"Halbzeit" im "Netzwerk Weisenau"
des Caritasverbandes Mainz e. V. und der Kath. Pfarrgemeinde Mariä Himmelfahrt
Mainz, 29. Mai 2000:
1997 startete das Modellprojekt "Netzwerk Weisenau" in der Hopfengartenstraße 43 in Mainz-Weisenau. Wie der Projektleiter Michael Heinz erläutert, entwickelte sich bereits 1995 in der Allgemeinen Lebensberatung des Caritasverbandes Mainz das Ziel, näher bei den Menschen zu sein. Nach einer Bedarfsanalyse und Kooperationsverhandlungen mit der örtlichen Pfarrgemeinde fiel die Entscheidung auf die Kath. Pfarrgemeinde in Mainz-Weisenau. Das Projekt ist zeitlich begrenzt auf fünf Jahre und unterliegt Qualitätsstandards sowie einer detaillierten Zielplanung und Überprüfung.
Gemeindereferentin Lioba Breu-Wedel stellte die Hausaufgabenbetreuung als ältestes Projekt im Netzwerk vor. An jeweils vier Nachmittagen nutzen insgesamt 21 ausländische Grundschulkinder das Angebot. Viele mehr würden gerne von dem Angebot Gebrauch machen, wie die Warteliste zeigt. Das Netzwerk regt an, Deutschkurse für Mütter zu organisieren, um sie in ihrer Erziehungsarbeit zu unterstützen.
"Die Lebens- und Sozialberatung ist ein offenes Angebot an die Bevölkerung im Stadtteil" erläutert Sozialpädagogin Elke Ries. "Sie wird von Jahr zu Jahr stärker angenommen." 44% der im letzten Jahr Beratungssuchenden waren allein erziehend, der Anteil der Frauen überwiegt. Langfristige und zeitintensive Beratungen nehmen zu.
"Der preisgünstige Familienurlaub im Jahr 1999 für allein stehende, allein erziehende Menschen und Familien mit Kindern war 1999 bereits gut frequentiert", berichtet Michael Heinz, der das Konzept mit Weisenauern Bürgern entwickelt hatte. Für 2000 ist der Familienurlaub trotz Erhöhung der Bettenzahl wieder ausgebucht. 80% der Teilnehmer sind Sozialhilfeberechtigte, 80% waren allein erziehend. Der Kostenbeitrag wird individuell errechnet. Er kann beispielsweise für eine Erwachsene und ein Kind, bei einer Woche Ferien, bei 80 DM liegen. Zuschüsse des Landes, der Stadt Mainz, des Caritasverbandes und Spenden ermöglichen dieses Angebot. In diesem Jahr spendet die Firma Sonnenschein die Nutzung eines Busses für die gesamte Fahrt. Die Teilnehmer beteiligen sich aktiv an der Planung und Ausgestaltung der Fahrt.
Sozialpädagogin Elke Ries informiert zur Planung der "Aktivierenden Befragung". "Bürger sollen befragt werden, wie sie ihren Stadtteil sehen und Veränderungen mit gestalten." Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet. Die Interviews sollen bis September 2000 erfolgen, bis Ende Oktober ausgewertet und der Öffentlichkeit präsentiert werden.
In seiner Bilanz sieht Sozialarbeiter Michael Heinz, dass durch die Arbeit des Netzwerkes in Weisenau eine Basis für Einrichtungen geschaffen wurde, zusammen zuarbeiten. Es wurde der Verein "Nachbarschaftshilfe Weisenau e.V." als Tauschbörse für gegenseitige Hilfeleistungen gegründet. Zur Förderung, Begleitung und Vernetzung der Friedrich-Ebert-Schule mit anderen Einrichtungen wurde eine Planungs- und Koordinierungsgruppe mit dem Ziel der Integration von Schulsozialarbeit und aufsuchende Jugendsozialarbeit gegründet. Künftig wird der Schwerpunkt zugunsten noch stärkerer Bürgerorientierung verschoben. "Bedürfnisse und Themen der Bürger wollen wir ins Auge fassen, die Arbeit danach orientieren." Die aktivierende Befragung soll den Bedarf ermitteln und hierzu eine erste Grundlage sein.
Der Leiter der Allgemeinen Lebensberatung des Caritasverbandes Mainz, Sepp Bartmann, sieht die "Halbzeit" im Projekt als Datum zum Hinschauen, Innehalten und Reflektieren. Er würdigt die erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Pfarrgemeinde und die konkret geleistete soziale Arbeit. Er bedauert, dass von Seiten der Stadt trotz großer Wertschätzung bisher keine finanzielle Förderung möglich ist. "Caritasverband und Pfarrgemeinde übernehmen mit dem Netzwerk einen kommunalen Auftrag."
Pfarrer Christian Nagel kann sich nicht mehr vorstellen, wie die Zeit ohne das "Netzwerk" war. Der Pfarrgemeinderat der Pfarrei Mariä Himmelfahrt sieht einen großen Gewinn für die Gemeinde. "Der diakonische Aspekt der Pfarrgemeinde ist gestärkt." Pfarrer Christian Nagel lobt die Vernetzung mit örtlichen Organisationen und Gremien. Er spricht vom Segen, dass es der Stadtteilarbeitsgemeinschaft gelungen ist, mit dem Fahrplanwechsel die nötige Busquerverbindung zwischen Unter- und Oberdorf zu ermöglichen.
Die zweite Halbzeit ist im Netzwerk Weisenau gestartet. Das Ende des Projektes ist mit Oktober 2002 abzusehen, wie es dann weitergeht wird 2002 man dann erfahren.
Anne Stein
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