Mainz. – Durch die angekündigten radikalen Streichungen des hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch sieht sich die Caritas für den hessischen Teil der Diözese Mainz ins Herz getroffen. So Peter Deinhart, stellvertretender Geschäftsführer des Verbandes. Wenn die Streichungen Wirklichkeit werden sollten, muss der Eindruck entstehen, dass sich das Land Hessen aus seiner sozialen Verantwortung gerade den schwächsten Gliedern der Gesellschaft gegenüber verabschiedet. Die geplanten Streichungen im Sozialen betreffen vor allem die Hilfen für Personengruppen, die am meisten am Rande stehen: Obdachlose, Bewohner von Sozialen Brennpunkten, Frauen in Notsituationen, Suchtkranke, Psychisch Kranke, überschuldete Menschen und Ausländer in schwierigen Situationen. Es gilt aber auch für Normalsituationen wie zum Beispiel die Erziehungsberatung.
Jeder der drei hessischen Bezirkscaritasverbände in Darmstadt, Gießen und Offenbach hat nach den jetzigen Streichungsplänen mit Kürzungen in Höhe von 250.000 und 350.000 Euro zu rechnen. Deinhart erinnert daran, dass die Caritas mit der Suchtkrankenhilfe, den Hilfen für psychisch Kranke, der Erziehungsberatung, der Sozialberatung und der Schuldnerberatung Aufgaben wahrnimmt, die primär Sache des Sozialstaates sind. Mit der Gemeinwesenarbeit in sozialen Brennpunkten und darüber hinaus leistet die Caritas einen erheblichen Beitrag zum sozialen Frieden. Sie gibt Menschen in hoffnungsloser Situation Halt und eine Zukunftsperspektive, was durch die Kürzungen zunichte gemacht würde. Im Schmelztiegel der Nationen Rhein-Main leisten die Migrationsdienste der Caritas einen unschätzbaren Beitrag zum friedlichen Zusammenleben der Menschen miteinander, der gefährdet ist. Die Suchtkrankenhilfe der Caritas in Zusammenarbeit mit den Selbsthilfegruppen des Kreuzbundes fängt Menschen auf, die - ausgelöst nicht selten durch Arbeitslosigkeit – ihre Hoffnungslosigkeit durch Alkohol und Medikamente zu verdrängen suchten. Mit ihrem Einsatz für psychisch Kranke trägt die Caritas erheblich dazu bei, den Aufenthalt in Psychiatrischen Landeskrankenhäusern zu verkürzen oder zu vermeiden – vor wenigen Jahren ein erklärtes Ziel des Staates. „Es kann nicht sein“, so Deinhart, „dass dieser guten und bewährten Arbeit der Boden entzogen wird. Der Staat darf sich nicht auf Kosten derer sanieren, die Opfer einer falschen Politik in der Vergangenheit sind. Tausende von Menschen, die in Not geraten sind, dürfen nicht alleine gelassen werden - während eine Vielzahl sozial engagierter Fachkräfte ihren Arbeitsplatz verliert.“
J. Otto Weber