Hessen. - Der Andrang zur Auftaktveranstaltung war
groß: Der Suchthilfeverbund der Caritas in Hessen hat seine Tätigkeit gestartet
und sich selbst vorgestellt. Über 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren
dazu auf Einladung des Caritasverbandes Darmstadt nach Frankfurt ins Haus der
Volksarbeit gekommen, Vorausgegangen war, dass sieben Caritasverbände aus den
drei Diözesen Mainz, Limburg und Fulda bereits im September letzten Jahres
einen Vertrag zur Gründung eines Suchthilfeverbundes unterzeichnet hatten, der
jetzt – am 9. März - vorgestellt wurde.
Ausgangslage war, dass in Hessen viele Menschen an
Abhängigkeitserkrankungen von sogenannten legalen Drogen wie Alkohol oder
Nikotin leiden. So sind zum Beispiel rund 117.000 Menschen alkoholkrank. Viele
weitere sind süchtig nach Tabak oder Glücksspiel, leiden an
Medikamentenmissbrauch oder Essstörungen. Die Gründe sind vielfältig: zum
Beispiel Unzufriedenheit, Frust, Ärger, Überforderung, Trauer, Angst oder
Depression.
Suchtkranke brauchen bestmögliche Beratung und Hilfe
Der Hilfebedarf für diese Menschen ist sehr groß.
Die Caritasverbände in Darmstadt, Frankfurt, Fulda, Gießen,
Main-Kinzig-Kreis
, Offenbach und Wiesbaden halten
eine
Reihe von Hilfeangeboten für die
Hilfesuchenden vor: Ambulante, teilstationäre und stationäre Rehabilitation,
Beratung und Vermittlung, betreutes Wohnen und Einzelwohnen,
Informationsgruppen, sowie ein enger Kontakt zu Selbsthilfegruppen, hier vor
allem zum Caritas-Fachverband Kreuzbund. Da das Angebot oft von Region zu Region
unterschiedlich ist, ist auch das Hilfeangebot für die Betroffenen
unterschiedlich. Die Caritasdirektorinnen und –direktoren der erwähnten
Caritasverbände sahen in dieser räumlichen Trennung jedoch zu große Nachteile
für die Betroffenen. „Hat eine abhängigkeitserkrankte Person das Ziel, den Weg
zum suchtmittelfreien Leben zu finden, so braucht sie Beratung und Information
über die Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten. Diese müssen bestens und
individuell auf die betroffene Person
abgestimmt sein. Der Wohnort darf dabei keine Rolle spielen“, so der
Direktor des Caritasverbandes Darmstadt, Dr. Werner Veith.
Der Suchthilfeverbund soll diese wohnortunabhängige
Hilfe umsetzen. „Wir haben durch den Suchthilfeverbund der Caritas in Hessen in
unserer Region ein richtiges Netzwerk aufgebaut. Damit öffnen sich die
Einrichtungen der Suchthilfe nach außen und verbinden ihre Einzelleistungen zu
einem vollständigen Angebot“, erläutert Veith die Vorteile des Verbundes. Ziel
ist es, dem Patienten eine nahtlose Versorgung aus einer Hand anzubieten.
Niemand soll zum Beispiel auf einen Spezialisten verzichten müssen, nur weil er
im Einzugsbereich eines anderen Caritasverbandes wohnt.
Zusammenarbeit über Diözesangrenzen hinweg
Der Suchthilfeverbund arbeitet über die kirchlichen
Diözesangrenzen hinaus zusammen. Die sieben Bezirkscaritasverbände bieten somit
allen Betroffenen das gleiche Angebotsspektrum an, die gleiche Beratung,
Unterstützung und Therapie. So stehen Fachambulanzen, Psychosoziale
Beratungsstellen, eine Tagesrehabilitation, eine Fachklinik für Suchtkranke und
eine Adaptionseinrichtung als Hilfeangebote innerhalb des Verbundes zur
Verfügung. In wertvoller Weise werden sie für Suchtkranke und Angehörige
ergänzt durch die Hilfe der 150 Selbsthilfegruppen des Kreuzbundes in Hessen.
„Die Flexibilität ist ein wesentlicher Vorteil für
die Betroffenen. Ändern sich während der Behandlung die Bedürfnisse, kann ohne
Verzögerung die Behandlungsform im Verbund gewechselt werden“, so die
Caritasdirektorin Barbara Handke vom Caritasverband Wiesbaden. „Wir erhoffen
uns dadurch eine Verringerung des Rückfallrisikos.“
Ulrike Steffgen vom Caritasverband Darmstadt
Koordinatorin
Seit Januar dieses Jahres übernahm die
Diplom-Pädagogin Ulrike Steffgen die neu geschaffene Koordinatorenstelle für
den Verbund. „Meine drei großen Ziele sind: Erstens, eine verbesserte Angebotsstruktur
für die Betroffenen und Angehörigen. Zweitens, eine bessere
Kooperationsstruktur innerhalb der Ambulanzen und stationären Einrichtungen.
Und drittens: Die Legale Sucht in Hessen mehr in den Blickpunkt der
Kostenträger und Rentenversicherer zu rücken, denn leider wird die legale Sucht
nicht so gesehen wie die illegale, obwohl von ihr deutlich mehr Personen
betroffen sind und es eine hohe Sterberate gibt“, so die engagierte
Koordinatorin. Durch ihre 20jährige Tätigkeit beim Caritasverband Darmstadt hat
Ulrike Steffgen zahlreiche Kenntnisse über die Caritasverbände und deren
Strukturen und Kenntnisse im Suchtbereich gesammelt. All dies wird ihr bei
dieser neuen Aufgabe von großer Hilfe sein.
Wissenschaftliche Begleitung durch Prof. Gehrmann
Unterstützt und finanziert wird der Verbund von der
Aktion Mensch. Eine wissenschaftliche Begleitung erfolgt durch Prof. Dr.
Hans-Joachim Gehrmann vom Fachbereich Sozialpädagogik der Hochschule Darmstadt.
Das Netzwerk kann durch weitere Anbieter, die sich ihm anschließen möchten,
erweitert werden. Alle, die Suchthilfe brauchen, können bereits seit einiger
Zeit unter der kostenlosen Hotline 0800 /8877600 schnell und unkompliziert
Hilfe erfahren. Die Sorgen des Anrufers werden entgegengenommen und als Anfrage
den Suchtberatern zur Verfügung gestellt. Diese stellen innerhalb kürzester
Zeit eine adäquate und professionelle Hilfestellung zur Verfügung.
Claudia Betzholz
Kontakt:
Kostenlose Hotline 0800 / 8877600
Für Rückfragen steht die Koordinatorin vom
Suchthilfeverbund der Caritas in Hessen, Ulrike Steffgen, unter Fon 06151 /
3605761 zur Verfügung
Stichwort: Suchthilfeverbund in Hessen
3 Diözesen: Fulda, Limburg, Mainz
7 Caritasbezirksverbände: Darmstadt, Frankfurt,
Fulda, Gießen, Main-Kinzig-Kreis, Offenbach, Wiesbaden
12 Fachambulanz-Niederlassungen in:
Darmstadt – Dieburg – Erbach – Frankfurt – Friedberg
– Fulda – Gelnhausen - Gernsheim – Heppenheim – Offenbach – Rüsselsheim
Tagesrehabilitation
Fachklinik „Am Birkenweg“, Darmstadt, 20
Behandlungsplätze für Männer und Frauen
Stationäre Behandlung
Fachklinik für Abhängigkeitserkrankungen „Klinik
Schloß Falkenhof“, Bensheim
68 Behandlungsplätze für Männer
Adaptionseinrichtung
„An der Bergstraße“, Heppenheim
12 bis 14 Behandlungsplätze für Männer und Frauen
Betreutes Wohnen und Betreutes Einzelwohnen
7 Plätze Betreutes Wohnen in einer Wohngemeinschaft
in Darmstadt, Dieburg, Erbach und Heppenheim. 90 Plätze Betreutes Einzelwohnen
in Heppenheim, Gelnhausen, Wiesbaden, Fulda und Friedberg.
Kreuzbund in Hessen
Die Kreuzbund-Diözesanverbände Fulda, Limburg und
Mainz bilden mit ihren 150 Selbsthilfegruppen und einzelnen Gesprächskreisen,
sofern sie im Bundesland Hessen liegen, den Kreuzbund Hessen. In den Gruppen
des Kreuzbundes treffen sich wöchentlich etwa 2.000 Menschen, um gemeinsam ein
Leben ohne Suchtmittel zu gestalten.