05.
Juni 2012
Caritas eröffnet Sommersammlung in Darmstadt
Armut macht krank – jeder verdient
Gesundheit!
- Caritas gibt den
„Sprachlosen“ eine Stimme
Mainz/Darmstadt.
Es herrschte reges
Treiben auf dem Wilhelminenplatz rund um die St. Ludwigkirche. Etwa 150 Menschen
waren der Einladung des Caritasverbandes Darmstadt e. V. und des Caritasverbandes
für die Diözese Mainz e. V. zur Eröffnung der Caritas Sommersammlung gefolgt
und feierten einen festlichen Gottesdienst mit Domkapitular Hans-Jürgen Eberhardt
und sechs weiteren Zelebranten. Der Gottesdienst stand unter dem diesjährigen
Caritas-Jahresthema
„Armut macht krank –
jeder verdient Gesundheit.“
In
den anschließenden Podiumsdiskussionen im Zelt wurde das Thema weiter
vertieft. O
berbürgermeister Jochen
Partsch
,
Caritasdirektor Dr. Werner Veith, Bereichsleiterin Nicole Fröhlich von der
Darmstädter Fachberatungsstelle Teestube KONKRET des Diakonisches Werkes und
Dr. Wolfgang Kauder, Ärztlicher Leiter der Malteser Migranten Medizin in Darmstadt
eröffneten
unter der Moderation von Karin
Abenhausen
mit dem Thema
„Arme Menschen mit und ohne
Krankenversicherung – Wege ins System“ die Runde.
Sie
diskutierten
über
Patienten, die es gar nicht geben dürfte: Menschen ohne Krankenversicherungsschutz,
Deutsche und Ausländer, die von der medizinischen Grundversorgung
ausgeschlossen sind, obwohl seit fünf Jahren ein Anspruch auf Versicherung
besteht. Doch auch im qualitativ hochwertigen Gesundheitssystem Deutschlands
gibt es Schwachstellen. Immer wieder fallen Menschen durch das Netz. So haben
in Deutschland bis zu 800.000 Menschen keinen Zugang zur medizinischen
Versorgung, im Großraum Darmstadt leben etwa 8.000 von ihnen: Es sind EU-Bürger
ohne Versicherungsschutz, Migranten ohne gültigen Aufenthaltsstatus aber auch
Deutsche, die ihre Krankenversicherungsbeiträge nicht mehr aufbringen können.
„Gescheiterte Selbständige, Freiberufler, Handwerker, Künstler, die aus der
privaten Krankenversicherung ausgeschieden sind“, so Dr. Kauder. „Aus
finanzieller Not gehen die Menschen nicht zum Arzt, bis sich ihr Gesundheitszustand
so verschlimmert, dass er lebensbedrohlich wird.“
Doch diese Zustände sind für die Caritas nicht hinnehmbar.
„In Deutschland darf Gesundheit
nicht länger von Einkommen, Bildung oder dem Aufenthaltsstatus eines Menschen
abhängen. Wir brauchen ein Gesundheitssystem, zu dem alle Zugang haben. Dazu
eine Politik, die Armut und Arbeitslosigkeit bekämpft, denn jeder verdient
Gesundheit“, so
Caritasdirektor Dr. Werner Veith. Die
Caritas Hessen fordere daher u.a.
die Abschaffung von Zuzahlungen zu
Medikamenten und zu Hilfsmitteln wie Brillen für Personen unter der
Pfändungsfreigrenze sowie die sofortige und dauerhafte Abschaffung der umstrittenen
Praxisgebühr. Auf arme Menschen habe die Gebühr und die Zuzahlungen eine
abschreckende Wirkung: Arztbesuche würden aufgeschoben oder vermieden, dadurch
könnten Krankheiten verschleppt oder chronisch werden. Daher haben arme
Menschen eine deutlich geringere Lebenserwartung: bei einer Frau aus der
Armutsrisikogruppe sind es rund acht Jahre im Vergleich zu einer gut
verdienenden Frau, bei Männern sind es elf!
Doch nicht
nur Armut macht krank, sondern auch schlechte Arbeitsbedingungen und Langzeitarbeitslosigkeit.
In der zweiten Talkrunde setzten sich Caritasdirektor Franz-Josef Kiefer,
Markus Hansen, Geschäftsführer der Initiative Arbeit im Bistum Mainz und
Oberbürgermeister
Jochen
Partsch
damit auseinander.
Caritasdirektor
Kiefer machen die 500.000 Langzeitarbeitslosen Sorge, die noch nicht mal mehr
in den Statistiken der Bundesagentur für Arbeit geführt werden. „Die Caritas
muss diesen „Sprachlosen eine Stimme geben! Wir fordern daher ein Recht auf
Arbeit und Teilhabe für alle Menschen, wir brauchen Hilfepläne und
Individualförderung sowie die Förderung dauerhafter Beschäftigungsmaßnahmen.“
Oberbürgermeister
Partsch
kritisierte
daher auch die
Mittelkürzung
des Bundes für die Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt als „völlig
desaströs.“
Nach
den Diskussionen gab es an den Ständen und beim gemeinsamen Mittagessen noch
Zeit zum Gespräch, Diskutieren und Informieren.
Diözesancaritasdirektor
Thomas Domnick dankte herzlich der Big Band der Darmstädter Edith Stein Schule
für die musikalische Unterhaltung, allen Helferinnen und Helfern sowie den
vielen ehrenamtlichen Sammlerinnen und
Sammler in den Pfarrgemeinden. Die Caritas Sommersammlung findet bis zum 14.
Juni 2012 im ganzen Bistum Mainz, in Hessen und Rheinland-Pfalz, statt. Durch
die Spenden können viele Menschen in Not durch Angebote der Caritas unterstützt
werden. Die Hälfte der gesammelten Mittel verbleibt in jeder Pfarrgemeinde für
caritative Aufgaben vor Ort.
Claudia
Betzholz