für den Caritasverband und die Kirche ist, wurde ihnen bei einem „Dankeschön-Tag“ am 11. September in Bad Nauheim gezeigt. Rund 150 ehrenamtlich Tätige aus dem Caritasverband Gießen und den Gemeinden der vier oberhessischen Dekanate freuten sich über ein abwechslungsreiches Programm in der Sankt-Lioba-Schule. Sie bekamen neue Impulse für ihre Tätigkeit und machten die Erfahrung, dass sie mit ihrer Arbeit nicht allein sind.
Die Teilnehmer kamen aus dem Vogelsberg, dem Gießener Raum und der Wetterau. Sie engagieren sich für alte und kranke Menschen, für Flüchtlinge oder ausländische Mitbürger, für Schwangere in Notsituationen, in der gesetzlichen Betreuung, im Hospizdienst, bei den Caritassammlungen, in Kleiderkammern und in vielen Bereichen mehr. „Sie stellen einfach Ihre Zeit, Ihre Kraft, Ihre Kompetenz, Ihre Kreativität, sich selbst als Person freiwillig für andere Menschen zur Verfügung“, formulierte es der Giessener Caritasdirektor Bernhard Brantzen zu Beginn der Veranstaltung. Ohne das Engagement der Ehrenamtlichen bliebe die Arbeit der Hauptamtlichen in der Caritas ein Tropfen auf den heißen Stein, betonte er.
Hans-Jürgen Eberhardt, Domkapitular und Diözesancaritasdirektor, ging in einer Betrachtung des Bildes vom „Brennenden Dornbusch“ von Marc Chagall auf die Frage nach dem Warum dieses Engagements ein. Gott kenne das Leid der Menschen und er beauftrage Menschen wie Mose, nicht wegzulaufen, sondern hinzuschauen, wo Hilfe gebraucht wird. Und er verspreche nicht nur Mose: „Ich bin mit dir.“ So wie dem Mose, stelle er jedem Menschen andere Menschen zur Seite, die ihn unterstützen.
Für viel Spaß, aber auch für Nachdenkliches, sorgte das anschließende Kabarett mit Thomas Klumb, dem Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit im Bischöflichen Ordinariat in Mainz. Er bot unter anderem passende Fürbitten zum Caritassonntag: „Herr, gib uns ein offenes Ohr für alle, die ausgestoßen sind“, sprach der „Lektor“. Und „Gott“ antwortete mit dem Hinweis auf den Asylbewerber vor der Kirchentür, um den sich der Lektor kümmern solle. Der Lektor fühlte sich gestört und erklärte, dass die Fürbitte doch nicht so ernst gemeint gewesen sei.
Nach dem Mittagessen bot das Organisationsteam um Christine Wissel mehrere Workshops an: Es ging um meditative Tänze, Frauen und Männer in der Bibel, Trommeln, einen Spaziergang im nahegelegenen Kurpark und eine Meditation. Viele strahlende Gesichter zeigten den Veranstaltern anschließend, dass die Angebote gut angekommen waren.
Der Abschluss und Höhepunkt des Tages war dann ein Gottesdienst mit Weihbischof Dr. Werner Guballa in der Bonifatiuskirche, der zugleich der Auftakt zum Caritassonntag für die vier Dekanate sein sollte. Die Caritas (Nächstenliebe) sei ein Wesenszug der Kirche. „Sie geben diesem Wesenszug der Kirche ein Gesicht“, betonte Guballa im Blick auf die Ehrenamtlichen. „Es bedarf der Menschen, die nicht wegsehen und die die Botschaft weitergeben, dass das Leben eine Kostbarkeit ist“, so Guballa weiter. So seien die ehrenamtlich Tätigen in der Caritas „Felsen der Verlässlichkeit“, auf die andere bauen und die andere anstecken könnten, Ähnliches zu tun. Dieser Dienst am Nächsten verändere die Welt.
Andrea Kipp