Mit dem „Verdienstkreuz am Bande
des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland“ ausgezeichnet wurde Guido
Meudt (53), vor 27 Jahren Gründungsmitglied der Pfarrer-Landvogt-Hilfe in Mainz
und von Beginn an Vorsitzender des 1981 gegründeten gleichnamigen eingetragenen
Vereins (e. V.). Bereits am 15. Februar 1979 hat die Pfarrer-Landvogt-Hilfe,
die aus einem Gebets- und Meditationskreis junger Leute hervorgegangen ist, in
Mainz ein Kleider- und Möbellager eröffnet. Von allem Anfang an engagierte sie
sich in außergewöhnlicher Weise in Mainz für nichtsesshafte, wohnungslose und
arme Mitbürger. Auf Vorschlag der rheinland-pfälzischen Sozialministerin Malu
Dreyer und von Ministerpräsident Kurt Beck hat Bundespräsident Horst Köhler dem
langjährigen Vereinsvorsitzenden Guido Meudt die hohe Auszeichnung verliehen.
In Vertretung der Sozialministerin überreichte Staatssekretär Dr. Richard
Auernheimer ihm am Mittwoch, 8. November, im Sozialministerium in Anerkennung
seiner „um Volk und Staat erworbenen Verdienste“ die hohe Auszeichnung.
Die
Pfarrer-Landvogt-Hilfe hat sich den Namen im Andenken an Franz Adam Landvogt
gegeben, der seit 1928 Pfarrer von St. Christoph und später von St. Peter in
Mainz war. 1953 ist Franz Adam Landvogt, der sich insbesondere in den Kriegs-
und Nachkriegsjahren selbstlos für arme Menschen einsetzte, verstorben. Heute
wird der überwiegend von ehrenamtlichem Engagement getragene und auf Spenden
angewiesene Verein, korporatives Mitglied des Caritasverbandes Mainz, von etwa
75 Personen aktiv unterstützt.
Nach Eröffnung des Möbel- und
Kleiderlagers kamen vor allem wohnungslose Menschen. Die Pfarrer-Landvogt-Hilfe
nahm die Herausforderung an. Als im kalten Winter 1979/80 in Mainz zwei wohnungslose
Menschen erfroren waren, hat sie spontan in der Kirche St. Bonifaz in Mainz
eine Notübernachtung eingerichtet und im Frühjahr 1980 eine Teestube eröffnet.
Von Dezember 1982 bis Frühjahr 2001 hat die Pfarrer-Landvogt-Hilfe jeweils in
der Winterzeit eine Notübernachtung für wohnungslose Menschen eingerichtet.
Mangels geeigneter Räumlichkeiten musste dies vorübergehend eingestellt werden.
„Über 50.000 Notübernachtungen geben Zeugnis über das hohe Maß der
ehrenamtlichen Arbeit, das die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seit Gründung
des Vereins in über 130.000 Stunden geleistet haben“, würdigte Auernheimer. Die
Teestube hat bis heute Bestand und wird täglich von 50 bis 80 Personen besucht.
Von Beginn an zählt sie bis jetzt rund 350.000 Besucher. Seit 1987 gibt es – getragen
von der Pfarrer-Landvogt-Hilfe - die Start-Hilfe zur Beratung von wohnungslosen
Menschen, die mit ihren drei Sozialpädagoginnen und -Pädagogen in Teilzeit als
„Streetworker“ auch aufsuchende Sozialarbeit betreibt. 1993 wurde das
Wohnwagenprojekt „Wohnwagen statt Parkbank“ gegründet, das wohnungslose
Menschen als Übergang zu einer festen Wohnung in Wohnwagen betreut, die bei
vier Mainzer Kirchen aufgestellt wurden. Seit Frühjahr 2005 wurde jeden Freitag
ein Mittagstisch für arme Menschen eingerichtet, der durch ehrenamtliche
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betrieben wird und reihum bei den Kirchen St.
Peter, Dom/St. Quintin, St. Stephan, bei der Altmünstergemeinde und bei der
Christuskirche stattfindet.
Auernheimer erinnerte in einer -
musikalisch vom Duo Carla und Linda Röhrig aus Mainz umrahmten - Feierstunde
daran, dass mit dem Bundesverdienstkreuz Menschen ausgezeichnet werden, die
sich durch außergewöhnliche Leistungen um das Gemeinwohl verdient gemacht
haben. Guido Meudt habe sich seit seiner Jugend in vielfältiger Weise über
seine berufliche Tätigkeit hinaus engagiert. Der gelernte Glasapparatebläser
bei der Firma Schott AG in Mainz, der heute im Vorstand der CAS AG (Concepts
and Solutions Hamburg) tätig ist, war von 1967 bis 1986 Mitglied der Gewerkschaft
IG Chemie, Papier, Keramik, zeitweise Jugendvertreter im Betriebsrat und
Vertrauensmann. 1975 wurde er Mitglied bei der Kolpingfamilie Mainz-Zentral und
1978 wurde er Aktiver bei den „Mainzer Worschtathleten e. V.“. Dabei habe er
zur Förderung der deutsch-amerikanischen Freundschaft beigetragen, indem er
1988 eine Besuchsreise in die USA mit 100 Mitgliedern von rheinland-pfälzischen
Spielmannszügen organisierte, was den Grundstein zu ständigem Austausch legte
und zahlreiche Freundschaften zwischen Mainzer Familien und Familien aus
Hooksett in New Hampshire entstehen ließ. Besonders herauszuheben aber sei
Meudts soziales Engagement für die und bei der
Pfarrer-Landvogt-Hilfe, sagte Auernheimer.
Meudt selbst würdigte in seiner Dankesrede, er habe das
freiwillige soziale Engagement in seiner Familie, insbesondere bei seinem
Vater, vorgefunden und von ihr übernommen. Er freute sich über die Verleihung
des Bundesverdienstkreuzes, meinte aber, er habe nichts Außergewöhnliches
getan. „Was wäre ich ohne die anderen?“ sagte er im Hinblick darauf, dass er
von anderen Menschen geprägt und im Engagement mitgetragen worden sei. Dafür
sei er dankbar.
J. Otto Weber
Kontakt:
Pfarrer-Landvogt-Hilfe, Dagobertstraße 20, 55116 Mainz, Fon 06131 / 22 44 22
(Di und Mi 9 bis 12.00 Uhr, Mo und Do 16 bis 18 Uhr), Internet: www.plh-de
Spendenkonto: Nr. 1028 122 396 bei der Sparkasse Mainz (BLZ
550 501 20)