Mainz. "Lust?! Sexualität als Beratungsthema" lautete der Titel des heutigen Fachtags der Caritas im Bistum Mainz. Etwa 70 Ehe- und Erziehungsberater trafen sich zum Austausch im Bischof-Stohr-Haus in Mainz-Bretzenheim.
Mit seinem Schreiben "Amoris Laetitia" hat Papst Franziskus 2015 richtungsweisende Aussagen zum Stellenwert von Liebe, Ehe und Familie gemacht. Diese neue kirchliche Sichtweise hat auch Konsequenzen für die Eheberatung im Bistum Mainz.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand dabei die Frage, wie die Themen Lust und Leidenschaft in der Beratung von Paaren angesprochen werden. In den Eheberatungsstellen der Caritas steht ratsuchenden Paaren ein professionelles Angebot zur Verfügung. Im Hinblick auf sexuelle Wünsche und Verletzungen besteht häufig eine grundsätzliche Scheu, diese offen anzusprechen. Gegenüber katholischen Beratungsstellen haben Paare eine gewisse Verunsicherung, ob diese Themen dort Platz haben. In seinem Begrüßungswort ermutigte Diözesancaritasdirektor Thomas Domnick die Berater, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, sprachfähig zu werden und Paare sprachfähig zu machen.
In seinem Referat zur Bedeutung der Eheberatung in der Beziehungspastoral betonte der neue Mainzer Bischof Peter Kohlgraf, "dass Seelsorge immer auch Beziehungsgeschehen, ein Verstehen wollen des Anderen, ist. Insofern sind die Beratungsdienste der Caritas als kirchlich-pastorales Angebot zu verstehen, auch wenn Gott nicht ausdrücklich im Beratungsprozess genannt wird."
Professor Dr. Stephan Goertz von der Universität Mainz skizzierte in seinem Referat moraltheologische Perspektiven in bezug aus Sinnlichkeit und Sittlichkeit.
Die Leiterin des Hans Jellouschek Instituts, Freiburg, Friederike von Tiedemann beleuchtete in ihrem Vortrag die Themenfelder Liebe, Lust und Partnerschaft als relevant für die Paarberatung.
In den anschließenden Workshops wurden die Themen vertieft und durch Fallbeispiele aus der Beratungsarbeit ergänzt.
"Es ist uns mit diesem Fachtag gelungen, die Bedeutung von Leidenschaft und Sexualität in der Paarberatung deutlich zu machen. Die positive Resonanz und die hohe Teilnehmerzahl zeigen, dass dies ein relevantes Thema in unserer Beratungsarbeit ist", resümierte Diözesancaritasdirektor Thomas Domnick.(mcb)
